Tagebücher der Henker von Paris
Tagen davon Anzeige zu machen, widrigenfalls sie zu sechs Jahren Kettenstrafe verurteilt werden.
Diese außerordentlichen Maßregeln zeigten, welche gerechte Besorgnis die Regierung hegte.
Durch ein unerwartetes Ereignis wurden Querelles Enthüllungen bestätigt und das Geheimnis der Verschwörung in allen Einzelheiten enthüllt.
Ein Adjutant von Georges Cadoudal, Bouvet de Lozier, war verhaftet und in engen Gewahrsam ins Templegefängnis gebracht worden. Er mochte sich vielleicht zu schwach fühlen, lange Zeit den Tod zu erwarten, und versuchte es, sich mittels seiner Halsbinde zu erhängen; ein eintretender Gefängnisschließer zerschnitt den verhängnisvollen Knoten; Bouvet, der durch ein Wunder ins Leben zurückgerufen war, klammerte sich mit leidenschaftlichem Eifer daran fest; er zeigte an, daß er Geständnisse ablegen wolle. Man führte ihn zu dem Justizminister, welchem er den Anteil, den Moreau an der Verschwörung genommen hatten um so unverhohlener eingestand, als er das jüngste Mißgeschick seiner Partei der Abtrünnigkeit dieses Generals zuschrieb.
In der Tat hatte Moreau, nachdem er die Abgesandten Pichegrus empfangen und Lajolais mit unbestimmten Versprechungen seiner Mithilfe nach London zurückgeschickt, seinen persönlichen Ehrgeiz verraten. In seinen Unterredungen mit Pichegru hatte er die Idee verworfen, einen Prinzen aus dem Hause Bourbon nach Paris zu berufen, indem er erklärte, die Wiedereinsetzung eines Königs sei ein unausführbares Hirngespinst, und indem er nicht weniger verlangte, als Napoleon zu stürzen, um seine eigene Diktatur an die Stelle des Konsulats zu setzen.
Dieser Widerstand hatte Pichegru nicht wenig in Verlegenheit gesetzt. Georges Cadoudal, welcher einer dieser Unterhaltungen unerkannt beigewohnt hatte, äußerte sich in seiner bretonischen Freimütigkeit über den General.
»Ein Usurpator für einen Usurpator!« sagte er. »Mir ist der, welcher den Platz innehat, lieber als dieser Gänserich, welcher denselben einnehmen möchte.«
Der Prozeß
Polignac.
Infolge dieser Aussage des Bouvet de Lozier wurde Moreau ebenso wie Lajolais und Rolland, Generalagent der Militärtransporte, verhaftet; alle drei wurden in das Templegefängnis gebracht.
Am 8. Ventôse kam ein ehemaliger Offizier vom Generalstabe namens Leblanc, welcher Pichegru eine Zufluchtsstätte angeboten hatte, zu Murat, dem Gouverneur von Paris, und erbot sich, ihm Pichegru, den die Polizei nicht aufzufinden vermochte, auszuliefern. Der Elende forderte für seinen Verrat einen Preis von hunderttausend Franken. Man nahm das Anerbieten an, und in der folgenden Nacht öffnete Leblanc mit Hilfe eines Nachschlüssels, den er im voraus hatte machen lassen, Pichegrus Zimmer und führte einen Polizeikommissarius und mehrere Gendarmen ein, welchen es nach einem Kampfe von einer Viertelstunde gelang, sich des Geächteten zu bemächtigen.
An demselben Tage veröffentlichte die Polizei das Signalement von Georges Cadoudal und seinen Gefährten in Paris und der Bannmeile.
Ungeachtet des schrecklichen Gesetzes, welches ihn vor der Menschheit in die Acht erklärte, ungeachtet des in Überfluß verbreiteten Signalements blieb der Häuptling der Chouans unantastbar. Seine getreuen Bretagner setzten ihre eigene Sicherheit außer Augen, um über ihn zu wachen; er ging in Paris frei umher; aber drei oder vier seiner Gefährten beobachteten fortwährend seinen Gang und leiteten die geschicktesten Spürhunde des Präfekten Dubois irre. Picot, Georges' Bedienter, war verhaftet worden; weder Versprechungen noch Drohungen konnten ihn bewegen, die geringste Auskunft zu geben.
Cadoudal hatte nach der Reihe in den Straßen du Bac, de Carême-Prenant Nr. 21, Quai de Chaillot Nr. 6, Straße du Puils-l'Hermite Nr. 8 gewohnt. Durch Picots Verhaftung war er bestimmt worden, die letztere Zufluchtsstätte zu verlassen; einer seiner Genossen, Charles d'Hozier, trat ihm ein Zimmer ab, welches er einem Mädchen namens Hizay in der Straße Montaigne Sainte-Genevieve Nr. 22 abgemietet hatte.
Da durch Moleaus und Pichegrus Verhaftung jede Hoffnung auf Erfolg der Verschwörung abgeschnitten war, so dachte Georges daran, Paris zu verlassen und wieder nach Morbihan zu gelangen.
Am 18. Ventôse, bei anbrechendem Abend, holte ihn ein Kabriolett aus seinem Hause ab. Er kam mit vier seiner Gefährten heraus. Drei gingen zu Fuß fort, der vierte, Léridant, setzte sich neben ihn in die Kutsche. Er fuhr die Straße Sainte-Hyacinthe hinauf, über den
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