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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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heilloses Durcheinander. Herr van Daan hatte eine Schürze seiner Frau umgebunden und war in seiner ganzen Dicke (er sah viel dicker aus, als er ist) mit dem Fleisch beschäftigt. Mit seinen blutigen Händen, dem roten Kopf und der bekleckerten Schürze sah er aus wie ein richtiger Metzger. Frau van Daan tat alles gleichzeitig: Niederländisch aus einem Buch lernen, die Suppe rühren, nach dem Fleisch schauen und über ihre gebrochene obere Rippe seufzen und klagen. Das kommt davon, wenn ältere (!) Damen solche äußerst idiotischen Gymnastikübungen machen, um ihren dicken Hintern wieder loszuwerden!
    Dussel hat ein entzündetes Auge und betupfte es am Herd mit Kamillentee. Pim saß auf einem Stuhl in dem Sonnenstrahl, der durch das Fenster kam, und wurde von der einen Seite zur anderen geschoben. Dabei hatte er sicher wieder Rheumaschmerzen, denn er saß ziemlich krumm und mit einem verstörten Gesicht da und schaute Herrn van Daan auf die Finger. Er sah aus wie ein alter Invalide aus einem Diakonissenheim. Peter tobte mit der Katze Mouschi im Zimmer herum, Mutter, Margot und ich pellten Kartoffeln. Aber schließlich arbeiteten wir alle nicht besonders gut, weil wir van Daan zuschauten.

    Dussel hat seine Zahnarztpraxis eröffnet. Ich werde dir zum Spaß erzählen, wie die erste Behandlung abgelaufen ist.
    Mutter bügelte, und Frau van Daan, die Erste, die dran glauben musste, setzte sich mitten im Zimmer auf einen Stuhl. Dussel fing wichtigtuerisch an, seine Instrumente auszupacken, bat um Eau de Cologne als Desinfektionsmittel und um Vaseline als Wachsersatz. Dann schaute er Frau van Daan in den Mund, berührte einen Schneidezahn und einen Backenzahn, wobei Frau van Daan sich jedes Mal krümmte, als ob sie vor Schmerzen verginge, und unzusammenhängende Töne ausstieß. Nach einer langen Untersuchung (für Frau van Daan wenigstens, denn es dauerte nicht länger als zwei Minuten) fing Dussel an, ein Loch auszukratzen. Aber daran war nicht zu denken! Frau van Daan schlug wild mit Armen und Beinen um sich, sodass Dussel irgendwann den Kratzer losließ und … dieser in Frau van Daans Zahn stecken blieb. Da war erst recht der Teufel los! Frau van Daan schlug um sich, weinte (soweit das möglich ist mit so einem Instrument im Mund), versuchte den Kratzer aus dem Mund zu bekommen und stieß ihn bei alledem noch fester hinein. Herr Dussel betrachtete das Schauspiel völlig ungerührt, die Hände in die Seiten gestemmt. Der Rest der Zuschauer lachte unbändig. Das war natürlich gemein, denn ich bin sicher, dass ich noch viel lauter geschrien hätte. Nach vielem Drehen, Treten, Schreien und Rufen hatte Frau van Daan den Kratzer endlich heraus, und Herr Dussel setzte seine Arbeit fort, als wäre nichts passiert. Er tat dies so rasch, dass Frau van Daan keine Zeit hatte, noch einmal anzufangen. Aber er hatte auch so viel Hilfe wie noch nie in seinem Leben. Herr van Daan und ich assistierten gut. Das Ganze sah aus wie auf einem Bild aus dem Mittelalter mit dem Titel »Quacksalber bei der Arbeit«. Die Patientin hatte jedoch nicht so viel Geduld, sie musste auf »ihre« Suppe und »ihr« Essen aufpassen!
    Eines ist sicher, Frau van Daan lässt sich so schnell nicht mehr behandeln!
    Deine Anne

Sonntag, 13. Dezember 1942
    Liebe Kitty!
    Ich sitze sehr gemütlich im vorderen Büro und schaue durch einen Spalt zwischen den schweren Vorhängen hinaus. Hier ist es dämmrig, aber noch hell genug, um dir zu schreiben.
    Es ist ein sehr seltsamer Anblick, wenn ich mir die Leute draußen betrachte. Es sieht aus, als hätten sie es alle schrecklich eilig und würden fast über ihre eigenen Füße stolpern. Die Radfahrer – dieses Tempo ist kaum mitzuhalten! Ich kann nicht mal sehen, was für ein Individuum auf dem Vehikel sitzt. Die Menschen hier in der Nachbarschaft sehen nicht sehr anziehend aus, und vor allem die Kinder sind so schmutzig, dass man sie nicht mal mit der Zange anfassen möchte, richtige Gossenkinder mit Rotznasen, und ihren Dialekt kann ich kaum verstehen.
    Gestern Nachmittag haben Margot und ich hier gebadet, und da sagte ich: »Wenn wir nun mal die Kinder, die hier vorbeilaufen, Stück für Stück mit einer Angel heraufholen würden, sie ins Bad stopfen, ihre Wäsche waschen und flicken und sie dann wieder laufen ließen, dann …«
    »Würden sie morgen wieder genauso schmutzig und zerrissen aussehen wie vorher«, antwortete Margot.
    Aber was fasele ich hier herum, es gibt noch andere Dinge zu sehen, Autos,

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