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Tagebücher

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Titel: Tagebücher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franz Kafka
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eines Ehrenmanns davon. Glaubst Du ich hätte Dich nicht geliebt, ich, von dem Du ausgiengst.

    Jetzt wird er sich vorbeugen dachte Georg. Wenn er fiele und zerschmetterte! Dieses Wort durchzischte seinen Kopf.

    Der Vater beugte sich vor, fiel aber nicht. Da Georg sich nicht näherte, wie er erwartet hatte, erhob er sich wieder.

    Bleib wo Du bist, ich brauch Dich nicht. Du denkst Du hast noch die Kraft hierherzukommen und hältst Dich bloß zurück, weil Du so willst. Daß Du Dich nicht irrst. Ich bin noch immer der viel Stärkere. Allein hätte ich vielleicht zurückweichen müssen, aber so hat mir die Mutter ihre Kraft abgegeben, mit Deinem Freund habe ich mich herrlich verbunden, Deine Kundschaft habe ich hier in der Tasche.

    Sogar im Hemd hat er Taschen sagte sich Georg und glaubte, er könne ihn mit dieser Bemerkung in der ganzen Welt unmöglich machen. Nur einen Augenblick dachte er das denn immerfort vergaß er alles.

    Häng Dich nur in Deine Braut ein und komm mir entgegen. Ich fege sie Dir von der Seite weg, Du weißt nicht wie.

    Georg machte Grimassen, als glaube er das nicht. Der Vater nickte bloß die Wahrheit dessen, was er sagte beteurend in Georgs Ecke hin.

    Wie hast Du mich doch heute unterhalten, als Du kamst und fragtest, ob Du Deinem Freund von der Verlobung schreiben sollst. Er weiß doch alles, dummer Junge, er weiß doch alles. Ich schreib ihm doch, weil Du vergessen hast, mir das Schreibzeug wegzunehmen. Darum kommt er schon seit Jahren nicht, er weiß ja alles hundertmal besser als Du selbst, Deine Briefe zerknüllt er ungelesen in der linken Hand, während er in der Rechten meine Briefe zum Lesen sich vorhält.

    Seinen Arm schwang er vor Begeisterung über dem Kopf.

    Er weiß alles tausendmal besser rief der Vater.

    Zehntausendmal sagte Georg, um den Vater lächerlich zu machen, aber noch in seinem Munde bekam das Wort einen toternsten Klang.

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    "Seit Jahren passe ich schon auf, daß Du mit dieser Frage kämest. Glaubst Du mich kümmert etwas anderes, glaubst Du ich lese Zeitungen. Da! " Und er warf ihm ein Zeitungsblatt, das irgendwie mit ihm ins Bett getragen worden war, zu. Eine alte Zeitung mit einem Georg schon ganz unbekannten Namen.

    Wie lange hast Du gezögert, ehe Du reif geworden bist. Die Mutter mußte sterben, sie konnte den Freudentag nicht erleben, der Freund geht zu Grunde in seinem Rußland, schon vor 3 Jahren war er gelb zum Wegwerfen, und ich, Du siehst ja wie es mit mir steht. Dafür hast Du doch Augen.

    Du hast mir also aufgelauert! rief Georg.

    Mitleidig sagte der Vater nebenbei: Das wolltest Du wahrscheinlich früher sagen. Das paßt ja gar nicht mehr

    Und lauter: Jetzt weißt Du also was es noch außer Dir gab, bisher wußtest Du nur von Dir! Ein unschuldiges Kind warst Du ja eigentlich, aber noch eigentlicher warst Du ein teuflischer Mensch!

    "Und darum wisse, ich verurteile Dich jetzt zum Tode des Ertrinkens! "

    Georg fühlte sich aus dem Zimmer gejagt, den Schlag, mit dem der Vater hinter ihm aufs Bett stürzte, trug er noch in den Ohren davon. Auf der Treppe, über deren Stufen er wie über eine schiefe Fläche eilte, überrumpelte er seine Bedienerin, die im Begriffe war heraufzugehn, um die Wohnung nach der Nacht aufzuräumen. "Jesus! " rief sie und verdeckte mit der Schürze das Gesicht, aber er war schon davon. Aus dem Tor sprang er, über die Fahrbahn zum Wasser trieb es ihn. Schon hielt er das Geländer fest, wie ein Hungriger die Nahrung. Er schwang sich über, wie der ausgezeichnete Turner, der er in seinen Jugendjahren zum Stolz seiner Eltern gewesen war.
    Noch hielt er sich mit schwächer werdenden Händen fest, erspähte zwischen den Geländerstangen ein Autoomnibus, das mit Leichtigkeit seinen Fall übertönen würde, rief leise, "liebe Eltern ich habe Euch doch immer geliebt" und ließ sich herabfallen.

    In diesem Augenblick gieng über die Brücke ein geradezu unendlicher Verkehr.

    23 (September 1912) Diese Geschichte "das Urteil" habe ich in der Nacht vom 22 zum 23 von 10
    Uhr abends bis 6 Uhr früh in einem Zug geschrieben. Die vom Sitzen steif gewordenen Beine konnte ich kaum unter dem Schreibtisch hervorziehn. Die fürchterliche Anstrengung und Freude, wie sich die Geschichte vor mir entwickelte wie ich in einem Gewässer vorwärtskam. Mehrmals in dieser Nacht trug ich mein Gewicht auf dem Rücken. Wie alles gewagt werden kann, wie für alle, für die fremdesten Einfälle ein großes Feuer bereitet ist, in dem sie vergehn und

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