Tagebücher der Henker von Paris
zeigten sich aber nicht niedergeschlagen. Baboeuf schien furchtbar zu leiden. Die Klinge seines Dolches war in der Wunde abgebrochen, und der Chirurg hatte erklärt, die Operation, um dieses Eisen herauszuziehen, sei zu schmerzlich, als daß man sie einem Mann, der dem Tode so nahe sei, noch auferlegen könnte. Ungeachtet seiner Leiden hatte er einen Teil der Nacht zugebracht, an seine Frau und seine Kinder zu schreiben; darauf hatte er einige Verbesserungen in seiner Verteidigungsrede vorgenommen, auf deren Veröffentlichung er großen Wert zu legen schien.
Er lag auf dem Bette ausgestreckt, als die Scharfrichter eintraten; als er sie erblickte, begriff er, daß seine letzte Stunde gekommen sei; er stand schnell auf, ging ihnen entgegen und sagte: so leid es ihm tue, sich von einer Frau und zärtlich geliebten Kindern zu trennen, und trotz aller Sorge über ihre Zukunft sähe er doch den Tag, an welchem er für das Volk stürbe, als den schönsten seines Lebens an. Alles, was er sagte, verriet eher den aufrichtigen und überzeugten Schwärmer als den Ehrgeizigen, der den Leidenschaften der Menge nur schmeichelt, um sich zur Macht emporzuschwingen.
Seine Festigkeit – ebenso Darthés – verleugnete sich weder während der kläglichen Zurüstung noch auf dem Wege vom Gefängnisse nach dem Platze, auf welchem das Schafott aufgerichtet war. Unterwegs wendete er sich mehrmals an die Zuschauer, beteuerte seine Liebe für das Volk und empfahl ihnen seine Familie mit einer Rührung, welche sich wiederholt der Menge mitteilte. Vielleicht hoffte er, daß man infolge dieser Rührung zu seiner Rettung einschreiten würde; die militärischen Maßregeln, um die Hinrichtung zu sichern, waren aber zu gut getroffen, das Schafott war von beträchtlicher Macht umringt.
Darthé wurde zuerst hingerichtet; er rief dreimal: »Es lebe die Republik!«, und jedesmal antwortete ihm Baboeuf, der am Fuße der Guillotine stand. Als der Kopf des ersteren gefallen war, stieg Baboeuf mit festem und sicherem Schritt auf die Plattform. Er wollte noch einmal zum Volk sprechen, aber der öffentliche Ankläger hatte bestimmte Befehle erlassen; die Gehilfen schleppten ihn fort, banden ihn auf das Brett, und mein Großvater gab das Zeichen zu seinem Tode.
Attentate auf Napoleon
Arena, Ceracchi, Topino-Lebrun, Harel, Diana.
Wir beginnen eine neue Zeit; die Zeit der hohlen Utopien ist ebensowohl dahingeschwunden wie die der demagogischen Saturnale. Die weibische Lässigkeit des Direktoriums hat es zugelassen, daß ein junger General, der aus den Ebenen Ägyptens zurückkehrte, wie Cäsar aus den Wäldern der Gallier, die Zügel des Staates mit siegreicher Hand aufnimmt.
Als Besieger der Parteien mußte Bonaparte notwendigerweise der Gegenstand des Hasses der Parteimitglieder sein. Die Republikaner verziehen ihm nicht, daß er, ein Sohn der Revolution, die Lehrsätze dieser Revolution verworfen und, ein Soldat der Freiheit, diese Freiheit der Ordnung und der öffentlichen Wohlfahrt untergeordnet hatte. Lange Zeit hatten die königlich Gesinnten gehofft, daß das Übermaß des Übels die von ihnen gewünschte königliche Restauration herbeiführen würde; dem 18. Brumaire hatten sie in der Hoffnung Beifall gezollt, daß der junge General sich von der Rolle eines Monck würde verführen lassen.
In dem Maße, wie die letzteren bemerkten, daß seine Bestrebungen auf ein höheres Ziel gerichtet waren und sein Genie diese Bestrebungen erfolgreich machen würde, verschärften sie ihren Zorn; sie nahmen keinen Anstand, das zu vergessen, was der Erste Konsul für sie getan hatte; sie sahen in ihm nichts weiter als den unrechtmäßigen Besitzer des Throns, der für die Nachfolger Ludwigs XVI. bestimmt war. Für die einen wie für die andern war das Haupt der Konsularregierung das einzige Hindernis, welches sich dem Siege ihrer Meinung entgegenstellte, und die abenteuerlichen Geister, gleichsam die verdorbenen Kinder aller Parteien, hatten keinen andern Gedanken und keinen andern Zweck, als dieses Hindernis zu beseitigen.
Die Polizei beobachtete die Republikaner mit scharfem Auge; weniger aufmerksam war sie auf die Schliche der Royalisten, denn sie hielt dieselben für unfähig, außerhalb der Vendée etwas zu unternehmen.
Im September 1800 machte ein Hauptmann in der Suite der 45. Halbbrigade namens Harel dem Polizeiminister die Anzeige: einer seiner Freunde namens Demerville, ein ehemaliger Beamter der Komitees, hätte ihm den Vorschlag gemacht, den Ersten
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