Tagebuch eines Vampirs 9 - Jagd im Mondlicht
Aber Ethan hätte niemals
wissen dürfen, dass er ihm ausgerechnet dieses spezielle Buch anbieten
musste … Seine Augen wurden schmal.
»Was bringt dich auf die Idee, dass ich das wollen könnte?«, zischte er
und beugte sich über den massiven Holztisch zu Ethan vor. Er konnte
spüren, wie ihn Macht durchflutete, entfacht von seinem Zorn. Aber
Ethan wollte ihm nicht in die Augen sehen.
»Du hast mir erzählt, dass du alte Bücher magst, Stefano«, erwiderte er
und stieß ein kleines, falsches Lachen aus, während er auf den Tisch star-
rte. »Ich dachte, es würde dich interessieren.«
»Nein, danke«, sagte Stefano leise. Er konnte Ethan nicht dazu zwin-
gen, ihm in die Augen zu sehen, nicht in Gegenwart dieser Leute. Also
stand er einen Moment später auf. »Ich lehne dein Angebot ab«, erklärte
er Ethan knapp. »Auf Wiedersehen.«
Ohne sich noch einmal umzudrehen, ging er hoch aufgerichtet zur Tür.
Bevor er hinaustrat, warf er Matt – der gerade mit einem anderen Studen-
ten sprach – einen Blick zu, zuckte die Achseln und schüttelte entschuldi-
gend den Kopf. Matt nickte; er war sichtlich enttäuscht, erhob jedoch
keine Einwände.
Niemand versuchte, Stefano aufzuhalten, als er den Raum verließ. Aber
er hatte ein ungutes Gefühl im Magen. Irgendetwas stimmte hier nicht. Er
wusste nicht genug, um Matt davon abzubringen, dieser Gesellschaft
beizutreten, aber er beschloss, die Vitale Society im Auge zu behalten. Als
er die Tür hinter sich zuzog, spürte er, dass Ethan ihn beobachtete.
Kapitel Zweiunddreissig
Der Mondschein fiel durchs Fenster und tauchte Elenas Bett in silbernes
Licht. Meredith hatte sich eine ganze Weile hin- und hergewälzt, aber jet-
zt konnte Elena ihren regelmäßigen Atem hören. Es war gut, dass
Meredith endlich schlief. Sie verausgabte sich: das ständige Training, jede
Nacht Wache auf dem Campus, die Wartung all ihrer Waffen und dann
auch noch der Frust darüber, dass sie keinen einzigen handfesten Hin-
weis auf die Identität des Killers hatten.
Es war gut, dass Meredith schlief – aber auch sehr einsam, als Einzige
wach zu sein.
Elena streckte die Beine unter der Decke aus und drehte ihr Kissen, um
ihren Kopf auf die kühlere Seite zu betten. Äste klopften gegen das Fen-
ster, während Elena sich von einer Schulter auf die andere warf, in der
Hoffnung, dass sich ihre aufgewühlten Gedanken endlich beruhigten. Sie
wünschte, Bonnie wäre wieder da.
Da ertönte erneut das Klopfen am Fenster. Und dann wieder ein hartes,
forderndes Klopfen.
Langsam dämmerte Elena, dass es da draußen überhaupt keine Bäume
gab, deren Äste bis an dieses Fenster reichten. Mit hämmerndem Herzen
richtete sie sich auf.
Augen, so schwarz wie die Nacht, spähten durch die Scheibe, Haut, so
bleich wie das Mondlicht. Elenas Gehirn brauchte einen Moment, bis es
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wieder funktionierte, dann sprang sie aus dem Bett und öffnete das Fen-
ster. Damon war so schnell und anmutig, dass er bereits auf ihrem Bett
lümmelte, als sie das Fenster schloss und sich wieder umdrehte. Er
stützte sich auf die Ellbogen und wirkte völlig entspannt.
»Die ist mir aber eine schöne Vampirjägerin«, bemerkte er kühl und
schaute zu Meredith hinüber, die leise in ihr Kissen schnaufte. Doch sein
Blick war beinahe liebevoll.
»Das ist nicht fair«, verteidigte Elena ihre Freundin. »Sie ist
erschöpft.«
»Eines Tages könnte ihr Leben davon abhängen, wachsam zu bleiben,
selbst wenn sie erschöpft ist«, entgegnete Damon vielsagend.
»Okay, aber heute ist nicht dieser Tag«, gab Elena zurück. »Lass
Meredith in Ruhe und sag mir lieber, was du über Zander herausgefunden
hast.« Sie setzte sich neben Damon aufs Bett, verschränkte die Beine zum
Schneidersitz und sah ihn aufmerksam an.
Damon ergriff ihre Hand und verflocht seine Finger mit ihren. »Ich
habe nichts Eindeutiges herausgefunden«, berichtete er, »aber ich habe
einen Verdacht.«
»Wie meinst du das?«, fragte Elena geistesabwesend. Damon
streichelte mit der freien Hand sanft ihren Arm, federleicht, und sie
merkte, dass er genau beobachtete, ob sie Einwände erheben würde. In-
nerlich zuckte sie die Achseln. Was spielte das noch für eine Rolle? Ste-
fano hatte sie verlassen; es gab jetzt keinen Grund mehr, Damon wegzus-
toßen. Sie blickte zu Meredith hinüber, aber ihre Freundin schlief immer
noch tief und fest.
Damons dunkle Augen glitzerten im Mondlicht. Er schien zu spüren,
was
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