Tagebücher der Henker von Paris
Konsul in der Oper zu erdolchen, und ihm versichert, die Zahl derjenigen, welche in die Verschwörung eingegangen, sei schon so beträchtlich, daß sich an dem Erfolge des Unternehmens kein Zweifel hegen ließe.
Der Minister konnte unverzüglich die Verhaftung der Personen befehlen, welche ihm Harel anzeigte; es lag ihm aber daran, von seinem Eifer Zeugnis abzulegen, vielleicht auch Frankreich den Beweis zu liefern, daß das Feuer noch unter der Asche des Vulkans glimme; er befahl Harel, auf die Vorschläge seines Freundes einzugehen, um alle Verzweigungen der Verschwörung zu durchdringen, und dieser übernahm auch die traurige Rolle, die man seinem Ehrgeiz oder seiner Ergebenheit zuwies, und spielte sie mit solcher Vollkommenheit, daß Demerville ihm alle seine Geheimnisse mitteilte. Letzterer stellte ihn Ceracchi vor, einem überspannten Revolutionär und einem der Gründer der römischen Republik von 1799. Unter diesen dreien wurde der Tag der Ausführung der Verschwörung festgesetzt. – Man bestimmte dazu die erste Vorstellung der Oper »Die Horatier«, der der Erste Konsul beiwohnen sollte. Harel erhielt Geld, um Waffen zu kaufen und vier Männer zu werben, welche die ersten Streiche führen sollten.
Am 10. Oktober fand sich Harel in der Straße Desmoulins bei Demerville ein und trug unter seinem Überrock mehrere Pistolen, die ihm vielleicht aus der Rüstkammer des Polizeiministers geliefert worden waren; er fand dort Cercachi, verteilte seine Waffen und meldete, daß die vier von ihm verlangten Angeworbenen sie um zwei Uhr nachmittags in den Tuilerien erwarten würden.
Dorthin begab man sich. Harel bewaffnete noch selber seine vier Gefährten, und darauf schritt man zu den letzten Maßregeln. Demerville sollte sich mit einer größeren Zahl junger Leute, welche die Flucht der Mörder begünstigen sollten, im Garten des Palais Royal aufhalten. Ceracchi wollte mit Harel im Kaffeehause der Oper zusammentreffen, wohin ersterer den Mann mitbringen sollte, welch er, gemeinschaftlich mit den Agenten des Polizeiministers, Bonaparte niederzustoßen hatte.
Diese Person war ein ehemaliger Notar namens Diana. Ceracchi brachte ihn um sieben Uhr abends in das Kaffeehaus der Oper. Sie gingen alle in das Theater, wo Befehl erteilt war, jedermann von der Loge des Ersten Konsuls fernzuhalten, damit die Verschwörer dreister gemacht würden. In dem Augenblick, als Ceracchi sich dieser Loge näherte, wurde er von dem Generaladjutanten de Laborde festgenommen; Diana, der sich auf dem Flur des ersten Ranges aufgestellt hatte, wurde von den Agenten, die allen seinen Bewegungen gefolgt waren, ergriffen. Infolge dieser Verhaftung verfügte sich die Polizei zu Demerville. Er war nicht zurückgekehrt, aber seine Cousine oder seine Mätresse, Magdalena Fumey, eine frühere Erzieherin, befand sich mit zwei Personen zu Hause, mit einem gewissen Delavigne, einem Kaufmann, und mit Daitey, einem Bildhauer; alle drei wurden ins Gefängnis gesetzt. Gleicherweise legte die Justiz Hand auf Arsna, Generaladjutant, Mitglied des Rats der Fünfhundert, welchen Harel als Haupt der Verschwörung bezeichnet hatte, und auf den Maler Topino-Lebrun, einen ehemaligen Geschworenen beim Revolutionstribunal, welcher beschuldigt war, die zur Verübung des Attentats bestimmten Dolche geliefert zu haben.
Sei es indessen, daß der Konsularregierung nichts daran lag, Europa diesen neuen Beweis der inneren Zerwürfnisse zu geben, sei es, daß sie Bedenken fühlte, einen Prozeß anzustrengen, der gewissermaßen hervorgerufen worden war, genug, sie schien entschlossen, diese Sache zu ersticken und sich die Verschwörer vom Halse zu schaffen, indem sie dieselben aus dem Lande verbannte, wie man Felix Lepelletier, Destrem, Choudieu, den ehemaligen General Rossignol und eine große Zahl anderer unverbesserlicher Revolutionsmänner verbannt hatte; aber das Attentat mit der Höllenmaschine, welches man ursprünglich der republikanischen Partei zuschrieb, zeigte die Notwendigkeit der Strenge, und man gab daher in den ersten Tagen des Januar 1801 (im Jahre IX) den Befehl, die am 11. Oktober Verhafteten vor das Kriminalgericht zu stellen.
Der Prozeß begann am 7. Januar. Wie zu erwarten stand, versteckten sich die Angeklagten hinter ein System des gänzlichen Ableugnens und machten es sich zur Aufgabe, zu beweisen, die Verschwörung hätte nur in der Einbildung Harels, den sie als einen Polizeivigilanten bezeichneten, stattgehabt. Dieser konnte das letztere nicht
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