Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht
Abend
niemals wieder. Bis auf Bonnie schien Zander sich in einer ausschließlich
männlichen Welt zu bewegen. Aber nach zwei Tagen hatte Bonnie das
ganze Macho-Getue langsam satt. Sie vermisste es, mit Freundinnen zu
reden. Sie vermisste vor allem Elena und Meredith, obwohl sie immer
noch wütend auf sie war.
»Hey«, sagte sie zu Zander. »Möchtest du für eine Weile von hier
verschwinden?«
Zander legte ihr einen Arm um die Schultern. »Ähm … Warum?«,
fragte er und beugte sich vor, um ihren Hals zu küssen.
Bonnie verdrehte die Augen. »Ist irgendwie ganz schön laut hier,
meinst du nicht auch? Wir könnten einen ruhigen Spaziergang unterneh-
men oder so was.«
Zander wirkte überrascht, nickte jedoch. »Sicher, was immer du
willst.« Sie kletterten die Feuerleiter hinunter, begleitet von den Rufen
einiger Freunde, die anscheinend dachten, er würde etwas zu essen besor-
gen und bald mit scharfen Chicken Wings und Tacos zurückkommen.
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Sobald sie sich ein Stück von der Dachparty entfernt hatten, verebbte
der Lärm; alles war friedlich, bis auf das ferne Geräusch, wenn ab und zu
ein Auto über die nächstgelegene Straße fuhr. Eigentlich hätte es Bonnie
unheimlich sein müssen, nachts über den Campus zu wandern, aber das
war es nicht. Nicht mit Zander an der Hand. »Ist das nicht schön?«,
fragte sie glücklich und betrachtete den Halbmond am Himmel.
»Yeah«, antwortete Zander, der ihre Hand zwischen ihnen hin- und
herschwang. »Weißt du, früher bin ich abends oft mit meinem Vater
spazieren gegangen – eigentlich sind wir gejoggt. Weit raus aufs Land, im
Mondschein. Ich liebe es, nachts draußen zu sein.«
»Ah, das ist süß«, antwortete Bonnie. »Macht ihr das immer noch,
wenn du zu Hause bist?«
»Nein.« Zander zögerte und zog die Schultern hoch. Sein Haar hing
ihm ins Gesicht. Bonnie konnte seine Miene nicht deuten. »Mein Vater …
er ist gestorben. Vor einer Weile.«
»Das tut mir sehr leid«, sagte Bonnie aufrichtig und drückte seine
Hand.
»Mir geht es gut«, erwiderte Zander und starrte auf seine Schuhe.
»Aber weißt du, ich hab keine Geschwister, und meine Freunde sind für
mich so eine Art Familie geworden. Ich weiß, sie können manchmal ner-
ven, aber es sind wirklich alles gute Kerle. Und sie sind mir wichtig.« Er
sah Bonnie aus dem Augenwinkel an.
Er wirkte so besorgt, dass Bonnie das Herz aufging. Wie süß, dass
Zander und seine Freunde einander so nahestanden – das musste diese
Familiensache gewesen sein, um die er sich neulich nachts gekümmert
hatte. Er war absolut verlässlich, so viel wusste sie. »Zander«, begann sie.
»Ich weiß, dass sie dir wichtig sind. Ich will dich deinen Freunden auch
nicht wegnehmen, du Idiot.« Sie reckte sich, um ihm die Arme um den
Hals zu legen, und küsste ihn sanft auf den Mund. »Vielleicht manchmal
für eine Stunde oder zwei, aber nicht für lange, das verspreche ich.«
Zander erwiderte ihren Kuss voller Leidenschaft und Bonnie verspürte
ein Kribbeln bis in die Zehenspitzen.
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Eng umschlungen steuerten sie auf eine Bank am Wegesrand zu und
setzten sich hin, um weiterzuknutschen. Zander fühlte sich so gut unter
ihren Händen an, glatte Muskeln, weiche Haut, und Bonnie strich über
seine Schultern, seine Arme, bis hinunter zu seiner Taille.
Da zuckte Zander plötzlich zusammen.
»Was ist los?«, fragte sie und hob den Kopf.
»Nichts«, sagte Zander, der seine Hände nach ihr ausstreckte. »Ich hab
nur mit den Freunden rumgealbert. Ist manchmal ein bisschen heftig.«
»Lass mich mal sehen«, sagte Bonnie und griff nach dem Saum seines
T-Shirts. Einerseits war sie besorgt, andererseits neugierig auf Zanders
Bauchmuskeln. Bis jetzt hatte er sich überraschend bedeckt gezeigt, wenn
man bedachte, dass sie sich ein Zimmer teilten.
Zander zuckte erneut zusammen und sog den Atem durch die Zähne,
als Bonnie das T-Shirt anhob. Sie schnappte nach Luft. Zanders Bauch
war mit bösen, schwarz-purpurnen Prellungen übersät.
»Zander«, murmelte Bonnie entsetzt, »diese Prellungen sehen wirklich
übel aus. So was zieht man sich nicht einfach beim Herumalbern zu.«
Diese Prellungen sehen aus, als hättest du um dein Leben gekämpft –
oder als hätte jemand anders um sein Leben gekämpft, dachte sie und
verscheuchte die Worte gleich wieder.
»Das ist nichts. Mach dir keine Sorgen«, wehrte Zander ab und zog sein
Shirt wieder herunter. Er wollte Bonnie erneut an sich
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