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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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hinteren rechten Seite des Halses getroffen; kein edleres Organ war verletzt.
    Aber der König, der eine so große Kaltblütigkeit in den ersten Augenblicken nach dem Attentate gezeigt hatte, wurde sehr aufgeregt, als er einen ungeschickten Höfling gegen La Martinière äußern hörte, daß, wenn auch die Wunde leicht sei, die Klinge doch vergiftet gewesen sein könne; er schickte zweimal hinab, um den Schuldigen zu verhören, ob er seine Waffe nicht in ein Gift getaucht habe, und diese Besorgnisse des Monarchen wurden so groß, daß er seinen Beichtvater rufen und sich fünf- oder sechsmal die Absolution geben ließ; er rief den Dauphin und beauftragte ihn, den Vorsitz im Rate zu übernehmen, kurz, er ergriff alle Maßregeln, die ein Mann, der von seinem nahen Tode überzeugt ist, nur ergreifen kann.
    Herr von Machault, der Siegelbewahrer, kam inzwischen in den Saal, in dem sich Damiens befand. Seine Bestürzung über die geschehene Tat und deren mögliche Folgen war sehr groß. Seine Ungnade mußte dem Tode des Königs unmittelbar folgen; die strengen Prinzipien des Dauphins erlaubten ihm nicht, einen Minister zu behalten, der eine Kreatur Madame von Pompadours war.
    In der Angst seines Ehrgeizes schloß sich der Siegelbewahrer, ohne die Übereilung der Jugend oder die Rauheit des Soldatenlebens zu seiner Entschuldigung zu haben und alle Würde und Scham vergessend, den Offizieren in der unedlen Rolle, die sie spielten, an und übertraf sie noch an Grausamkeit.
    Er ging an den Kamin, nahm zwei Feuerzangen und machte sie glühend, und als sie rot waren, begann er selbst damit die Beine des Unglücklichen zu kneifen, wobei er es sich angelegen sein ließ, bald diese, bald jene Stelle zu suchen, weil er glaubte, den Schmerz seines Opfers dadurch empfindlicher zu machen.
    Trotz der großen Qualen entschloß sich der Gefangene doch zu keinem Geständnisse und begnügte sich, seine Quäler darauf aufmerksam zu machen, daß sie gegen den Willen Seiner Majestät handelten, die befohlen hätten, daß ihrem Mörder kein Leid angetan werden solle; dann wandte er sich an den Siegelbewahrer und sagte:
    »Wenn Sie, die Sie hier das Geschäft eines Folterknechtes übernommen haben, nicht die Ihrigen verraten hätten, so würden wir alle beide nicht hier sein.«
    Der Geruch, der von den Brandwunden ausging, war so durchdringend, daß er von dem Saale der Garden, der im Erdgeschosse lag, bis in die erste Etage stieg.
    Jetzt kam der Herzog von Ayen in das Zimmer, und als er die Beschäftigung des Siegelbewahrers bemerkte, fuhr er die Herren von Hédouville und Benor, die zu seiner Kompagnie gehörten und Herrn von Machault geholfen hatten, heftig an und sagte ihnen, daß, wenn man einen Degen an der Seite trage, man nicht Folterknecht spielen dürfe, sondern daß man dies den Leuten von der Justiz zu überlassen habe.
    Diese Rede, die durch den Ton noch schärfer wurde, nahm Herrn von Machault nicht den Geschmack an seinem neuen Handwerk; er befahl den Schweizergarden, zwei Bündel Holz in den Kamin zu werfen, und ließ Damiens dem Feuer so nahe bringen, bis die starke Hitze aus seinen beiden Beinen nur eine Wunde gemacht hatte, und als er immer noch nicht gestand, drohte derselbe Siegelbewahrer ihn in die Flammen werfen zu lassen. Der Prevotleutnant des Schlosses, Herr Leckere de Boillet, der in diesem Augenblicke eintraf, machte dieser scheußlichen Szene ein Ende; er reklamierte den Schuldigen, indem er sich auf seine Kompetenz, das Verbrechen zu untersuchen, berief, und ließ ihn in den Kerker bringen.
    Am folgenden Tage begann der Prevotleutnant das Verhör. Er forderte Damiens auf, seine Mitschuldigen zu nennen, und dieser erwiderte, daß er für den Augenblick nichts mehr zu sagen habe und daß, wenn er die nenne, welche ihn zu seinem Verbrechen verleitet hätten, »alles vorüber sein werde«.
    Am 15. Januar wurde der durch die Prevotschaft des Schlosses eingeleitete Prozeß justifiziert und die große Kammer des Parlaments von Paris erhielt den Auftrag, ihn fortzuführen.
    Den 17. fand die Versetzung des Gefangenen nach Paris statt; er reiste von Versailles um zwei Uhr morgens ab. Da der Zustand seiner Beine nicht erlaubte, daß er die geringste Bewegung mache, so wurde er auf eine Matratze gelegt und in eine mit vier Pferden bespannte Kutsche getragen. Die Eskorte war imposant. Man glaubte immer noch an das Bestehen einer Verschwörung und fürchtete, daß die unbekannten Genossen Damiens' einen Versuch machen könnten,

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