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Tagebücher 1909-1923

Tagebücher 1909-1923

Titel: Tagebücher 1909-1923 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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aufgehoben. An einem solchen Abend sagte Franz und drückte seine zwei Nachbarn näher an sich, es wäre doch so schön, beisammen zu sein, daß er nicht verstehen könne, warum sie nur einmal in der Woche zusammenkommen, während es doch sicher leicht einzurichten wäre, wenn nicht öfters, so wenigstens zweimal wöchentlich einander zu sehn warum nicht lieber zweimal. Alle waren dafür, selbst der vierte der von außen her Franzens leises Sprechen nur undeutlich verstanden hatte. Ein solches Vergnügen sei sicher die kleine Mühe wert, die es hie und da einem machen würde. Franz schien es als bekomme er zur Strafe dafür daß er ungebeten für alle rede, eine hohle Stimme. Aber er ließ nicht ab. Und wenn einer einmal wirklich nicht kommen könne, so sei es eben sein Schade und er könne nächstens getröstet werden, aber müßten deshalb die andern auf einander verzichten, seien nicht drei für einander genug und wenn es sein muß auch zwei. Natürlich, natürlich sagten alle. Am Rande löste sich Samuel los und gieng knapp vor den 3 andern, weil sie so einander näher waren. Dann aber schien es ihm wieder nicht so und er hieng sich lieber ein.
    Robert machte einen Vorschlag: Wir kommen jede Woche zusammen und lernen italiänisch. Italiänisch zu lernen sind wir entschlossen denn schon voriges Jahr haben wir in dem kleinen Stückchen Italien, wo wir waren, gesehn, daß unser Italienisch nur dazu ausreicht, nach dem Weg zu fragen, wenn wir uns ihr erinnert Euch zwischen den Weingartenmauern der Campagna verirrt hatten. Und selbst dazu hat es doch nur unter großer Anstrengung der Gefragten ausgereicht. Lernen müssen wir also wenn wir heuer wieder nach Italien wollen. Da hilft nichts. Und ist es da nicht das Beste zusammen zu lernen? Nein sagte Max wir werden zusammen nichts erlernen. Das weiß ich ebenso bestimmt, wie daß Du Sam für das gemeinsame Lernen bist.
    Und ob sagte Samuel. Wir werden sicher sehr gut zusammen lernen, ich bedauere es nur immer, daß wir nicht schon auf der Schule beisammen waren. Wißt Ihr eigentlich, daß wir einander
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    erst 2 Jahre lang kennen. Er beugte sich vor, um alle 3 zu sehn.
    Sie hatten ihren Schritt verlangsamt und die Arme gelockert.
    Erlernt haben wir aber zusammen noch nichts sagte Franz. Mir gefällt es ja sehr gut so. Ich will gar nichts lernen. Wenn wir aber Italienisch lernen müssen, dann ist es besser jeder lernt es für sich. Das versteh ich nicht sagte Samuel. Zuerst willst Du daß wir jede Woche zusammenkommen, dann willst Du es wieder nicht. "Aber geh sagte Max, ich und Franz wollen doch nur, daß unser Zusammensein durch das Lernen und unser Lernen nicht durch das Zusammensein gestört wird sonst nichts.
    " No ja sagte Franz. Es ist ja auch nicht mehr viel Zeit sagte Max jetzt ist Juni und im September wollen wir fahren. Deshalb will ich gerade daß wir zusammen lernen sagte Robert und machte große Augen auf die zwei die gegen ihn waren.
    Besonders sein Hals wurde gelenkig, wenn man ihm
    widersprach.
    Es liegt wahrscheinlich im Wesen der Freundschaft und folgt ihr schattengleich – einer wird es begrüßen, der andere bedauern, der dritte gar nicht merken
    [Hier: Fortsetzung aus dem 6ten Heft:]
    dem Schubal etwas vorzuwerfen war, so war es der Umstand, daß er die Widerspenstigkeit des Heizers im Laufe der Zeiten nicht so weit hatte brechen können, daß es dieser heute noch gewagt hatte vor dem Kapitän zu erscheinen.
    Nun konnte man ja vielleicht noch annehmen die
    Gegenüberstellung des Heizers und Schubals werde die ihr vor einem höhern Forum zukommende Wirkung auch vor den Menschen nicht verfehlen, denn wenn sich auch Schubal gut verstellen konnte, er mußte es doch durchaus nicht bis zum Ende aushalten können. Ein kurzes Aufblitzen seiner Schlechtigkeit sollte genügen, um sie den Herren sichtbar zu machen, dafür wollte Karl schon sorgen. Er kannte doch schon beiläufig den Scharfsinn, die Schwächen, die Launen der einzelnen Herren und unter diesem Gesichtpunkt war die bisher hier verbrachte
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    Zeit nicht verloren. Wenn nur der Heizer besser auf dem Platze gewesen wäre, aber der schien vollständig kampfunfähig. Wenn man ihm den Schubal hingehalten hätte, hätte er wohl dessen gehaßten Schädel mit den Fäusten aufklopfen können, wie eine dünnschalige Nuß. Aber schon die paar Schritte zu ihm hinzugehn, war er wohl kaum imstande. Warum hatte denn Karl das so leicht vorauszusehende, nicht vorausgesehn, daß Schubal endlich kommen

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