Tagebücher der Henker von Paris
Saint-Nicaise, welche sie passieren mußte, von einem Fasse eines Wasserträgers und von einem Mietswagen versperrt, sie wollte den Durchgang frei machen, einer der Soldaten stieß auf einen Mann, der sich mitten in der Straße befand, und dieser, den man für den Wasserträger hielt, näherte sich schnell dem Fasse; in demselben Augenblick langte die Kutsche des Konsuls in der größten Geschwindigkeit an; kaum war dieselbe an den beiden Hindernissen vorüber, als ein furchtbarer Krach, wie die Explosion einer Pulvermine, gehört wurde; die Straße war von Toten und Verwundeten übersät; die erschütterten Häuser stürzten ein und begruben andere Opfer unter ihren Trümmern. Derjenige aber, dem dieser schreckliche Hinterhalt gelegt worden war, entrann wie durch ein Wunder dem Tode und betrat das Opernhaus unter wahnsinnigem Beifallsgeschrei.
Wie schon oben erwähnt, richtete sich die Mutmaßung der Polizei auf die Republikaner. Napoleon selber bestätigt es in dem Memorial von St. Helena.
»Etwa hundert überspannte Jakobiner,« sagte er, »die eigentlichen Urheber der Septembermorde und des 10. August, hatten den Entschluß gefaßt, sich des Ersten Konsuls zu entledigen. Zu diesem Zwecke hatten sie eine Art fünfzehnpfündiger Haubitzgranate erfunden, welche, in die Kutsche geworfen, von selber explodieren und alle Personen der Umgebung vernichten sollte. Um ihres Streiches sicher zu sein, sollte ein Teil der Straße mit Fußangeln belegt werden, damit die Pferde aufgehalten und die Kutsche zum Stillstehen gebracht würde. Der Arbeiter, welchem man den Auftrag erteilte, die Fußangeln zu legen, schöpfte sowohl über das Unternehmen selbst als über die Person, die ihn dazu bewegen, Verdacht und setzte die Polizei davon in Kenntnis. Man fand sehr bald die Spuren der Leute, ertappte sie sogar auf der Tat, als sie außerhalb Paris, in der Nähe des botanischen Gartens, die Wirkung der Maschine versuchten, welche eine schreckliche Explosion verursachte.«
Nach diesem vorhergegangenen Verfahren der Jakobinerpartei und vielleicht, weil er den Royalisten, die er von gänzlichem Untergange gerettet hatte, nicht so großen Undank zutrauen mochte, zweifelte der Erste Konsul nicht, daß die Explosion der Maschine, welcher man bereits den Namen Höllenmaschine gegeben hatte, das Werk dieser Partei sei.
Die Nachforschungen der Polizei zeigten ihm aber, daß, wenn man auch den Jakobinern den ersten Plan zu dieser Tat zuschreiben wollte, doch die Ausführung derselben nicht von ihnen ausgegangen war. Die Explosion hatte wenig Anzeichen übriggelassen, durch welche diese Nachforschungen geleitet werden konnten: das mit Pulver gefüllte Faß war in Stücken, das Pferd, welches dasselbe in die Straße Nicaise gefahren hatte, war getötet worden; mit Hilfe der Überreste desselben erforschte man die Urheber des scheußlichen Verbrechens. Alle Pferdehändler in Paris wurden vorgefordert. Einer derselben erkannte den Kadaver des Tieres; er gab die Kennzeichen des Mannes an, welchem er dasselbe verkauft hatte. Die eisernen Reifen des Fasses waren unversehrt geblieben; der Schmied, der sie verfertigt, gab ebenfalls eine Beschreibung der Person, die sie bestellt hatte, und beide Signalements stimmten überein. Dieselben bezogen sich auf einen gewissen François Jean, genannt Carbon oder Petit-François oder Constant, einen ehemaligen Seemann und Chouan, den man als einen Agenten von Georges Cadoudal bezeichnete, und nach dieser Seite hin lenkte man die Nachforschungen.
Vor dem Verbrechen wohnte François, genannt Carbon, bei seiner Schwester; man verhaftete diese Schwester und ihre beiden Töchter. Sie erklärten, Carbon hätte bei drei Frauen Zuflucht gefunden, welche ein und dasselbe Gemach in der Straße Notre-Dame des Champs bewohnten: Marie-Anne Duquesne, ehemalige Vorsteherin des Klosters von Saint-Michel, Goyon de Beaufort und Fräulein de Champion de Cicé, Schwester des ehemaligen Bischofs von Bordeaux.
Carbon wurde nebst denjenigen, die ihn aufgenommen hatten, verhaftet. Man erkannte ihn als den Käufer des Wagens und des Pferdes, und er war zu Geständnissen bereit. Nach seinen Aussagen war der Plan zu dem Verbrechen aus England gebracht worden, und zwar durch Picot de Limoëlan de Beaumont, einen ehemaligen, Georges Cadoudal befreundeten Offizier aus der Vendée und durch einen ehemaligen Marineoffizier namens Pierre Robinault, genannt Saint-Regent, welcher unter dem Namen Pierre eine Bande Chouans befehligt hatte.
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