Tagebücher der Henker von Paris
verdienen. Ich muß Ihnen daher bemerklich machen, daß ich bei meiner Erklärung durchaus nicht von dem Wunsche geleitet wurde, meinen Richtern Mitleid einzuflößen, wohl aber von Empfindungen, die ich ausgesprochen habe: von der Verzweiflung und dem Wunsche nach Rache. Im weiteren Verlauf hat mein Advokat fast den Lobredner des Generals Moreau gemacht. Welches auch das Verdienst des Generals Moreau sein mag, so steht es nach meiner Erklärung nicht meinem Verteidiger zu, ihn zu loben: sein Lob aus meinem Munde würde eine Feigheit und ein Widerruf sein; ich widerrufe durchaus nicht.«
Die Sitzungen am 16., 17., 18. und 19. Prairial wurden bestimmt, die Verteidiger anzuhören. Am Ende der Sitzung vom 19. wurden die Angeklagten ihrerseits vernommen.
Georges begann damit, sich von aller Teilnahme an dem Attentat vom 3. Nivôse zu reinigen, dann fuhr er in folgenden Worten fort:
»Nachdem diese Nebensachen beseitigt sind, werde ich mit Freimut und Wahrheitsliebe auf den eigentlichen Punkt der Diskussion eingehen. Da ich Frankreich und der Familie der Bourbons ergeben bin, so haben zwei Jahre, die ich friedlich auf dem Boden Englands verlebte, mich nicht erkälten können. Alle Nachrichten, die ich von Frankreich erhielt, verkündigten mir, daß die öffentliche Meinung deutlich ausgesprochen sei, daß der eifrigste Wunsch der Franzosen der sei, die Regierung eines einzelnen wiederkehren und auf eine einzige Familie beschränkt zu sehen, daß man keine Umwälzungen mehr zu fürchten haben würde. Bis zum Augenblicke des Vertrags von Amiens wußte ich nichts davon, daß Bonaparte zum Kaiser erklärt werden sollte. Nach dieser Nachricht entschloß ich mich, nach Frankreich zu gehen, um selber zu untersuchen, ob der öffentliche Geist derart sei, wie man mir versichert hatte. Hätte ich diese öffentliche Meinung günstig für die Familie der Bourbons gefunden, so würde ich sogleich einen französischen Prinzen haben kommen lassen, und bei seiner Ankunft wäre man auf die notwendigen Mittel bedacht gewesen, den gewünschten Zweck zu erreichen; als ich mich aber in dieser Hoffnung getäuscht sah, habe ich diesen Prinzen nicht berufen und nicht sechs Männer zusammengebracht.«
General Moreau ergänzte die Rede seines Verteidigers in folgenden Worten:
»Es sind in diesem Prozeß weder Schriftstücke noch überzeugende Tatsachen noch Zeugen vorhanden, welche gegen mich aussagen. Es ist ersichtlich, daß meine Verbindung mit David durchaus nichts Verbrecherisches an sich trägt und nur die Rückkehr des Generals Pichegru beabsichtigt hat. Was meine Aussöhnung mit dem letzteren betrifft, so liegt dieselbe dem Urteil der öffentlichen Meinung vor; ich bin weit davon entfernt, dasselbe zu fürchten; es wird sicherlich einen unversöhnlichen Haß, aber niemals eine großmütige Gesinnung verdammen.
Was sich am deutlichsten aus dem Prozesse ergeben hat, wiederhole ich, daß ich nämlich alle Anerbietungen, die mir von den ehemaligen französischen Prinzen gemacht worden, zurückgewiesen habe; daran wird, wie ich glaube, niemand zweifeln können. Der einzige belastende Umstand, der gegen mich vorliegt, ist eine politische Plauderei Rollands, die jener verstümmelt, aber ganz absichtlich durch gerichtliche Fragen hervorgerufen, wiedergegeben hat und welche von der Hoffnung eines furchtsamen Mannes, darin sein einziges Rettungsmittel zu finden, zeugt.
Man hat von meinem Vermögen gesprochen. Ich habe mit nichts angefangen. Ich könnte fünfzig Millionen besitzen, besitze aber eigentlich nichts als ein Haus in Paris und ein Landgut. Was mein Gehalt als Obergeneral betrifft, so beträgt es, was auch der Herr Kriegsminister behaupten mag, vierzigtausend Franken, und man hüte sich wohl, dasselbe mit meinen Diensten zu vergleichen!
Unglückliche Umstände, Umstände, welche der Zufall herbeigeführt oder der Haß vorbereitet hat, können sogar einzelne Lebensaugenblicke des rechtschaffensten Mannes verdunkeln; ich stelle daher mein ganzes Leben den mich verfolgenden Anschuldigungen entgegen. Dasselbe ist öffentlich wohl genug bekannt; ich berufe mich nur auf die einzelnen Epochen, und die Zeugen, die ich anrufen werde, sind das französische Volk, welches ich zu Siegen geführt, und die fremden Völker, die ich besiegt habe.
Meine Herren Richter, ich habe weiter nichts zu sagen. Sie kennen Ihre Pflicht. Frankreich hört Sie, Europa blickt auf Sie und die Nachwelt vernimmt Ihre Stimme.«
Als der Präsident den Armand de
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