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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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kannst“, sagte er und nahm ihre Hand. Sie saßen schweigend in dem Aquarium, versanken ineinander und führten einen stummen Dialog. Als die Kellnerin vorbeiging, sagte er leise: „Die Rechnung bitte“, ohne wegzuschauen.
    Während er bezahlte, versuchte sie ihre fünf Sinne wieder zusammenzukriegen. Das hielt genauso lange an, bis sie, ein wenig atemlos, vor die Tür des Restaurants traten. Er legte einen Arm um Judith und sie gingen unter den alten Bäumen der Alten Potsdamer Straße entlang. Schweigend.
    Vor den Bistros saßen die Kinogänger und Touristen, ihre Unterhaltungen hörten sich an wie Vogelgezwitscher. Am Eingang zu den Potsdamer Platz Arkaden spielte ein alter Mann Klarinette. Am Hotel Hyatt nahm Nils ihre Hand, und sie liefen über den Fußgängerübergang, kurz bevor die Ampel auf Rot sprang. Zwischen den beiden Fußgängerübergängen, auf dem Mittelstreifen der Potsdamer Straße, zog er sie in seine Arme. Oder sie sank in seine Arme, oder sie wurde ohnmächtig, oder sie war betrunken.
    Später wusste sie nicht mehr, wie oft sie die Rotphase nutzten, um sich zu kosten, um wortlos die Frage zu klären, die spätestens auf dem Parkplatz der Philharmonie gekommen wäre. Sie wusste nur noch, dass sie schweigend zu ihm nach Hause fuhren, sie schweigend den Fahrstuhl betraten und ihn nicht mehr verlassen wollten, dass sie von ihm schweigend in sein Schlafzimmer geführt wurde, und dann war es vorbei. Mit dem Schweigen.
    „Ich brauche dich, komm.“ Sie stammelte endlosen Blödsinn, während er sie aus dem schwarzen Kleid auspackte, wie ein lang erwartetes Geschenk, viel zu langsam, während seine Pianistenhände ihren Körper erkundeten und sie ihm entgegen kam, immer weiter, „ja, ja, bitte“, und sie stöhnte und stammelte und bettelte, als seine Finger sie erkundeten, in sie eintauchten, während er ihr immer noch in die Augen schaute, „Herr Doktor, bitte nicht, nein, ja“, und sie wusste, dass sie ihm hilflos ausgeliefert war, „bitte nicht“, schrie sie, als eine heiße Woge sie überschwemmte, und er sagte „schau mich an, Moorauge“, und sie unter ihm zappelte wie ein Fisch ohne Wasser, nach Luft schnappend. Oh Gott, was tat er mit ihr? Sie konnte nicht aufhören zu betteln, als er in sie hineinglitt, sie versuchte ihn aufzusaugen, ihn zu verschlingen, aber er ließ sie nicht, er entzog sich ihr wieder und wieder. Er spielte mit ihr und sie konnte nicht mitspielen, sie wollte ihn, sie wollte mehr, wollte, dass er nicht aufhörte und flehte ihn an, aufzuhören.
    „Sag, dass du mich willst“, flüsterte er. „Nein, ja, ich will dich nicht, ich will dich nicht, ich will dich nicht“, schrie sie immer lauter, bis sie erschöpft und Schweiß gebadet auf dem zerwühlten Satinlaken zusammensackten.
    Als er ihr sanft über den verletzten Kopf strich, wusste sie, dass er sie besiegt hatte. Das war kein Sex gewesen, das war ein Machtspiel. Und sie hatte verloren. Sich verloren. Tränen rannen ihr runter. Sie begann wütend zu werden. Auf ihn. Oder auf sich. Sie hatte ihn aushorchen wollen und hatte nichts erfahren, womit sie ihre neuen Kollegen beeindrucken konnte. Stattdessen hatte sie sich poppen lassen. Herr Doktor hatte sie zu einem winselnden, bettelnden Häufchen gemacht. Wütend starrte sie an seine zartgelb gestrichene Decke.
    „Champagner?“, fragte er, während er ihr eine feuchte Strähne aus dem Gesicht wischte. Sie drehte ihren Kopf weg. Sie hasste Champagner, und in diesem Moment hasste sie Nils Sprengler.
    „Wo ist dein Bad?“, fragte sie und es klang genauso brüsk, wie es klingen sollte. Sie wollte eine kalte Dusche und dann wollte sie weg, so schnell wie möglich. Was bildete dieser Kerl sich eigentlich ein. Er stand auf und lachte leise. Wahrscheinlich hätte sie eine kalte Dusche genommen und wäre verschwunden, wenn da nicht dieses Lachen gewesen wäre. Dieses kleine, triumphierende Lachen. Wer zuletzt lacht, lacht am besten, hatte ihre Scheißmutter immer gesagt. Er hatte keine Chance mehr. Weder zum Champagnertrinken noch zum Luftholen oder Lachen. Sie ließ ihn stattdessen vor Lust betteln, stöhnen und schreien.
    Als der Morgen graute, machte er das, was sie ein typisches Wessi-Kinderfrühstück nannte: Cornflakes mit Joghurt und Banane. Zumindest der Cappuccino war etwas für Erwachsene.
    Nils fuhr Judith zu ihrer Wohnung. „Ich wusste doch, dass du ein Instrument spielen kannst“, sagte er, als er sie mit einem sanften Kuss vor ihrer Haustür verabschiedete

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