Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht
samt Gänseblümchen wieder. »Du denkst also, Ghule stecken
hinter den Vorfällen auf dem Campus? Irgendetwas Übernatürliches?«,
fragte sie, während sie die Tür aufschloss. »Was hast du herausgefunden,
Damon?«
Achselzuckend folgte Damon ihr ins Zimmer. »Nichts«, antwortete er
grimmig. »Aber ich glaube auf keinen Fall, dass die verschwundenen
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Studenten einfach ausgeflippt und nach Hause oder nach Daytona Beach
gefahren sind oder so was. Ich denke, dass du sehr vorsichtig sein
solltest.«
Elena setzte sich auf ihr Bett, zog die Knie an und stützte das Kinn da-
rauf. »Hast du versucht, mithilfe deiner Macht herauszufinden, was
vorgeht?«, erkundigte sie sich. »Meredith wollte deshalb mit dir
sprechen.«
Damon setzte sich neben sie und seufzte. »Liebste, so ungern ich es
auch zugebe, aber selbst meine Macht hat Grenzen«, erwiderte er. »Wenn
jemand viel stärker ist als ich, wie zum Beispiel Nicolaus es war, kann er
sich verstecken. Und wenn jemand viel schwächer ist, macht er normaler-
weise keinen so großen Eindruck auf mich, dass ich ihn suchen würde, es
sei denn, ich weiß bereits, wer er ist. Und aus irgendeinem lächerlichen
Grund« – eine Falte erschien zwischen seinen Augenbrauen –, »kann ich
Werwölfe niemals aufspüren.«
»Also kannst du uns nicht helfen?«, fragte Elena enttäuscht.
»Oh, das würde ich nicht sagen«, gab Damon zurück. Mit seinem
Finger berührte er eine lose Strähne von Elenas goldenem Haar.
»Hübsch«, fügte er gedankenverloren hinzu. »Es gefällt mir, wenn du
dein Haar so zurückkämmst.« Sie zuckte zusammen und rückte von ihm
ab und er ließ die Hand fallen. »Ich gehe der Sache nach«, fuhr er mit
glänzenden Augen fort. »Ich bin schon viel zu lange nicht mehr auf einer
ordentlichen Jagd gewesen.«
Elena war sich nicht sicher, ob sie diese Ankündigung tröstlich finden
sollte – aber auf erschreckende Weise tat sie es. »Dann wirst du gnaden-
los sein?«, hakte sie nach, und ein kleines Frösteln durchlief sie. Damon
nickte; seine langen schwarzen Wimpern verschleierten seine Augen.
Elena fühlte sich schläfrig und zugleich glücklich, weil sie Damon gese-
hen hatte, obwohl sie wusste, dass sie ihn nicht hätte hereinlassen dürfen.
Aber sie vermisste ihn ebenfalls sehr. »Du solltest besser gehen«, sagte sie
gähnend. »Gib mir Bescheid, wenn du was herausfindest.«
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Damon stand auf, doch am Fußende ihres Bettes zögerte er. »Es gefällt
mir nicht, dich hier allein zu lassen«, stellte er fest. »Nicht bei alldem,
was passiert ist. Wo sind deine Freundinnen?«
»Sie werden bald hier sein«, antwortete Elena. Und dann fügte sie
großzügig hinzu: »Aber wenn du dir solche Sorgen machst, kannst du hier
schlafen, wenn du willst.« Sie hatte ihn vermisst, jawohl. Und er benahm
sich wie ein perfekter Gentleman. Und sie musste zugeben, dass sie sich
in seiner Nähe sicherer fühlte.
»Ach ja?« Damon zog eine Augenbraue hoch und sah sie zweideutig an.
»Auf dem Boden«, sagte Elena nachdrücklich. »Ich bin mir sicher, dass
auch Bonnie und Meredith sich über deinen Schutz freuen werden.« Was
eine glatte Lüge war. Während Bonnie begeistert sein würde, ihn zu se-
hen, bestand durchaus die Chance, dass Meredith ihm absichtlich einen
Tritt verpassen würde, wenn sie durchs Zimmer ging.
Elena erhob sich und holte ihm eine Decke aus dem Schrank, dann ging
sie ins Badezimmer, um sich die Zähne zu putzen und sich umzuziehen.
Als sie zurückkam, lag Damon in die Decke eingehüllt auf dem Boden.
Sein Blick verweilte kurz auf der Wölbung ihres Halses, der aus ihrem
weißen Spitzennachthemd ragte, aber er sagte nichts.
Elena kletterte ins Bett und knipste das Licht aus. »Gute Nacht, Da-
mon«, murmelte sie.
Ein leises Rauschen erfüllte die Luft. Dann hörte sie seine Stimme an
ihrem Ohr: »Gute Nacht, Prinzessin.« Kühle Lippen streiften ihre Wange,
dann waren sie fort.
Kapitel Achtzehn
Als Elena am nächsten Morgen erwachte, war Damon weg und seine
Decke lag ordentlich zusammengelegt am Fußende ihres Bettes. Meredith
kleidete sich gerade für ihr morgendliches Training an, stumm und mit
verschlafenem Blick, und nickte nur, als Elena an ihr vorbeiging. Elena
hatte schon vor langer Zeit einsehen müssen, dass es sinnlos war, mit
Meredith sprechen zu wollen, bevor diese ihre erste Tasse Kaffee
getrunken hatte. Von Bonnie, deren Kurse erst nachmittags begann, war-
en nur
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