Tagebücher der Henker von Paris
Platz Saint-Michel und in die Straße Monsieur le Prince. In dem Augenblick, als er um die Ecke des Odeon bog, fielen zwei Polizeiagenten, die ihm gefolgt waren, dem Pferde in die Zügel und hielten ihn an. Georges Cadoudal streckte sie mit zwei Pistolenschüssen nieder und versuchte aus seinem Kabriolett zu springen, aber andere Agenten kamen ihren Kameraden zu Hilfe, und nach einem verzweifelten Kampfe wurde er ebenso wie sein Genosse ergriffen und geknebelt. Nach der Polizeipräfektur geführt, wurde er auf der Stelle verhört. Aus der Ruhe und der Bestimmtheit seiner Antworten, die er in einem solchen Augenblicke gab, kann man auf die Beschaffenheit seines Charakters schließen.
Folgendes sind einige Bruchstücke aus Georges Cadoudals Verhör.
»Was wollten Sie in Frankreich tun?«
»Den Ersten Konsul angreifen.«
»Welches waren Ihre Mittel zum Angriff?«
»Der Angriff sollte mit offenbarer Gewalt vollführt werden.«
»Welches war Ihre Absicht und die Ihrer Mitverschworenen?«
»Einen Bourbon an die Stelle des Ersten Konsuls zu setzen.«
»Rechneten Sie nicht darauf, Ihren Zweck durch den Mord zu erreichen?«
»Nein; ich und meine Offiziere, wir hatten die Wachen des Ersten Konsuls einzeln gezählt; es waren dreißig; ich und neunundzwanzig meiner Anhänger hätten Mann gegen Mann mit ihnen gekämpft, nachdem wir die Straße mit zwei Stricken gesperrt, um die Eskorte aufzuhalten, und uns mit der Pistole in der Hand auf sie geworfen hätten; im Vertrauen auf unser gutes Recht und unseres Mutes gewiß, hätten wir das übrige Gott überlassen.«
»Wer beauftragte Sie, nach Frankreich zu gehen?«
»Die Prinzen, um die Monarchie wiederherzustellen.«
»Mit welchen Personen verkehrten Sie, als Sie nach Paris kamen?«
»Ich kenne sie nicht; ich will die Zahl der Opfer nicht noch vermehren.«
Er leugnete seine Verbindung mit Pichegru und Moreau; gestand aber mit einer Art von Stolz, daß er nach Paris in der Absicht gekommen sei, den Ersten Konsul mit offener Gewalt anzugreifen, und nur die Ankunft eines Prinzen in Paris abgewartet hätte, um seinen Plan zur Ausführung zu bringen. Man hatte einen prächtigen Dolch mit einem silberbeschlagenen Griffe aus Ebenholz bei ihm vorgefunden. Thuriot fragte ihn, ob nicht der englische Stempel auf dem Beschlage sichtbar sei.
»Ich weiß es nicht,« antwortete Georges, »ich kann aber versichern, daß, als ich nach Paris kam, ich ihn nicht auf der Münze kontrollieren ließ.«
Einer der beiden Polizeibeamten, welche ihn angehalten hatten, ein gewisser Buffet, war von einer Kugel an der Stirn getroffen und getötet, der andere namens Cailotte in die Brust geschossen und gefährlich verwundet worden. Thuriot versuchte, dieses Eisenherz zu rühren, indem er ihm den begangenen Mord vorwarf.
»Ich habe nur der Gewalt Gewalt entgegengesetzt,« antwortete Cadoudal.
Als man ihm vorstellte, der Unglückliche wäre Familienvater, antwortete er:
»Das ist eure Schuld; ihr hättet mich durch Hagestolze müssen verhaften lassen.«
Alle bei der Verschwörung Beteiligten befanden sich in den Händen der Justiz; die Herren von Polignac und Rivière waren am 14. Ventôse ergriffen worden; ein Chouan, Raoul Gaillard, wurde von einem Büchsenschuß getroffen in dem Augenblick, als er die Seine überschritt, um dem verfolgenden Gendarmen zu entkommen.
Die Untersuchung hatte ihren Verlauf, als eines Morgens der Kerkermeister, welcher in Pichegrus Zimmer trat, ihn tot in seinem Bette fand.
Am vorhergehenden Abend hatte der Besieger Hollands Réal gebeten, ihm Seneka zu leihen; das Buch lag noch auf dem Tische, auf der Seite aufgeschlagen, wo der berühmte Philosoph sagt:
»Derjenige, welcher sich verschwören will, darf vor allem den Tod nicht fürchten.«
Der General lag auf der Seite. Eine schwarzseidene Halsbinde war mit Hilfe eines Stückchens Holz, welches er von einem Reisig, dessen Überreste noch im Zimmer lagen, abgerissen hatte, eng um den Hals geschlossen. Mit diesem Knebel hatte Pichegru wahrscheinlich seine Halsbinde zusammengeschnürt, bis die Erstickung ihren Anfang nahm; dann hatte er sich fest darauf gelegt, und der dadurch verursachte Blutandrang nach dem Kopfe hatte den Schlagfluß herbeigeführt.
Am 28. Mai 1804, zehn Tage nachdem Napoleon zum Kaiser erklärt worden war, erschienen die Angeklagten, zweiundvierzig an der Zahl, vor dem Kriminalgericht. Moreau, der wie die übrigen auf der Verbrecherbank saß, war ruhig und schien sich der Entscheidung des
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