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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Carbon wurde mit dem Ankauf des Wagens und des Pferdes beauftragt, Limoëlan hatte die Verfertigung der Maschine geleitet, und Saint-Regent hatte es übernommen, das Feuer anzulegen. Carbons Aussage wurde durch die der Witwe Jourdan bestätigt, bei welcher Saint-Régent gewohnt hatte. Diese Frau hatte gesehen, wie ihr Mietsmann Zündschwamm in lange, schmale Streifen zu einer Lunte zuschnitt und, die Uhr in der Hand, prüfte, wieviel Zeit zur Verbrennung dieser Lunte notwendig sei.
    Es gelang nicht, Limoëlan zu entdecken. Saint-Régent wurde am 7. Pluviôse verhaftet, und mit ihm ein Wundarzt, namens Collin, der ihn zuerst nach dem 3. Rivôse verpflegt hatte, Leguilloux, früher Kurier bei der Post, und Therese Minguer, seine Frau, welche Saint-Régent nach dem Attentat bei sich aufgenommen hatten, Micault de Lavieuville, ein ehemaliger Hoflakai, und die Ehefrau desselben, Eude Villeneuve, eine nahe Verwandte von Limoëlan, sowie ein gewisser Baudet, Handschuhmacher in den Galerien des Palais Royal.
    Am 1. April 1801 (11. Germinal des Jahres IX) erschienen alle verhafteten Personen vor dem Kriminalgericht. Gegen sechs derselben wurde in contumaciam verhandelt: Limoëlan, Edouard Lahaye de Saint-Hilaire, Coster de Saint-Victor Sangé, ehemaligen Häuptling der Chouans, Bourgeois und Soyau, genannt d'Assas.
    Aus den Verhandlungen ergab sich, daß Saint-Régent, als er am 3. Rivôse bei der Frau Leguilloux eingetreten, sich in kläglichem Zustande befunden habe.
    »Ich fand ihn«, sagte der Wundarzt Collin, der ihn verpflegt hatte, »auf eine sonderbare Weise angegriffen; er brach Blut; das Blut trat ihm auch aus der Nase, er atmete mit Mühe, der Puls war schwach; äußerlich war keine Verletzung wahrzunehmen; er litt an furchtbaren Unterleibsschmerzen, hatte angegriffene Augen und war auf dem linken Ohre taub.«
    Saint-Régent, welcher den Aussagen seines Mitschuldigen Carbon ein hartnäckiges Leugnen entgegensetzte, erklärte diesen Zustand dadurch, daß er behauptete, er hätte sich zufällig in der Nähe der Straße Saint-Nicaise befunden und wäre durch die Explosion zu Boden geworfen worden; zwei Personen, die er nicht kannte, hätten ihn aufgehoben und bis nach der Straße des Prouvaires zurückgeführt; er versicherte, er habe immer an der Taubheit gelitten, welche in der Anklage dem Umstände zugeschrieben worden, daß er sich bei der Explosion der Maschine in unmittelbarer Nähe befunden habe.
    Durch keine der Zeugenaussagen konnte festgestellt werden, welche die Person war, die nach Carbons Erklärung in der Straße Saint-Denis das Faß, womit der Wagen beladen war, gegen ein anderes Faß vertauscht hatte, das derselbe Carbon mit eisernen Reifen hatte beschlagen lassen und welches ohne sein Wissen in dem von ihm bezeichneten Hause mit Pulver angefüllt worden sein sollte. Es ist anzunehmen, daß diese Erklärung nur den Zweck hatte, die auf ihm lastenden Verdachtsgründe zu schwächen und die Fabel glaubwürdiger zu machen, wonach ihm bei den Machinationen, deren Zweck er durchaus nicht erkannt hätte, eine rein passive Rolle zugefallen wäre. Die Aussage der beiden Mädchen Vallon, Carbons Nichten, stellten fest, daß das Faß, welches das zur Ausübung des Attentats bestimmte Pulver enthalten, sich noch nach dem 3. Nivôse bei ihnen vorgefunden habe und daß Limoëlan, als er es bei einem seiner häufigen Besuche bei ihnen gesehen, ihnen anempfohlen habe, es zu zerbrechen.
    »Verbrenne es,« hatte er geäußert, »denn das Holz könnte uns teuer zu stehen kommen!«
    Es wurden noch andere Zeugen gehört, deren Erscheinen und Aussagen die lebhafteste Teilnahme erregten; dies waren nämlich die Opfer der scheußlichen Missetat. Der eine zeigte vierzehn Wunden auf, ein anderer fünfundzwanzig, ein dritter wies seinen durch die schreckliche Operation des Trepanierens verstümmelten Kopf; eine Mutter sagte aus, ihre Tochter wäre an ihrer Seite getötet worden, sie hätte sie aber in dem fürchterlich entstellten Leichnam, den man ihr vorgezeigt, nicht wiedererkennen können.
    Während diese letzteren Zeugen ihre Aussagen machten, hörte man unter den Zuhörern ersticktes Schluchzen. Carbon und Saint-Régent blieben aber ungerührt. Durch ihren unversöhnlichen Haß geblendet, unter dem Einfluß jenes Wahnes, welchen die politische Leidenschaft stets zur Folge hat, huldigten diese Männer dem gottlosen Lehrsatz, daß der Zweck die Mittel heilige, und sie wagten ihre vom Blute unschuldiger Menschen befleckten

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