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Tagebuch (German Edition)

Tagebuch (German Edition)

Titel: Tagebuch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Frank
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Waschschüssel.«
    »Wir haben außerdem noch eineinhalb Zentner Winterkartoffeln im Gewürzraum stehen.«
    Dieses Gerede höre ich den ganzen Tag. Invasion vorne, Invasion hinten. Dispute über Hungern, Sterben, Bomben, Feuerspritzen, Schlafsäcke, Judenausweise, Giftgase und so weiter. Alles nicht erheiternd.
    Ein Beispiel für diese unzweideutigen Warnungen unserer Herren ist das folgende Gespräch mit Jan:
    Hinterhaus: »Wir haben Angst, dass die Deutschen bei einem Rückzug die ganze Bevölkerung mitnehmen.«
    Jan: »Das ist doch nicht möglich. Dafür haben sie keine Züge.«
    Hinterhaus: »Züge? Denken Sie, dass sie die Zivilisten auch noch in Züge setzen? Keine Rede! Schusters Rappen können sie benützen.« (Per pedes apostolorum, sagt Dussel immer.)
    Jan: »Das glaube ich nicht. Sie sehen alles durch eine viel zu schwarze Brille. Was sollten sie für ein Interesse daran haben, alle Zivilisten wegzutreiben?«
    Hinterhaus: »Wissen Sie nicht, dass Goebbels gesagt hat: Wenn wir abtreten müssen, schlagen wir in allen besetzten Gebieten hinter uns die Tür zu.«
    Jan: »Sie haben schon so viel gesagt.«
    Hinterhaus: »Glauben Sie, dass die Deutschen für so eine Tat zu edel oder zu menschenfreundlich sind? Die denken: Wenn wir untergehen müssen, dann sollen alle Menschen innerhalb unseres Machtbereichs auch untergehen.«
    Jan: »Sie können mir viel erzählen, ich glaube kein Wort davon!«
    Hinterhaus: »Es ist immer dasselbe Lied. Niemand will die Gefahr sehen, bevor er sie nicht am eigenen Leib spürt.«
    Jan: »Sie wissen es doch auch nicht mit Sicherheit. Sie nehmen es auch nur an.«
    Hinterhaus: »Wir haben das alles doch selbst mitgemacht, erst in Deutschland und dann hier. Und was passiert in Russland?«
    Jan: »Die Juden müssen Sie mal außer Betracht lassen. Ich glaube, dass niemand weiß, was in Russland los ist. Die Engländer und die Russen werden aus Propagandagründen übertreiben, genau wie die Deutschen.«
    Hinterhaus: »Davon kann nicht die Rede sein. Der englische Sender hat immer die Wahrheit gesagt. Und angenommen, dass die Berichte zehn Prozent übertrieben sind, dann sind die Tatsachen noch schlimm genug. Sie können nicht leugnen, dass in Polen viele Millionen Menschen mir nichts, dir nichts hingemordet und vergast werden.«
    Die weiteren Gespräche werde ich dir ersparen. Ich bin ganz ruhig und mache mir nichts aus der ganzen Aufregung. Ich bin jetzt so weit, dass es mir nicht mehr viel ausmachen kann, ob ich sterbe oder am Leben bleibe. Die Welt wird sich auch ohne mich weiterdrehen, und ich kann mich gegen die Ereignisse doch nicht wehren. Ich lasse es darauf ankommen und tue nichts als lernen und auf ein gutes Ende hoffen.
    Deine Anne

Dienstag, 8. Februar 1944
    Beste Kitty!
    Wie ich mich fühle, könnte ich dir nicht sagen. Den einen Augenblick sehne ich mich nach Ruhe, den anderen wieder nach etwas Fröhlichkeit. Lachen sind wir hier nicht mehr gewöhnt, so richtig lachen, bis man nicht mehr kann.
    Heute Morgen hatte ich einen »Lachanfall«, du weißt schon, wie man ihn manchmal in der Schule hat. Margot und ich kicherten wie richtige Backfische.
    Gestern Abend hatte ich wieder was mit Mutter. Margot rollte sich in ihre Wolldecke, sprang aber plötzlich wieder aus dem Bett und untersuchte die Decke gründlich. Eine Stecknadel war drin. Mutter hatte einen Flicken in die Decke gesetzt. Vater schüttelte den Kopf und sprach über Mutters Schlampigkeit. Schon bald kam Mutter aus dem Badezimmer, und ich sagte zum Spaß: »Du bist eine echte Rabenmutter!«
    Sie fragte natürlich, warum, und wir erzählten ihr von der Stecknadel.
    Sie machte sofort ein hochmütiges Gesicht und sagte zu mir: »Ausgerechnet du musst etwas über Schlamperei sagen! Wenn du nähst, ist der ganze Boden mit Stecknadeln übersät. Und hier, schau mal, hier liegt wieder das Nageletui. Das räumst du auch nie auf.«
    Ich sagte, ich hätte es nicht benutzt, und Margot sprang ein, denn sie war die Schuldige.
    Mutter redete noch eine Weile über Schlampigkeit zu mir, bis ich wieder randvoll war und ziemlich kurz angebunden sagte: »Ich habe doch gar nichts über Schlampigkeit gesagt! Immer bekomme ich es ab, wenn ein anderer was tut.«
    Mutter schwieg. Und ich war gezwungen, ihr keine Minute später den Gutenachtkuss zu geben. Der Vorfall ist vielleicht unwichtig, aber mich ärgert alles.

    Da ich im Augenblick eine Zeit des Nachdenkens zu haben scheine und alle Gebiete abgrase, wo es etwas zum Nachdenken gibt,

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