Tagebücher 1909-1923
Namen. Nur die Herren von der Hafenbehörde und Schubal verhielten sich gleichgültig.
"Aber" wiederholte der Herr Jakob und trat mit etwas steifen Schritten auf Karl zu, dann bin ich ja Dein Onkel Jakob und Du bist mein lieber Neffe. Ahnte ich es doch die ganze Zeit über sagte er zum Kapitän hin, ehe er Karl umarmte und küßte, der alles stumm geschehen ließ.
Wie heißen Sie? fragte Karl nachdem er sich losgelass. fühlte zwar sehr höflich aber gänzlich ungerührt und strengte sich an, die Folgen abzusehn, welche dieses neue Ereignis für den Heizer haben könne. Vorläufig deutete nichts daraufhin, daß Schubal aus dieser Sache Nutzen ziehen könnte.
Begreifen Sie doch junger Mann ihr Glück sagte der Kapitän, der durch die Frage die Würde der Person des Herrn Jakob verletzt glaubte, der sich zum Fenster gestellt hatte, offenbar um sein aufgeregtes Gesicht, das er überdies mit einem Taschentuch betupfte, den andern nicht zeigen zu müssen. Es ist der Staatsrat
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Edward Jakob, der sich ihnen als ihr Onkel zu erkennen gegeben hat. Es erwartet sie nunmehr, doch wohl ganz gegen ihre bisherigen Erwartungen eine glänzende Laufbahn. Versuchen Sie das einzusehn, so gut es im ersten Augenblick geht und fassen sie sich.
Ich habe allerdings einen Onkel Jakob in Amerika sagte Karl zum Kapitän gewendet, aber wenn ich recht verstanden habe, lautet bloß der Zuname des Herrn Staatsrat, Jakob"
So ist es sagte der Kapitän erwartungsvoll.
Nun mein Onkel Jakob, welcher der Bruder meiner Mutter ist, heißt aber mit dem Taufnamen Jakob während sein Zuname, natürlich gleich jenem meiner Mutter lauten müßte, welche eine geborene Bendelmayer ist.
"Meine Herren! " rief der Staatsrat, der von seinem Erholungsposten beim Fenster munter zurückkehrte, mit Bezug auf Karls Erklärung aus. Alle mit Ausnahme der Hafenbeamten brachen in Lachen aus, manche wie in Rührung, manche undurchdringlich.
So lächerlich war das was ich gesagt habe doch keineswegs dachte Karl.
"Meine Herren" wiederholte der Staatsrat Sie nehmen gegen meinen und gegen ihren Willen an einer kleinen Familienscene teil und ich kann deshalb nicht umhin, ihnen eine Erläuterung zu geben, da wie ich glaube nur der Herr Kapitän (diese Erwähnung hatte eine gegenseitige Verbeugung zur Folge) vollständig unterrichtet ist.
Jetzt muß ich aber wirklich auf jedes Wort achtgeben sagte sich Karl und freute sich als er bei einem Seitwärtsschauen bemerkte, daß in die Figur des Heizers das Leben
zurückzukehren begann.
Ich lebe seit allen den langen Jahren meines amerikanischen Aufenthaltes – das Wort Aufenthalt paßt hier allerdings schlecht für den amerikanischen Bürger der ich mit ganzer Seele bin –
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seit allen den langen Jahren lebe ich also von meinen europäischen Verwandten vo llständig abgetrennt, aus Gründen die erstens nicht hierhergehören und die zweitens zu erzählen mich wirklich zu sehr hernehmen würde. Ich fürchte mich sogar vor dem Augenblick, wo ich gezwungen sein werde, sie meinem lieben Neffen zu erzählen, wobei sich leider ein offenes Wort ber seine Eltern und ihren Anhang nicht vermeiden lassen wird.
"Er ist mein Onkel kein Zweifel" sagte sich Karl und lauschte.
"Wahrscheinlich hat er seinen Namen ändern lassen."
"Mein lieber Neffe ist nun von seinen Eltern – sagen wir nur das Wort, das die Sache auch wirklich bezeichnet – einfach beiseitegeschafft worden, wie man eine Katze vor die Tür wirft, wenn sie ärgert. Ich will durchaus nicht beschönigen, was mein Neffe gemacht, daß er so gestraft wurde – beschönigen ist nicht amerikanische Art – aber sein Verschulden ist von der Art daß dessen einfaches Nennen schon genug Entschuldigung enthält.
"Das läßt sich hören" dachte Karl "aber ich will nicht daß er es allen erzählt. Übrigens kann er es ja auch nicht wissen.
Woher denn? Aber wir werden sehn, er wird schon alles wissen.
"
"Er wurde nämlich" fuhr der Onkel fort und stützte sich mit kleinen Neigungen
auf das vor ihm eingestemmte
Bambusstöckchen wodurch es ihm tatsächlich gelang, der Sache einen Teil der unnötigen Feierlichk eit zu nehmen, den sie sonst unbedingt gehabt hätte – er wurde nämlich von einem Dienstmädchen Johanna Brummer, einer etwa 35jährigen Person verführt. Ich will mit dem Worte verführt meinen Neffen durchaus nicht kränken, aber es ist doch schwer, ein anderes gleich passendes Wort zu finden.
Karl der schon ziemlich nahe zum Onkel getreten war, drehte
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