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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Väter wieder zu besteigen.
    Als ein unbedeutender Trabant des großen Mannes, dessen Genie durch das ganze verbündete Europa und durch verräterische Diener, auf deren Treue er gerechnet hatte, besiegt worden war, wurde Louvel ein Zeuge der Abdankung zu Fontainebleau und folgte dem besitzlosen Herrscher nach der Insel Elba. Der Sattlermeister der kaiserlichen Ställe, ein gewisser Vincent, wurde durch diese Treue, die sich durch das Unglück nicht erschüttern ließ, gerührt und nahm ihn in seinen Dienst. Aber schon wurde Louvel von Rachedurst gequält; er konnte sich nicht mit der Ergebung befreunden, die sich scheinbar mit der Insel Elba begnügte; man hatte sich wohl gehütet, ihn mit den Plänen vertraut zu machen, welche erst durch günstige Umstände zur Ausführung gelangten; er verließ also die Insel und begab sich nach Versailles, um den günstigen Augenblick zur Ausführung seines Planes abzuwarten.
    Dort erfuhr er die Rückkehr Napoleons von der Insel Elba und seinen Triumphzug, auf dem die Adler des Kaiserreichs von Kirchturm zu Kirchturm, bis zum Gipfel von Notre-Dame flogen. Louvel verließ eilig Versailles, schloß sich zu Lyon wieder dem Gefolge des Kaisers an und erhielt durch Vermittlung seines früheren Beschützers Vincent eine Stelle im Train. Unglücklicherweise war diese Rückkehr des Glücks für den Halbgott, den sich der arme Sattler zum Götzen erwählt hatte, nur der letzte Schimmer eines dem Untergange nahen Gestirns. Waterloo bildete ein blutiges und trauriges Gegenstück zu Fontainebleau, und Louvel, der Zeuge dieser beiden Katastrophen gewesen war, sah mithin zweimal das größte und glänzendste Glück der neuesten Geschichte zugrunde gehen.
    Von unerbittlichem Haß erfüllt, kehrte er nach Versailles zurück. Schon trug er auf seiner Brust den geschliffenen Dolch des Brutus, mit welchem er die Nachfolger des neuen Cäsaren durchbohren wollte. Er gelangte in den Marstall des Königs, wodurch die Ausführung seines abscheulichen Komplotts erleichtert wurde. Vier Jahre lang folgte er dem ersten Opfer, das er sich zum Ziel erwählt hatte, dem Herzog von Berry, auf die Jagd, auf die öffentlichen Spaziergänge, in die Theater und sogar in die Kirchen, wohin sich der Prinz, dem frommen Gebrauche seiner Familie getreu, ziemlich oft begab. Mehrmals ließ er die Gelegenheit, seine Rache zu befriedigen, entschlüpfen; an dem Tage des Attentats hatte er sich aber durch den Besuch des Père-Lachaise, an den Gräbern von Lannes, Massena und einigen anderen Marschällen, in aufgeregte Stimmung versetzt und brachte von seinem Aufenthalt in der Totenstadt einen noch glühenderen Haß zurück.
    Am zweiten Tage nach dem Verbrechen wurde Louvel vor den Leichnam seines Opfers geführt, welcher im Louvre auf einem Katafalk ausgestellt und von Prälaten und Würdenträgern der Krone umgeben war. Er bestand diese schreckliche Prüfung mit Standhaftigkeit und ließ sich durch die glänzende Versammlung nicht einschüchtern. Als man ihn aufforderte, seine Mitschuldigen zu nennen, verblieb er bei der Beteuerung, daß er keine Mitschuldigen habe und die Verantwortlichkeit für sein Verbrechen allein auf sich nehme. Dennoch wollte man nicht daran glauben, daß dies eine alleinstehende Missetat sei und der Fanatismus sich begnügt habe, den Arm eines niederen Sattlers gegen einen so mächtigen Prinzen zu bewaffnen.
    Bald nachdem die erste Begeisterung, womit man die Bourbonen wieder aufgenommen hatte, verrauscht war, hatte man bemerkt, daß Frankreich durch die Parteien unterwühlt sei. Die Revolution hatte eine Hefe zurückgelassen, welche innerlich weitergärte; der Rausch, den die kaiserlichen Siege erzeugten, beherrschte noch viele Geister, und von Zeit zu Zeit wendeten sich die Blicke auf den Märtyrer von St. Helena wie auf einen Befreier, dessen politische Rolle noch nicht ausgespielt sei; endlich drängten sich ehrgeizige Familien um den alten Thron der Bourbons, der eigentlich keinen anderen Erben und keine andere Hoffnung auf Fortpflanzung hatte als den Prinzen, welcher geopfert worden war. Es bot sich ein unendliches Feld von Vermutungen dar, und die Einbildungskraft mochte sich lieber darauf verlieren, als ein gemeines Verbrechen annehmen, das keinen anderen Beweggrund gehabt habe als die überspannten Träume eines Aristogiton vom Pferdestalle. Die Untersuchung war, obgleich sie mit erstaunlicher Schnelligkeit geführt wurde, doch außerordentlich genau und verwickelt. Durch königlichen Befehl

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