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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Aufstand der ärmeren Klassen in einem Tageblatt, das er »Volkstribun« nannte. Nach dem Sturze Robespierres wurde er mehrmals verhaftet und gefangengesetzt; er ließ sich aber durch nichts weder einschüchtern noch entmutigen. Mit einer Festigkeit und Hartnäckigkeit, welche im Dienste anderer Ideen vielleicht einen großen Mann aus ihm gemacht hätten, flüchtig oder geächtet, arm, verlassen und ohne Hilfsmittel, verlor er niemals die Hoffnung, sein kühnes System zum Siege gelangen zu sehen.
    Im Monat Germinal des Jahres IV schien ihm die Stimmung des Volkes günstig, und er legte den Grund zu einer bestimmten Verschwörung; denn er hatte niemals aufgehört, sich zu verschwören.
    Sylvain Maréchal verfaßte das Manifest der »Gleichen«, worin sowohl der Zweck wie die Bestrebung der Verschworenen ausgesprochen waren. Einige Stellen aus diesem seltsamen Schriftstück werden einen Begriff davon geben, welche Zukunft die Partei Baboeufs ihrem Vaterlands zugedacht hatte:
    »Jene Gleichheit darf nicht nur in der Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte ausgesprochen sein, sondern wir verlangen sie mitten unter uns, unter den Dächern unserer Häuser. Wir verstehen uns ihretwegen zu allem; wir wollen reinen Tisch machen und uns an sie allein halten. Es mögen, wenn es sein muß, alle Künste zugrunde gehen, wenn uns nur die wirkliche Gleichheit bleibt.
    Wir streben nach etwas Erhabenerem und Gerechterem als nach dem Agrargesetz: nach dem gemeinsamen Gut und nach der Gemeinschaft der Güter. Keinen persönlichen Landbesitz; die Erde gehört niemand. Wir beanspruchen und verlangen einen gemeinschaftlichen Nießbrauch der Früchte des Bodens: die Früchte gehören jedermann.«
    Baboeuf wich vor keiner Folge, welche diese unglaubliche Theorie mit sich führte, zurück; er hatte im voraus das Gesetzbuch seiner Republik der Gleichen formuliert, und dieses Gesetzbuch unterdrückte den Handel und den Verkehr mit den Fremden, hob die Person zugunsten des Staates auf, entzog dem Individuum die Erziehung seiner Kinder und gestand ihm nur ein Nutzungsrecht auf die Güter zu, welche ihm die Obrigkeit gestattete. Dieses Gesetzbuch verbannte die Künste und maßregelte das persönliche Leben des Bürgers, bestimmte seine Kleidung und seine häusliche Einrichtung und setzte eine Volksregierung mit unmittelbarer Gewalt ein.
    Folgendes sind einige Einrichtungen, welche dem Siege des Aufstandes folgen sollten:
    »Unverzügliche Auflösung aller bürgerlichen und richterlichen Behörden; jeder, welcher die Amtstätigkeit derselben auszuüben wagt, soll außer dem Gesetz erklärt sein. Aufhebung aller direkten Steuern und Patente. Fortschreitende Belastung der Reichen und Beitreibung dieser Steuern in Naturalien. Unverzügliche Abschaffung des Umsatzes von Silber und Gold im Innern der Republik. Den Agenten sollten die nötigen Bedürfnisse in Natur geliefert werden. Die Reichen sollten ermahnt sein, der gebietenden Stimme der Gerechtigkeit gutwillig Folge zu leisten, dem Vaterlands Zerwürfnisse und sich selber eine Reihe von Übeln zu ersparen und großmütig auf ihren Überfluß zu verzichten. Alle diejenigen, welche am 8. Thermidor des Jahres II in Verhaft gewesen, sollten aufs neue verhaftet werden, wenn sie sich nicht freiwillig auf die nötigsten Bedürfnisse beschränken wollten.«
    Der Zwiespalt, welcher unter den Verschworenen ausbrach, brachte glücklicherweise die unsinnigen Pläne zum Scheitern, welche die Gesellschaft in den wildesten Zustand der Barbarei versetzt haben würden. Die Bergpartei hatte die Volksbeliebtheit des Baboeuf und den Einfluß, den er durch seine Grundsätze erworben hatte, zugunsten ihres Hasses und ihres Ehrgeizes ausbeuten wollen. Als sie sich ihm jedoch mehr näherten und die unbezwingliche Kraft und Überlegenheit dieses Menschen gewahr wurden, sahen sie ein, daß sie im Fall des Gelingens nur eine untergeordnete Rolle in einer neuen Revolution spielen würden, daß sie dem Haupte der Gleichmacher überall folgen müßten, wohin er sie führen würde.
    Sein Programm erschreckte sie alle; sie weigerten sich, ihre Zustimmung zur Veröffentlichung des Manifestes der »Gleichen« zu geben, und trennten bald ihre Sache von der seinigen. Der Mann von Varennes, Drouet, war der einzige der Volksvertreter, welcher dem Bunde mit Baboeuf treu blieb. Dieser verlor den Mut nicht, aber unter die militärischen Agenten, welche die Armee gewinnen, während die Revolutionäre das Volk aufwiegeln sollten, hatte

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