Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
Damon an ihrer Seite gekämpft hatte, und er war ein würdiger Partner gewesen, schnell und mutig und gnadenlos. Das alles war auch Stefano, ohne jedoch das Vergnügen zu empfinden, das Damon am Kampf fand. Wenn man Damon nur hätte trauen können.
Zander, Shay und die anderen vier Rudelwerwölfe, die sich ohne Hilfe des Vollmonds verwandeln konnten, hatten ihre Wolfsgestalt angenommen und flankierten Stefano und Meredith. Leise, die Schwänze aufgerichtet, die Ohren gespitzt und mit gefletschten Zähnen, bewegten sie sich weiter. Zander und Shay, die das Rudel zu beiden Seiten anführten, gingen im perfekten Gleichschritt. Die fünf anderen Werwölfe, die sich erst verwandeln würden, wenn der Mond aufging, folgten ihnen ebenso wachsam und konzentriert. Matt und Chloe kamen als Nächste, auf halbem Weg zwischen den Kämpfern und den anderen.
So schlängelten sie sich auf leisen Sohlen durch die letzte Baumgruppe, bis sie endlich eine Lichtung erreichten– und sich Nicolaus gegenübersahen. Nicolaus war jetzt mit jenem schäbigen Regenmantel bekleidet, den er schon in Fell’s Church getragen hatte, wie Meredith sich mit Grauen erinnerte. Er lachte und sein Gesicht leuchtete von erschreckend guter Laune. Hinter ihm war eine große Gruppe von Vampiren versammelt, viel größer als ihre eigene, und aller Augen waren bereits erwartungsvoll auf sie gerichtet.
Plötzlich erstarrte Meredith. Sie konzentrierte sich auf ein einziges Gesicht in dieser Menge. Elena. Aber Elena war hinter ihr und Meredith hatte Elenas Gesicht noch nie mit dem Ausdruck solcher Bosheit gesehen. Und dann begriff sie: das hellere Gold des Haares, das schwächere Blau der Augen, die leicht wahnsinnige Häme in dem hübschen Gesicht. Das hier war nicht Elena. Es war Catarina, die– auf welche Art auch immer– wiedergeborene Catarina.
Und dann, direkt hinter Catarina, entdeckte Meredith noch ein weiteres Gesicht, das sie kannte, und ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus. Es konnte nicht Cristian sein. Ihr Bruder war jetzt menschlich, dafür hatten die Wächterinnen doch gesorgt. Oder etwa nicht?
Aber dort war Cristian, dessen Gesicht sie zwar nur von Bildern kannte, aber er war es. Und er lächelte sie vertraulich über die Lichtung hinweg an, seine Reißzähne deutlich sichtbar. Für einen Sekundenbruchteil lockerten sich Meredith’ Hände um ihren Stab und sie taumelte. Doch dann griff sie wieder fester zu und nahm Kampfhaltung ein. Sie hatte gedacht, ihre Familie sei in Sicherheit und Cristian ein Mensch. In diesem Moment brach alles über sie herein, aber sie hatte immer noch eine Schlacht zu schlagen.
Kapitel Zwanzig
Im nächsten Augenblick entbrannte der Kampf und Elena drückte sich im Gewimmel der schiebenden und stoßenden Leiber flach gegen einen Baum. Der Lärm war überwältigend.
Nicolaus’ Vampirarmee war viel zu groß, aber ihre Freunde hielten tapfer dagegen. Stefano, seine Züge zu einer Maske des Zorns erstarrt, rang mit einem schlanken blonden Mädchen. Als Elena einen Blick auf ihr Gesicht erhaschte, konnte sie es kaum fassen. Catarina.
Elena hatte Catarina sterben sehen, hatte sie im Feuer bersten sehen. Wie konnte sie hier sein? Catarina hob eine Hand und zerkratzte Stefano das Gesicht, ihre Finger zu Klauen gebogen; Stefano verdrehte ihr grimmig den Arm, knurrte und warf sie zu Boden, sodass Elena sie nicht länger sehen konnte.
Meredith kämpfte mit einem attraktiven, dunkelhaarigen Mann, der Elena irgendwie bekannt vorkam. Sie waren gleich stark, beide blockten die Hiebe des anderen mit tödlicher Geschwindigkeit und Effizienz ab. Meredith wirkte angespannt und ernst, ohne jene Freude am Kampf, die man ihr sonst ansehen konnte.
Matt und Chloe standen in Angriffshaltung einem weiblichen Vampir gegenüber. Chloe schirmte Matt mit ihrem Körper ab, riss der Vampirin den Kopf zurück und versuchte, sie umzudrehen, sodass Matt ihr einen Pflock durchs Herz rammen konnte. Das Vampirmädchen knurrte und wand sich unter Chloes Händen.
Ein wildes Heulen erklang vom Rande der Lichtung und die feinen Härchen in Elenas Nacken sträubten sich. Bald würde die Sonne hinter den Bäumen versinken; im Osten war der Vollmond soeben aufgegangen. Der Rest der Werwölfe hatte sich während des Kampfes verwandelt, und jetzt waren die Vampire, die mit ihnen in menschlicher Gestalt gerungen hatten, im Nachteil. Zander, der riesige weiße Wolf, und Shay, leicht zu erkennen an dem rötlichen Schimmer ihres Fells, zerrten
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