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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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Wohnungen und Zimmer ständig verfügbar, mit oder ohne Pension.
    Miete: gratis.
    Diätküche, fettfrei.
    Fließendes Wasser im Badezimmer (leider keine Wanne) und an diversen Innen- und Außenwänden. Herrliche Feuerstellen.
    Geräumige Lagerplätze für Güter aller Art. Zwei große, moderne Panzerschränke.
    Eigene Radiozentrale mit direkter Verbindung nach London, New York, Tel-Aviv und vielen anderen Stationen. Dieser Apparat steht allen Bewohnern ab sechs Uhr abends zur Verfügung, wobei es keine verbotenen Sender gibt, unter einer Bedingung, dass nur ausnahmsweise deutsche Sender gehört werden dürfen, z.B. klassische Musik u.Ä. Es ist strengstens verboten, deutsche Nachrichten zu hören (egal, woher sie gesendet werden) und sie zu verbreiten.
    Ruhezeiten: 10 Uhr abends bis 7.30 Uhr morgens, sonntags 10.15 Uhr. Unter besonderen Umständen werden auch tagsüber Ruhestunden abgehalten, je nach Anweisung der Direktion. Ruhestunden müssen im Interesse der allgemeinen Sicherheit unbedingt eingehalten werden!!!
    Freizeit: Fällt bis auf weiteres aus (sofern außer Haus).
    Gebrauch der Sprache: Es wird zu allen Zeiten gefordert, leise zu sprechen. Erlaubt sind alle Kultursprachen, also kein Deutsch.
    Lektüre und Entspannung: Es dürfen keine deutschen Bücher gelesen werden, ausgenommen wissenschaftliche und klassische, alle anderen sind frei.
    Gymnastik: Täglich.
    Gesang: Ausschließlich leise und nach 6 Uhr abends.
    Film: nach Abmachung.
    Unterricht: In Stenographie jede Woche eine schriftliche Lektion. In Englisch, Französisch, Mathematik und Geschichte jederzeit. Bezahlung durch Gegenunterricht, z.B. Niederländisch.
    Spezielle Abteilung für kleine Haustiere mit guter Versorgung. (Ausgenommen Ungeziefer, für das eine besondere Genehmigung erforderlich ist …)
    Mahlzeiten:
    Frühstück: täglich morgens um 9 Uhr, Sonn- und Feiertage ca. 11.30 Uhr.
    Mittagessen: zum Teil ausgedehnt. 1.15 Uhr bis 1.45 Uhr.
    Abendessen: kalt und/oder warm, keine feste Zeit, abhängig vom Nachrichtendienst.
    Verpflichtungen gegenüber der Versorgungskolonne: Bereitschaft, jederzeit bei Büroarbeiten zu helfen.
    Baden: Sonntags ab 9 Uhr steht der Zuber allen Hausgenossen zur Verfügung. Gebadet wird in der Toilette, in der Küche, im Privatbüro oder im vorderen Büro, ganz nach Wunsch.
    Starke Getränke: nur gegen ärztliches Attest.
    Ende.
    Deine Anne

Donnerstag, 19. Nov. 1942
    Liebe Kitty!
    Wie wir alle annahmen, ist Dussel ein sehr netter Mann. Er war natürlich einverstanden, das Zimmer mit mir zu teilen. Ich bin, ehrlich gesagt, nicht so erfreut darüber, dass ein Fremder meine Sachen benutzt, aber für die gute Sache muss man was übrig haben, und ich bringe dieses kleine Opfer dann auch gern. »Wenn wir jemanden retten können, ist alles andere Nebensache«, sagte Vater, und damit hat er vollkommen Recht.
    Dussel hat mich am ersten Tag, als er hier war, gleich über alles ausgefragt, so z.B., wann die Putzfrau kommt, wann die Badezimmerzeiten sind, wann man auf die Toilette gehen darf. Du wirst lachen, aber das alles ist in einem Versteck gar nicht so einfach. Wir dürfen tagsüber nicht so viele Umstände machen, dass sie uns unten hören, und wenn eine Extraperson unten ist, z.B. die Putzfrau, müssen wir extra vorsichtig sein. Ich erklärte Dussel alles sehr genau, aber etwas erstaunt mich dabei sehr, dass er so schwer von Begriff ist. Alles fragt er doppelt und behält es auch dann noch nicht. Vielleicht geht das vorbei, und er ist nur wegen der Überraschung so durcheinander. Ansonsten geht es prima.
    Dussel hat uns viel von der Außenwelt erzählt, die wir nun schon so lange vermissen. Es ist traurig, was er alles gewusst hat. Zahllose Freunde und Bekannte sind weg, zu einem schrecklichen Ziel. Abend für Abend fahren die grünen oder grauen Militärfahrzeuge vorbei, und an jeder Tür wird geklingelt und gefragt, ob da auch Juden wohnen. Wenn ja, muss die ganze Familie sofort mit, wenn nicht, gehen sie weiter. Niemand kann seinem Schicksal entkommen, wenn er sich nicht versteckt. Sie gehen auch oft mit Listen herum und klingeln nur dort, wo sie wissen, dass sie eine reiche Beute finden. Kopfgeld wird oft bezahlt, pro Kopf soundsoviel. Es ist wirklich wie bei den Sklavenjagden, die es früher gab. Aber es ist kein Witz, dafür ist es viel zu dramatisch. Ich sehe abends oft die Reihen guter, unschuldiger Menschen vor mir, mit weinenden Kindern! Immer nur laufen müssen, kommandiert von ein paar Kerlen,

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