Tagebuch eines Vampirs - Jagd im Morgengrauen
Stefanos entsetzten Blick auf, als Nicolaus sie von sich stieß.
»D ein Magier und deine Hexe haben einen Weg gefunden, dich zu beschützen, wie?«, höhnte Nicolaus. Er funkelte Bonnie und Alaric an, die beide automatisch einen Schritt zurückwichen, ihre Gesichter weiß vor Angst. Dann drehte Nicolaus sich wieder zu Elena um. »K eine Sorge, meine Hübsche, es wird mich nicht daran hindern, dich zu bekommen.« Seine Stimme senkte sich zu einem angedeuteten Flüstern, und er streckte einen Finger aus, um die Linie von Elenas Oberlippe nachzuzeichnen. Er lächelte, aber seine Augen waren voller Zorn. »W as immer sie auch getan haben, ich werde den Weg zu dir finden, glaub mir.«
Er hob erneut die Stimme und sah sich langsam auf der Lichtung um. »E s gefällt uns hier, meinen Kindern und mir«, verkündete er. »A ll das frische, junge Blut– ein wunderbares Festmahl.« Einige Vampire spendeten Beifall. Er lächelte wieder und seine scharfen weißen Eckzähne glänzten. Dann spannte er die Hand um Elenas Kinn und zog sie nach vorn. »A m Ende«, fuhr er mit leiser, vertraulicher Stimme fort, »w ird nicht einer deiner Freunde überleben.«
Nicolaus drehte sich um und stolzierte über die Lichtung davon. Als er an dem von seiner Macht gebannten Rudel vorbeikam, packte er mit einer einzigen schnellen Bewegung einen Wolf– Chad, begriff Elena, als sie seine drahtige Gestalt und die weiße Blesse an seiner Kehle erkannte– und schleuderte ihn mühelos gegen einen Baum. Elena hörte Chads Knochen brechen, dann sackte er schlaff und reglos am Fuß des Baums zusammen.
Nicolaus grinste und ein Blitz zuckte am Himmel. »D as ist erst der Anfang. Ich werde euch alle bald wiedersehen.« Langsam und lässig schlenderte er in den Wald hinein und seine Vampirarmee verschmolz hinter ihm mit der Nacht. Während Nicolaus verschwand, spürte Elena, wie seine Macht sie endlich losließ, und sie sackte auf die Knie. Die Rudelwölfe, die Ersten, die sich wieder in Bewegung setzten, rasten zu Chad.
Elena schaute über die Lichtung zu Stefano. Er war bleich und still, und als ihre Blicke sich trafen, sah Elena ein Spiegelbild ihrer eigenen Angst.
Kapitel Einundzwanzig
»E lena, oh, Elena«, murmelte Stefano, während er ihr übers Haar strich. Er verspürte den Drang, sie an sich zu ziehen und sie niemals wieder von seiner Seite weichen zu lassen. »I ch hatte solche Angst. Das Gefühl, dich zu verlieren, war furchtbar. Und das Gefühl, dass ich dir gegenüber versagt habe.«
Sobald Nicolaus die Lichtung verlassen hatte und der lähmende Bann von allen abgefallen war, war Stefano zu Elena gerannt und hatte sie in die Arme genommen. Auf dem Schlachtfeld um sie herum waren alle damit beschäftigt, ihre Wunden zu versorgen, aber Stefano konnte sie nicht einmal für einen Moment loslassen.
»M ir geht es gut«, sagte Elena, ergriff seine Hand und führte sie an ihre Wange, damit er spürte, wie warm und lebendig sie war. »A ber wie kann es mir gut gehen?«, fragte sie gleich darauf verwirrt. »N icolaus hat mir die Kehle aufgeschlitzt .«
»W eißt du es, Andrés?«, fragte Stefano und drehte sich zu dem Wächter um. Meredith, Alaric und Bonnie waren ebenfalls hinzugetreten. Bonnie beobachtete die Werwölfe, die sich auf der anderen Seite der Lichtung um Chads Körper versammelten, während sie selbst bei den Menschen blieb, um den Wölfen etwas Raum für sich allein zu geben. Einige Schritte entfernt standen Matt und Chloe, halb auf der Lichtung, halb unter den Bäumen, und redeten leise miteinander.
»I ch weiß nicht mit Bestimmtheit, was sie beschützt hat«, antwortete Andrés langsam.
»A ber du musst eine ziemlich gute Vorstellung davon haben«, wandte Stefano scharf ein. »S ag es uns.« Er wusste, dass er Andrés sanfter behandeln sollte, schließlich war er der Einzige, der Elena bei ihrer Entwicklung zur Wächterin helfen konnte. Aber Stefano hatte immer noch schreckliche Angst, ihm war übel, und er fühlte sich wie ausgehöhlt von dem Moment, als er mitangesehen hatte, wie Nicolaus seinen Dolch über Elenas Kehle zog. Und er war sich sicher, dass Andrés mehr wusste, als er ihnen eben gesagt hatte.
»I ch habe gehört, dass Wächter, die sehr gefährliche Aufträge haben, manchmal auch einen besonderen Schutz genießen«, erklärte Andrés. Im hellen Licht des Vollmonds wirkte er bleich und erschöpft. »A m häufigsten werden sie vor einem übernatürlichen Tod beschützt. Ihre Wächterkräfte können sie zwar
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