Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
nicht unsterblich machen, weil sie im Einklang mit der Natur bleiben müssen. Elena könnte also von einem Wagen überfahren werden oder an einer Krankheit sterben, aber sie kann nicht von dem Biss oder dem Zauber eines Vampirs getötet werden oder«– er wedelte mit der Hand in die Richtung, in die Nicolaus und seine Vampirarmee verschwunden waren– »v on einem magischen Dolch.«
»W enn Nicolaus sie nicht töten kann«, folgerte Meredith und begann erleichtert zu grinsen, »d ann ist genau das unsere Waffe. Elena ist sicher.«
Andrés runzelte die Stirn. »W arte«, erwiderte er. »S ie kann nicht auf übernatürliche Weise getötet werden. Aber wenn Nicolaus das herausfindet, könnte er sie mit einem einfachen Seil oder einem Küchenmesser töten.« Stefano zuckte zusammen und Andrés sah ihn mitfühlend an. »E s tut mir leid«, fügte er hinzu. »I ch weiß, es ist hart, jemanden zu lieben, der so verletzbar ist wie ein Mensch.«
Ein in die Länge gezogenes Heulen, das von Unglück und Verlust kündete, erhob sich vom Fuß des Baumes, an den Chad geschleudert worden war. Die Wölfe hatten den zotteligen Körper mit ihren Nasen angestupst, gewimmert und geknurrt– nur um die Bestätigung dessen zu erlangen, was Stefano bereits gewusst hatte, seit Chad auf dem Boden aufgeschlagen war: Chad war tot.
Nicht nur Menschen, dachte Stefano trostlos. Jeder Sterbliche ist so verletzbar.
»W ir müssen ein Gelübde ablegen«, erklärte er und betrachtete die erschütterten Gesichter um ihn herum. »N iemand darf von Elenas Kräften erfahren– und niemand darf erfahren, dass sie eine Wächterin ist. Absolut niemand. Wenn Nicolaus das herausfindet, ist das ihr sicherer Tod.« Stefano war übel und schwindelig vor Panik. Wenn Nicolaus Elenas Geheimnis lüftete… er schaute sich unruhig um. Wenn auch nur einem Einzigen von ihnen etwas herausrutschte…
Meredith sah ihm entschlossen in die Augen. »I ch werde es niemals verraten«, stellte sie fest. »B ei meiner Ehre als Jägerin und als Sulez.«
Matt nickte bestätigend. »I ch werde es ebenfalls niemandem sagen«, versprach er, und auch Chloe nickte mit großen Augen.
Bonnie, Andrés und Alaric schworen es ebenfalls. Stefano hielt Elena dicht an sich gedrückt und küsste sie, bevor er sie mit einem Ruck losließ und über die Lichtung ging. Während er sich dem Kreis der trauernden Wölfe näherte, rief er leise: »Z ander.« Der riesige weiße Wolf hatte seinen Kopf neben den von Chad gelegt, und als Stefano näher kam, fuhr er mit einem warnenden Knurren in die Höhe.
»E s tut mir leid«, sagte Stefano. »A ber es ist sehr wichtig. Wenn es das nicht wäre, würde ich euch niemals stören.«
Zander drückte die Schnauze für einen Moment auf Chads Kopf, dann stand er auf und verließ den Kreis der Wölfe. Shay nahm wie selbstverständlich seinen Platz ein und legte sich neben Chad, als könne sie den toten Wolf trösten.
Als Zander vor Stefano stand, versteifte er sich, dann wand er sich und seine Muskeln zogen sich zusammen und dehnten sich aus. Zwischen den Büscheln seines dicken Fells begannen Flecken nackter Haut aufzuschimmern, und er taumelte auf den Hinterbeinen zurück, als seine Gelenke sich neu ausrichteten und knackten. Er verwandelt sich wieder in einen Menschen, begriff Stefano. Und die Verwandlung sah sehr schmerzhaft aus.
»E s tut weh, sich zurückzuverwandeln, wenn der Mond noch voll ist«, bestätigte Zander schroff, sobald er wieder Menschengestalt angenommen hatte. Seine Augen waren gerötet von Trauer und er strich sich grob mit der Hand übers Gesicht. »W as willst du?«
»C hads Tod tut mir sehr leid«, erwiderte Stefano. »E r war ein loyales Mitglied deines Rudels und ein wertvoller Verbündeter für uns alle.«
Ein wirklich netter Junge, dachte Stefano und spürte eine Beklemmung, als er sich daran erinnerte, dass Chads Tod letztendlich seine Schuld war: Nicolaus war in diesen Teil der Welt gekommen, um Catarina zu rächen, die einst ihrerseits Stefano gefolgt war. Stefanos eigene Vergangenheit hatte zum Tod eines freundlichen, neunzehn Jahre alten Werwolfs geführt, der niemals irgendjemandem etwas zuleide getan hatte.
»W ir gehen ein Risiko ein, wenn wir kämpfen– das wissen wir alle«, gab Zander knapp zurück. Sein für gewöhnlich so offenes Gesicht war verschlossen: Die Trauer des Rudels war nichts für Außenseiter. »I st das alles?«
»N ein, ich brauche dein Wort. Elenas Wächterkräfte sind der einzige Grund,
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