Tagebücher der Henker von Paris
Departements, in den Armeen der Generäle, meiner Kollegen, welche ebenso wie ich denken. Ich will nichts teilweise tun, sondern die Sache zu Ende führen. Frankreich kann nicht als Republik bestehen, sondern es muß einen König, es muß Ludwig XVIII. haben; aber man darf die Konterrevolution erst beginnen, wenn man sicher ist, sie bestimmt ins Werk zu setzen.«
Nach diesem Beitritt erbot er sich, über den Rhein zu gehen, die weiße Fahne zu entfalten, sich mit dem Heere des Kaisers und mit dem Korps Condés zu vereinigen, um auf Paris zu marschieren.
Aber der Prinz von Condé war nicht willens, mit anderen als Franzosen die Ehre der Restauration zu teilen. Pichegru seinerseits glaubte der Hilfe Fremder nicht entbehren zu können. Während der Unterhandlung, welche diese Meinungsverschiedenheit notwendig machte, wurde er dem Direktorium angezeigt, nach Paris zurückgerufen und infolgedessen bei der Armee vertreten.
Der Mittel beraubt, welche seine Beihilfe erfolgreich machen sollten, setzte Pichegru seine Unterhandlung mit dem verbannten Fürsten nichtsdestoweniger fort; er hatte sich in sein Departement zurückgezogen. Bald darauf schickten ihn die Wähler des Jura in die gesetzgebende Versammlung, die ihn zum Präsidenten wählte. Auf einen anderen Schauplatz versetzt, führte er seine Anschläge weiter aus. Das Direktorium, welches, nachdem man das Reisegerät des Generals Kinglin in Beschlag genommen hatte, in Besitz handschriftlicher Beweise von Pichegrus Verrat gekommen war, konnte sich über die Absicht des Besiegers von Holland keine falsche Vorstellung machen. Durch den Staatsstreich vom 17. Februar schaffte es sich ihn vom Halse, und am 1. Vendemiaire schickte es ihn nach Synamori, einem Orte, der für die Deportation der neuen Geächteten bestimmt war. Seit sechs Monaten befand er sich in Cayenne, als er den Plan zur Flucht faßte. Mit mehreren seiner Unglücksgefährten verbunden, verließ er die Kasematten mitten in der Nacht; Pichegru, Aubry und Ramel warfen sich auf die Schildwache, welche auf der Bastion des Wachthauses stand, entwaffneten und knebelten sie, stiegen in den Graben hinab, erreichten das Ufer, bemächtigten sich einer Pirogue und wagten sich, ohne andere Hilfsmittel als einige in aller Eile gesammelte Lebensmittel, ohne einen anderen Führer als einen Taschenkompaß, auf die hohe See.
Zehn Tage später schifften sie sich beim Fort Monte-Krich aus, von wo sie nach England gelangten. Zu London wurde das Einvernehmen Pichegrus mit der entthronten Familie immer vertrauter. In diesen geheimen Beratungen erforschte man eifrig die öffentliche Meinung in Frankreich; die Anschläge der Generäle waren zu auffällig, als daß man sie nicht hätte bemerken sollen. Zu gleicher Zeit sah man ein, daß Pichegru, nachdem sein Verrat öffentlich kundgeworden, seinen Einfluß auf die Soldaten verloren hatte; man fühlte die Notwendigkeit, Napoleon einen anderen von den großen militärischen Häuptern entgegenzustellen, dessen Name inmitten der Bürgerkriege geachtet und unbefleckt geblieben wäre.
Sowohl Moreaus Ruf wie auch seine ziemlich offenkundige Feindschaft gegen den ersten Konsul bezeichnete ihn für die Wahl der Feinde des letzteren, und verschiedene Kommissarien gingen von London ab, um ihn zu gewinnen. Welches aber auch die Absicht Moreaus sein mochte, so hatte man doch eine zu hohe Vorstellung von seinem Charakter, als daß man hoffen konnte, er würde jemals auf eine Verschwörung eingehen, welche sich des Mordes als Hilfsmittel bediente.
Georges Cadoudal befand sich in London; er war einer jener außerordentlichen Männer, welche die Revolutionen und die Bürgerkriege hervorbringen. Als kühner Parteigänger und unbeugsamer Sektierer war er gleich bereit, für die Gegenstände seines Fanatismus zu töten oder sich töten zu lassen. Er war zu Brech in Morbihan geboren; als Sohn eines wohlhabenden Pächters hatte er seine Studien auf der Schule von Vannes gemacht. Er war kaum zwanzig Jahre alt, als die Länder jenseits der Loire die Waffen ergriffen; er gesellte sich zu den Vendéern und nahm teil an allen ihren Kämpfen. Nach der Niederlage von Mans ging er wieder in seine Bretagne zurück und diente dem Grafen von Siltz, welcher eine Truppe befehligte, als Leutnant. Als dieser im Kampfe von Grandchamp getötet worden war, erwählten die Chouans Georges Cadoudal zu ihrem Häuptling; er führte diese Männer in der Affäre von Quiberon; er verrichtete Wunder der Tapferkeit und
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