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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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ihn zu rauben oder verschwinden zu lassen.
    Damiens' Kerker war rund und hatte nicht mehr als zwölf Fuß im Durchmesser.
    Die Luft zirkulierte so schwer in dieser schrecklichen Höhle, daß man auf den Rat der Ärzte die Lichte, die man hier Tag und Nacht brannte und deren Dampf die Gesundheit des Gefangenen zu gefährden drohte, durch Wachskerzen ersetzen mußte.
    Damiens war in eine Art von Zwangsjacke geschlossen, die ihm keine einzige freie Bewegung ließ.
    Er lag auf einem mit einer Matratze belegten Gestelle; das Kopfende war gegen die Tür gewandt und das Kopfbrett hob und senkte sich mittels einer eisernen Kurbel, wenn der Unglückliche, ganz gebrochen durch diese schreckliche Tortur, die siebenundfünfzig Tage dauerte, seine Wächter bat, ihm eine andere Lage zu geben.
    Die Zurüstung, die ihn auf seinem Lager festhielt, lohnt wohl der Mühe, daß man sie beschreibe. Sie bestand in einer Art Netz von starken Riemen aus ungarischem Leder, die durch in den Planken befestigte Ringe liefen; auf jeder Seite des Bettes befanden sich fünf dieser Ringe und einer zu Füßen des Gefangenen. Die Riemen, die durch die Ringe zur Seite des Kopfes liefen, hielten die Schultern, die zweiten fesselten die Hände wie Handschellen und erlaubten dem Gefangenen nur, die Hand zum Munde zu führen; Schenkel und Beine waren auf dieselbe Weise befestigt, und endlich verband ein Riemen, der von dem Ringe am Fußende des Bettes auslief, alle übrigen miteinander, lötete sie gewissermaßen zusammen.
    Und das war noch nicht alles.
    Zwölf auserwählte Sergeanten vom Regiment der französischen Garden hatten den Auftrag, Tag und Nacht bei dem Gefangenen zu wachen. Ihr Posten war in einem Zimmer, das genau über seiner Zelle lag. Alle zwei Stunden mußten vier von ihnen an Damiens' Bett Platz nehmen, die anderen blieben in ihrer Wachtstube auf das geringste Geräusch aufmerksam, und niemand durfte vor Beendigung des Prozesses aus der Conciergerie gehen.
    Vier unter ihren Befehlen stehende Soldaten versahen das Amt, den Gefangenen zu versorgen; sie durften ebensowenig wie die Unteroffiziere den Turm verlassen.
    Der Arzt und der Chirurgus des Parlaments besuchten den Königsmörder täglich dreimal und statteten dem ersten Präsidenten täglich Bericht ab, in welchem Zustande sie den Gefangenen gefunden hätten. Der Chirurgus schlief in der Conciergerie.
    Ein Beamter aus der königlichen Küche mußte die Lebensmittel für Damiens zubereiten, es war ihm verboten, demselben irgend etwas vorzusetzen, von dem er vorher nicht einige Tiere hatte kosten lassen.
    Wirklich hätte man im Angesichte eines solchen Überflusses von Vorsichtsmaßregeln gegen einen Unglücklichen, für den eine Zelle im Irrenhause genügende Gerechtigkeit gewesen wäre, sich fragen müssen, welcher Verrücktheit die, welche sie angeordnet hatten, gehorchten, wenn es nicht am Tage gelegen hätte, daß infolge des leidenschaftlichen Kampfes zwischen Parlament und Geistlichkeit der Prozeß Damiens' eine politische Waffe wurde, mit der jede der Parteien ihren Gegner zu vernichten hoffte.
Der Prozeß
    Die Sinnlichkeit König Ludwigs XV. und der daraus folgende Egoismus konnten ihn gegen das Leiden seines Volkes gleichgültig machen, indessen war er keineswegs grausam. Die Behandlung, der der unglückliche Damiens unterworfen wurde, verursachte ihm Grauen; er sprach oft mit Abscheu davon, aber er hatte in den Schmeicheleien, die schon seine Kindheit umgaben, eine unumstößlich hohe Meinung von der Majestät seiner Person gewonnen; so war er vollständig überzeugt, daß ein Angriff auf ihn sich an Gott vergreifen heiße, daß das Attentat auf seine Person das abscheulichste aller Verbrechen sei, das durchaus nichts entschuldigen könne und demgegenüber selbst er das Recht der Gnade verlor. Dennoch zeigte er sich sehr besorgt um die Gesundheit seines Mörders. Es schien, als halte er sich verantwortlich für sein Leben, bevor die Richter nicht ihr Urteil gesprochen hätten. Als er erfuhr, daß Damiens unter dem Einflusse des schrecklichen Zwanges, der ihm gar keine Bewegung erlaubte, augenscheinlich umkommen müsse, schickte er seinen Leibarzt, den Doktor Sénac, zu ihm; er schien sehr betrübt und erhielt die Sorglosigkeit, die ein hervorstechender Charakterzug bei ihm war, erst wieder, als Sénac befohlen hatte, daß dem Königsmörder ein wenig Bewegung in seinem Kerker verstattet werden solle, und als er gewiß war, daß Damiens sich infolge dieser Vergünstigung in

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