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Tagebücher der Henker von Paris

Tagebücher der Henker von Paris

Titel: Tagebücher der Henker von Paris Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Henri Sanson
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Tortur sein sollte. Schwere Erwägungen wurden nun bei dem Generalprokurator über die Wahl dieser Vorqualen gehalten, und als das Schreckliche in das Publikum gelangte, kamen einfache Privatleute der Einbildungskraft der Obrigkeit zu Hilfe und unterbreiteten ihr verschiedene Torturvorschläge, die mehr ihrem erfinderischen Geiste als ihrem Gefühle Ehre machten. Einer wünschte, daß man kleine Kügelchen von trockenem und geschwefeltem Hanf unter die Nägel des Delinquenten bringe und dann anzünde, ein anderer verlangte, daß man ihm an einzelnen Teilen die Haut abziehe und eine fressende Flüssigkeit auf die nackt gelegten Muskeln gieße, bis er sich zu sprechen entschließe, ein dritter wollte, daß man ihm die Zähne ausziehe. Wenn man die Schriften liest, die über diesen Gegenstand zu Paris und mitten im achtzehnten Jahrhundert geschrieben wurden, so staunt man, darunter nicht die Namen einiger Rothäute zu finden.
    Die Gerichtsärzte examinierten diese verschiedenen Vorschläge; sie entschieden, daß die spanischen Stiefel immer noch die energischste und das Leben des Gefangenen am wenigsten bedrohende Tortur seien.
Die Hinrichtung
Der spanische Stiefel; Zange, Schwefel und Rad.
    Charles Jean Baptiste Sanson war in seinen letzten Jahren durch eine Lähmung an das Bett gefesselt. Charles Henri Sanson, sein ältester Sohn und bestimmter Nachfolger, war erst siebzehn Jahre alt. Seit zwei Jahren versah er das Amt seines Vaters, aber er hatte nicht offiziell den Titel eines Scharfrichters, und man konnte nicht daran denken, ihm eine Art von Hinrichtung aufzutragen, wie man sie nur noch aus der Tradition kannte. Der Generalprokurator befahl daher, daß der Torturmeister des Parlaments und Scharfrichter
ad interim
, Charles Henri Sanson, und seine Gehilfen sich zur Disposition Gabriel Sansons zu stellen hätten.
    Das Schafott wurde in der Nacht des 27. März aufgerichtet.
    Am Montag, dem 28., um sieben Uhr morgens begaben sich Gabriel Sanson, sein Neffe Charles Henri Sanson und seine Gehilfen nach dem Grèveplatze, um sich zu überzeugen, daß alle Vorbereitungen den Befehlen des Gerichtshofes zufolge getroffen seien. Das Schafott stand auf dem Platze inmitten eines Raumes von hundert Quadratfuß, der mit starken Palisaden umgeben worden war. Diese Umzäunung hatte nur zwei Eingänge, einen, durch welchen der Delinquent, der Scharfrichter und die bewaffnete Macht eintreten sollte, den anderen, der durch eine Art von Palisaden gebildeten Laufgraben mit dem großen Tor des Stadthauses zusammenhing.
    Von da begaben sie sich nach der Conciergerie, wo sie den Torturmeister, der sie erwartete, fanden.
    Damiens wurde aus seinem Kerker geholt und in einen Saal im Erdgeschoß des Gefängnisses geführt; Häscher trugen ihn in einer Art Sack von gegerbtem Leder, der ihn bis zum Hals einhüllte und nur den Kopf sehen ließ.
    Man nahm ihm diese Hülle ab, und nachdem der Greffier ihm befohlen hatte, niederzuknien, las er ihm das Urteil vor.
    Damiens hörte mit seltener Aufmerksamkeit alles, was auf seine Hinrichtung Bezug hatte, mit an, und als der Greffier an die Stelle kam, die seinen vermeintlichen,
in contumaciam
verurteilten Mitschuldigen betraf, betrachtete er die Umstehenden mit augenscheinlicher Neugierde.
    Sein Gesicht war gelb wie Wachs, und das Tageslicht schien seine Augen zu schmerzen, denn diese öffneten und schlossen sich in krampfhafter Bewegung, aber die Pupillen hatten nicht ihren Glanz verloren.
    Als der Greffier seine Vorlesung beendet hatte, gab Damiens den Häschern ein Zeichen, daß sie ihm helfen möchten, sich zu erheben, denn er schien noch an seinen Beinwunden zu leiden; er murmelte mehreremal:
    »Mein Gott! mein Gott! mein Gott!«
    Gabriel Sanson näherte sich ihm und legte die Hand auf seine Schulter. Damiens zitterte bei dieser Berührung und betrachtete ihn verwirrten Blickes; aber in diesem Augenblicke führte der Polizeileutnant den Pfarrer von Saint-Paul ein, und die Physiognomie des Königsmörders nahm, sobald er den Geistlichen erblickte, eine ruhige und lächelnde Miene an.
    Der Pfarrer ging auf ihn zu, und Damiens versuchte seine Hände, welche die Häscher eben zu binden im Begriff waren, frei zu machen, um die seines Beichtvaters zu ergreifen.
    Nachdem dieser die Umstehenden gebeten hatte, zurückzutreten, blieben beide allein mitten im Saal stehen. Der Priester sprach mit leiser Stimme zu ihm.
    Damiens schien mit viel Andacht zu beten, denn er schlug oft die Augen zum Himmel auf.
    Der

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