Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
warum Nicolaus sie heute Nacht nicht töten konnte«, erklärte Stefano. »D u und dein Rudel, ihr müsst mir versprechen, niemandem zu erzählen, dass sie eine Wächterin ist.«
»W ölfe sind loyal«, sagte Zander. »W ir werden es niemandem verraten.« Dann wandte er sich von Stefano ab und machte zwei lange Schritte zurück zum Kreis der Wölfe, während sein Körper sich bereits wieder verwandelte.
Am Rande der Lichtung ergriff Matt Chloes Hand und bemerkte, dass sie zitterte; ein kleines, angespanntes Beben durchlief ihren zusammengekauerten Körper. Ihm war kalt, aber Vampire froren doch nicht, oder?
»B ist du okay?«, fragte er leise.
Chloe presste sich ihre freie Hand auf die Brust, als hätte sie Mühe zu atmen. »E s waren so viele Menschen da«, antwortete sie. »E s war hart, mich zu beherrschen. Das Blut– ich konnte das Blut von ihnen allen auf der Lichtung riechen. Und als der Wolf starb…«
Matt verstand. Bei seinem Tod war Chad frisches Blut aus der Schnauze gelaufen, und Matt hatte gespürt, wie Chloe sich neben ihm versteifte. »I st schon okay«, sagte er jetzt. »L ass uns ins Bootshaus zurückkehren. Du warst einfach noch nicht bereit für so viele Leute, vor allem da ihr Blut vom Kampf erhitzt war.«
Als er Chloe genauer betrachtete, sah er, dass ihr Kiefer sich veränderte und ihre Reißzähne sich unwillkürlich herabsenkten. Kein Wort mehr über erhitztes Blut!, dachte er.
Chloe wandte den Kopf zur Seite und versuchte, ihre Eckzähne zu verbergen, und da bemerkte Matt noch etwas anderes. An Chloes Kinn, in der Nähe ihrer Lippen, war ein langer roter Streifen. »W oher kommt das?«, fragte Matt und hörte die Schärfe seiner eigenen Stimme, als er Chloes Hand losließ.
»W as?«, fragte Chloe erschrocken und fuhr sich mit den Fingern über ihr Gesicht. »I ch… ich weiß nicht, was du meinst.« Sie mied jedoch Matts Blick.
»H ast du getrunken?«, fragte Matt und versuchte, sich zu beruhigen, um Chloe nicht zu verängstigen. »V ielleicht von Chad, nachdem er gestorben ist? Ich weiß, dass das auf den ersten Blick nicht so schlimm erscheint, weil er in Wolfsgestalt war, aber Werwölfe sind trotzdem Menschen.« Himmel, was rede ich da eigentlich?, fragte er sich.
»N ein!« Chloe riss die Augen weit auf und ihre Pupillen waren ganz klein. »N ein, Matt, das würde ich nicht tun!« Sie wischte sich noch einmal übers Gesicht und versuchte, die Blutspur zu beseitigen. »W ir waren die ganze Zeit zusammen!«
Matt runzelte die Stirn. »N icht die ganze Zeit«, widersprach er. »I ch habe dich während des Kampfes für eine Weile aus den Augen verloren.« Chloe wusste ganz genau, dass sie getrennt gewesen waren. Warum behauptete sie etwas anderes?
Chloe schüttelte heftig den Kopf. »I ch habe von niemandem getrunken«, beharrte sie, aber ihr Blick zuckte nervös zur Seite. Matt wurde übel, als er sich eingestehen musste, dass er keine Ahnung hatte, was er glauben sollte. Chloe seufzte. »B itte, Matt«, murmelte sie. »I ch verspreche, dass ich dich nicht belüge.« Tränen glänzten in ihren großen braunen Augen. »I ch werde ganz bestimmt nicht zu einem Wesen, vor dem man Angst haben muss.«
»N ein, das wirst du nicht«, erwiderte Matt. »I ch werde dich beschützen.« Chloe lehnte den Kopf an seinen und so saßen sie für eine Weile und atmeten leise durch. Und das werde ich wirklich, versprach Matt sich stumm. Ich kann ihr helfen.
Kapitel Zweiundzwanzig
Stefano hielt Elena dicht an sich gedrückt, fuhr ihr durch das seidige Haar und fühlte ihren Herzschlag an seiner Brust. Als ihre Lippen sich trafen, konnte er ihre Furcht und ihre Erschöpfung spüren und ihr Staunen über ihre neuen Kräfte. Elena wiederum spürte seine Liebe und seine Angst und seine Freude über den neuen Schutz, den sie genoss. Sie sandte ihm einen stetigen Strom der Liebe, den er erwiderte.
Es war immer wieder ein Wunder für ihn, wie die Welt plötzlich stillstand, egal wie schlimm alles war, sobald er Elena in seinen Armen hielt. Dieses menschliche Mädchen war sein Licht und sein Halt, das Einzige, worauf er sich verlassen konnte.
»S chlaf gut, meine Geliebte«, sagte er und ließ sie widerstrebend los. Elena küsste ihn noch ein letztes Mal, bevor sie in ihr Zimmer ging und die Tür schloss. Stefano hasste es, sie gehen zu lassen. Er bekam das Bild nicht mehr aus dem Kopf, wie Nicolaus ihr die Kehle aufschlitzte. Aber wenigstens würden Bonnie und Meredith jetzt bei ihr sein. Elena war
Weitere Kostenlose Bücher