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Tagebücher 1909-1923

Tagebücher 1909-1923

Titel: Tagebücher 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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dieser Abend gedient haben soll. Ich gehe nachhause und bedauere nicht geheiratet zu haben. Natürlich verwischt sich das wieder, sei es, daß ich es
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    zuende denke, sei es daß sich die Gedanken verlaufen. Aber bei Gelegenheit kommt es wieder. "
    8. Sept. (1912) Sonntag Vormittag
    Gestern Brief an Dr. Schiller
    Nachmittag
    Wie die Mutter mit stärkster Stimme nebenan unter einer Menge von Frauenzimmern mit kleinen Kindern spielt und mich aus der Wohnung treibt: Nicht weinen! Nicht weinen! u.s.w.
    Das gehört ihm! Das gehört ihm! u.s. w. Zwei große Menschen!
    u.s.w. Er will es nicht!.... Aber! Aber!.. Wie hat es Dir in Wien gefallen Dolphi? War es dort schön?... Ich bitte schauen Sie nur seine Hände an.
    11 Sept. (1912) Vorvorgestern Abend mit Utitz.
    Ein Traum: Ich befand mich auf einer aus Quadern weit ins Meer hineingebauten Landzunge. Irgendjemand oder mehrere Leute waren mit mir, aber das Bewußtsein meiner selbst war so stark, daß ich von ihnen kaum mehr wußte, als daß ich zu ihnen sprach. Erinnerlich sind mir nur die erhobenen Knie eines neben mir Sitzenden. Ich wußte zuerst nicht eigentlich wo ich war, erst als ich mich einmal zufällig erhob, sah ich links vor mir und rechts hinter mir, das weite klar umschriebene Meer mit vielen reihenweise aufgestellten, fest verankerten Kriegschiffen.
    Rechts sah man Newyork, wir waren im Hafen von Newyork.
    Der Himmel war grau aber gleichmäßig hell. Ich drehte mich frei, der Luft von allen Seiten ausgesetzt auf meinem Platze hin und her, um alles sehn zu können. Gegen Newyork zu, gieng der Blick ein wenig in die Tiefe, gegen das Meer zu gieng er empor.
    Nun bemerkte ich auch, daß das Wasser neben uns hohe Wellen schlug und ein ungeheuerer fremdländischer Verkehr sich auf ihm abwickelte. In Erinnerung ist mir nur, daß statt unserer Flöße lange Stämme zu einem riesigen runden Bündel zusammengeschnürt waren, das in der Fahrt immer wieder mit der Schnittfläche je nach der Höhe der Wellen mehr oder
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    weniger auftauchte und dabei auch noch der Länge nach sich in dem Wasser wälzte. Ich setzte mich, zog die Füße an mich, zuckte vor Vergnügen, grub mich vor Behagen förmlich in den Boden ein und sagte: Das ist ja noch interessanter als der Verkehr auf dem Pariser Boulevard.
    12. Sept. (1912) Abend Dr. Löw bei uns. Wieder ein Palästinafahrer. Macht die Advokatursprüfung ein Jahr vor Ablauf seiner Koncipientenpraxis und fährt mit 1200 K (in 14
    Tagen) nach Palästina. Würde eine Stelle beim Palästinaamt suchen. Alle diese Palästinafahrer (Bergmann, Dr. Kellner) haben gesenkte Blicke, fühlen sich von den Zuhörern geblendet, fahren mit den gestreckten Fingern auf dem Tisch herum, kippen mit der Stimme um, lächeln schwach und halten dieses Lächeln mit etwas Ironie aufrecht. – Dr. Kellner erzählte, daß seine Schüler Chauvinisten sind, immerfort die Makkabäer im Munde haben und ihnen nachgeraten wollen.
    Ich merke daß ich dem Dr. Schiller nur deshalb so gern und gut geschrieben habe, weil das Frl. Bauer sich in Breslau, allerdings schon vor 14 Tagen, aufgehalten hat, und eine Witterung dessen noch in der Luft ist, da ich früher viel daran gedacht habe, ihr durch Dr. Schiller Blumen schicken zu lassen.
    15. (September 1912) Verlobung meiner Schwester Valli Aus dem Grunde der Ermattung steigen wir
    mit neuen Kräften
    Dunkle Herren welche warten bis die Kinder sich entkräften Liebe zwischen Bruder und Schwester – die Wiederholung der Liebe zwischen Mutter und Vater
    Die Vorahnung des einzigen Biographen
    Die Höhlung, welche das geniale Werk in das uns
    Umgebende gebrannt hat, ist ein guter Platz, um sein kleines Licht hineinzustellen. Daher die Anfeuerung, die vom Genialen
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    ausgeht, die allgemeine Anfeuerung, die nicht nur zur Nachahmung treibt.
    18. (September 1912) Die gestrigen Geschichten des Hubalek im Bureau. Der Steinklopfer, der ihm auf der Landstraße einen Frosch abbettelte, ihn bei den Füßen festhielt, und mit dreimaligem Beißen zuerst das Köpfchen, dann den Rumpf und endlich die Füße hinunterschlang. – Die beste Methode, Katzen, die ein sehr zähes Leben haben, zu töten: man quetscht den Hals zwischen eine geschlossene Tür und zieht am Schwanz. – Seine Abneigung gegen Ungeziefer. Beim Militär juckte ihn einmal in der Nacht etwas unter der Nase, er griff im Schlaf hin und zerdrückte etwas. Das etwas war aber eine Wanze und er trug den Gestank davon tagelang mit sich herum. – Vier aßen einen

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