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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Tribunals schon bewußt zu sein. An seiner Seite befanden sich Lajolais, sein ehemaliger Adjutant, Cauchery und Abbé David, die beiden Unterhändler mit Pichegru. Die Herren von Polignac und von Rivière, welche das aristokratische Element der Verschwörung vorstellten, saßen hinter dem General Moreau; Georges Cadoudal war von seinen Chouans wie an einem Schlachttage umgeben. Diese Bauern hatten kaum einen Blick für den Gerichtshof oder für die Zuhörer, welche in den Saal strömten; ihre Augen waren starr auf ihren Häuptling gerichtet; sie betrachteten ihn; sie hörten ihm mit einer ehrfurchtsvollen Aufmerksamkeit zu, die anzeigte, welch einen allmächtigen Einfluß er auf sie übte. Was Georges betraf, so bot er dem Geschick, das ihn erwartete, mit wildem Gleichmut Trotz; zuweilen beantwortete er die Beinamen, welche ihm die Ankläger reichlich zuteil werden ließen, mit beißenden Spottreden. Thuriot, welcher dem Verhöre vorsaß, hatte für den Tod Ludwigs XVI. gestimmt, der Bretagner nannte ihn daher mit einer tief verletzenden Anspielung Herr Tue-Roi (Herr Königsmörder). Als er einmal aus Versehen seinen Namen ausgesprochen hatte, bat er sich von einem Gendarmen ein Glas Wasser aus, um sich, wie er sagte, den Mund auszuspülen.
    Es wurden neununddreißig Belastungs- und dreizehn Entlastungszeugen vernommen. In der Sitzung vom 11. Prairial entspann sich eine ziemlich lebhafte Debatte zwischen dem Vorsitzenden und dem General Moreau über gewisse Aussagen des Angeklagten Rolland, welcher versicherte, der Graf von Artois hätte zu ihm gesagt:
    »Wenn sich unsere beiden Generäle verständigen, so werde ich bald in Paris sein.«
    Moreau leugnete, daß diese Rede sich auf ihn bezöge.
    »Aber,« entgegnete der Präsident, »wenn man sieht, daß Pichegru nach Paris kommt und Unterredungen mit Ihnen hat?«
    Moreau unterbrach ihn:
    »Wenn man sieht, daß Pichegru sich nicht mit mir verständigt, so ist es klar, daß überhaupt nicht von mir die Rede gewesen ist.«
    Der Präsident: »Weil Sie Diktator werden wollten.«
    »Ich Diktator?« rief Moreau in großer Aufregung; »ich Diktator? Mich mit allen Parteigängern der Bourbonen zum Diktator machen? Man suche einmal meine Parteigänger! Meine Parteigänger sind die französische Armee, von der ich neun Zehnteile befehligt und mehr als fünfzigtausend Mann gerettet habe. Dies sind meine Parteigänger? Weshalb will man mir die Torheit zuschreiben, ich wollte mich durch die Anhänger der ehemaligen französischen Prinzen, welche schon seit 1792 für diese Sache kämpfen, zum Diktator ernennen lassen? Glauben Sie, daß jene Leute binnen vierundzwanzig Stunden den Plan entwerfen, mich zur Diktatur zu befördern?«
    Diese Worte des Generals Moreau wurden mit einem dreimal wiederholten Beifallruf aufgenommen, den der Vorsitzende nur mit Mühe zum Schweigen brachte; die öffentliche Meinung war für ihn; sie weigerte sich, anzunehmen, daß der Held so vieler Kämpfe, der Sieger von Hohenlinden ein Mitschuldiger von Leuten geworden sei, welche man wegen ihres Anteils an dem Attentat der Höllenmaschine nur als verächtliche Mörder ansehen konnte. Die Aufregung war so allgemein und nachhaltig, daß Cadoudal, als er die Sitzung verließ, zu Moreau sagte:
    »General, noch eine Sitzung wie die heutige, und Sie werden in den Tuilerien schlafen.«
    Sonntags, am 14. Prairial, stellte der Staatsanwalt Gérard den Antrag; er verlangte die Todesstrafe gegen sämtliche Angeklagten mit Ausnahme von Even, Caron, Gallais und dessen Frau, welche er der Gerechtigkeit des Gerichtshofes empfahl.
    Die Sitzung vom Montag, dem 15., wurde mit einer Rede von Bouvet de Lozier eröffnet, welche so merkwürdig ist, daß ich einige Bruchstücke davon anführen will. Meine Leser werden sich ohne Zweifel erinnern, daß Bouvet de Lozier in dieser Verschwörung die Rolle eines Angebers gespielt hatte.
    »Mein Advokat hat sich in zwei Punkten in einer Weise ausgesprochen, welche sowohl meinem Gefühl wie meiner Lage durchaus widerstrebt. Mein Advokat sagte zu Anfang, daß ich, meine Herren Richter, Ihnen durch meine Geständnisse großen Anteil eingeflößt haben müsse. Ich lege allerdings den größten Wert auf die Meinung des Gerichtshofes, und ohne daß ich den Tod fürchte, hege ich den heißesten Wunsch, in den Augen desselben für unschuldig zu gelten; aber nicht weniger wünsche ich seine Achtung, die Achtung des Publikums, welches mich hört, und die der Welt, welche uns richten wird, zu

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