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Tagebuch für Nikolas

Tagebuch für Nikolas

Titel: Tagebuch für Nikolas Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Patterson
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immer noch eine schlechte Erinnerung für mich.
    Wir gingen hinein, und mir fiel sofort eine Bibliothek auf. Der Raum war umgebaut worden, sodass er nur noch aus Bücherregalen bestand. Tausende von Büchern standen dort. Meine Blicke wanderten die Regale hinauf und hinunter: Scott Fitzgerald, John Cheever, Virginia Woolf, Anaïs Nin, Thomas Merton, Doris Lessing. Eine ganze Wand war Gedichtsammlungen gewidmet: W.H. Auden, Wallace Stevens, Hart Crane, Sylvia Plath, James Wright, Elizabeth Bishop, Robert Hayden und viele, viele andere. Ein antiker Globus stand dort, ein altes englisches Schiffsmodell mit fleckigen Segeln und Schlagseite, einige nautische Instrumente aus Messing, ein großer Kiefernholztisch, der mit Schreibblöcken und verschiedenen Papieren bedeckt war.
    »Dieser Raum gefällt mir aber sehr. Darf ich mich mal umschauen?«, fragte ich.
    »Mir gefällt er auch. Natürlich kannst du dich umschauen.«
    Ich wurde völlig überrascht von dem Deckblatt auf einem Papierstapel. Darauf stand Lieder eines Malers, Gedichte von Matthew Harrison.
    Matt war ein Dichter? Er hatte mir nichts davon erzählt. Er redete wirklich nicht gerne über sich selbst. Welche anderen Geheimnisse hatte er noch?
    »Okay, ja«, gab er zu, »ich schreibe wirklich ein bisschen. Aber das ist auch schon alles. Ich habe diese Macke, seit ich sechzehn war, und ich habe versucht, es ein wenig auszuarbeiten, seitdem ich Brown verlassen habe. Ich habe meinen Abschluss in Englisch und Anstreichen gemacht. War nur ein Scherz. Hast du jemals geschrieben, Suzanne?«
    »Nein, eigentlich nicht«, antwortete ich. »Aber ich habe daran gedacht, ein Tagebuch zu führen.«
    Nicky, mein Schatz,
    in Südfrankreich soll es eine besondere Zeit geben, die als »Nacht der Sternschnuppen« bekannt ist. In dieser Nacht stimmt alles; sie ist perfekt und voller Magie. Wenn man den Franzosen glauben darf, fließen die Sterne nur so aus dem Himmel, wie Sahne aus dem Krug.
    Genau so war es in dieser Nacht; da waren so viele Sterne, dass ich mir vorstellte, im Himmel zu sein.
    Matt sagte: »Lass uns einen Spaziergang zum Strand machen. Ich habe eine Idee.«
    »Ich habe schon gemerkt, dass du eine Menge Ideen hast.«
    »Vielleicht ist es der Dichter in mir.«
    Er schnappte sich eine alte Decke, seinen CD-Player und eine Flasche Champagner. Wir gingen einen gewundenen Pfad durch hohes Seegras entlang und fanden schließlich eine schöne Stelle, an der wir die Decke ausbreiteten.
    Matt öffnete die Flasche, und der Champagner glitzerte und funkelte in der mitternächtlichen Luft. Dann drückte er auf PLAY, und Klänge von Debussy schwebten hinauf zum sternenbesetzten Nachthimmel.
    Matt und ich tanzten wieder, und wir waren in einer anderen Zeit, an einem anderen Ort. Wir drehten uns immer und immer wieder, im Gleichklang mit dem Rhythmus des Meeres, wirbelten Sandfontänen auf, hinterließen eigentümliche Fußabdrücke. Ich ließ meine Finger über seinen Rücken und seinen Hals gleiten, ließ die Hände durch sein Haar fahren.
    »Ich wusste nicht, dass du Walzer tanzen kannst«, sagte ich.
    Er lachte. »Ich auch nicht.«
    Es war schon spät, als wir uns auf den Weg zurück vorn Strand machten, aber ich war nicht müde. Wenn überhaupt, war ich wacher als jemals zuvor. Innerlich tanzte, flog, sang ich immer noch. Ich hatte nicht erwartet, dass so etwas passieren würde. Nicht jetzt, vielleicht niemals. Es schien tausend Jahre her zu sein, dass ich den Herzanfall im Boston Common gehabt hatte.
    Ich war so glücklich, Nicky, so selig.
    Matt nahm sanft meine Hand und führte mich die Treppe hinauf zu seinem Zimmer. Ich wollte mit ihm gehen, hatte aber immer noch Angst. Ich hatte das schon eine ganze Weile nicht mehr getan.
    Keiner von uns sagte etwas, aber plötzlich stand milder Mund weit offen. Er hatte das obere Stockwerk in einen einzigen großen Raum verwandelt, einschließlich Dachfenstern, die den Nachthimmel in sich aufzunehmen schienen. Ich fand es wunderbar, was er aus dem Raum gemacht hatte. Er schaltete den CD-Player im Schlafzimmer an.
    Sarah Vaughn. Perfekt.
    Matt erzählte mir, er könne von seinem Bett aus Sternschnuppen zählen. »In einer Nacht waren es sechzehn Stück. Meine persönliche Bestleistung.«
    Er kam zu mir, langsam und bedächtig, und zog mich an sich wie ein Magnet. Ich fühlte, wie sich die Knöpfe meiner Bluse auf meinem Rücken öffneten. Die kleinen Haare in meinem Nacken richteten sich auf. Seine Finger glitten an meiner Wirbelsäule

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