Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)
beim Schminken hatte sie nur an guten Tagen vorzeigbaren Erfolg. Nicht selten sah sie aus wie eine Frau, die sich als Clown verkleidet hat. Dennoch ging sie nie ungeschminkt auf die Straße, schon gar nicht, wenn sie sich mit einem ihrer Exer traf. Aber heute musste sie besonders gut aussehen, denn das, was sie von Konny wollte, war mehr als ein großer Gefallen. Wenn er es nicht für sie tun würde, dann würde er es für Elke tun. Denn Elke bedeutete für Konny Kohlrouladen.
Hüsy erobert New York
„145 Central Park West“, sagte Hüseyin, als er am Grand-Central-Bahnhof ins Taxi stieg und konnte sich ein Gähnen kaum verkneifen. Er war müde, genervt und sehnte sich nach einer Dusche. Es hatte fast zwei Stunden mit der Einreise gedauert. Auch der Flughafenbus hatte im Stau gestanden und selbst jetzt sah es nicht so aus, als ob sein Taxi sehr schnell vorankommen würde.
Er verabscheute New York aus tiefstem Herzen. Trotzdem sehnte er sich nach nichts mehr, als hier einmal in einer der renommierten Galerien ausstellen zu dürfen. Hüseyin schloss die Augen und träumte sich auf seine Vernissage. Es war heiß und stickig im Taxi, der Fahrer hatte die Fenster heruntergekurbelt, wenn er ein paar Meter auf dem überfüllten Broadway vorankam, zog es gewaltig. Wozu hatten die Autos eigentlich Klimaanlage, fragte Hüseyin sich. Dem Mann am Steuer schien der Benzingestank besser zu gefallen. Ein Blick auf seinen Ausweis zeigte Hüseyin, dass sein Fahrer Hitze gewohnt war, er kam offensichtlich aus der Karibik.
Es war Hüsy bewusst, dass Alice ihn nicht nur nach New York geschickt hatte, um Informationen über Mort Eisenman einzuholen, sondern auch, um seine Kontakte in die amerikanische Kunstszene zu vertiefen. Dass er während seiner Zeit in New York bei Bernie Goldsmith wohnen durfte, war natürlich eine besondere Auszeichnung. Eine Art von Starthilfe, die nicht zu unterschätzen war. Bernie hatte tatsächlich schon zwei Bilder von ihm gekauft – ob sie ihm wirklich gefielen oder ob er Alice einen Gefallen tun wollte, war Hüseyin nicht so ganz klar. Endlich bog der Taxifahrer in den Central Park West ein. Was für eine vornehme Gegend! Hüseyin war schon einmal bei Bernie zu Besuch gewesen, allerdings hatte er damals in einem Hotel an der Pennsylvania Station gewohnt. Das Taxi hielt direkt vor dem San Remo-Apartmenthaus. Hüseyin bezahlte, ließ sich eine Quittung geben und stieg aus.
Der Doorman nahm ihm sofort den Koffer ab, so dass er nicht einmal Zeit hatte, die ganze Pracht zu bestaunen. Der Portier meldete ihn bei Bernies Haushälterin an. Hüseyin fuhr mit dem Fahrstuhl nach oben und wurde von Milly, praktisch, quadratisch, gut, überschwänglich begrüßt.
„Sie sind sicher todmüde“, sagte sie und begleitete ihn in ein kleines Gästezimmer, das fast ganz in Cremeweiß gehalten war. Hüseyin erkannte sofort die Handschrift von Alice, die Bernie ganz sicher dieses Apartment eingerichtet hatte. Er ließ sich auf das breite Bett sinken.
„Danke, Milly“, sagte er.
„Der Maestro wird kurz vor Mitternacht erst wieder hier sein, sind Sie hungrig?“, fragte sie. Hüseyin schüttelte den Kopf.
„Nein, wirklich nicht“, sagte er. Die einzigen Bedürfnisse, die er hatte, waren Ruhe und eine Dusche.
„Der Maestro isst spät abends immer noch eine Kleinigkeit, möchten Sie vielleicht mit ihm zusammen speisen?“ Hüseyin nickte ergeben.
„Danke, das ist eine gute Idee“, sagte er. Als Milly endlich gegangen war, schaute er aus dem Fenster. Leider hatte man vom Gästezimmer aus keinen Blick auf den Central Park. Aber das war Hüseyin jetzt egal, er nahm eine Dusche und legte sich aufs Bett.
„Es war im Mai“, sagte Bernie, als sie endlich zu einem kleinen Mitternachtsimbiss gemeinsam am Esstisch saßen, von dem aus man einen großartigen Blick sowohl auf den jetzt fast dunklen Central Park als auch auf die gegenüberliegende Skyline hatte.
„Im Mai ist die Aussicht auf den Central Park besonders schön. Ich kann mich kaum sattsehen an dem Wunder, das Jahr für Jahr den Park zu meinen Füßen taucht in das grünste Grün, das ich je gesehen habe. Oder fällt es hier in New York einfach mehr auf? Wenn der Flieder blüht, blühen auch die New Yorker wieder auf, rund um den See sieht man Paare, die Händchen halten oder knutschen. Sie sehen aus wie die Spielzeugfiguren, die es in meiner Kindheit gab in den Wundertüten. Ich liebte diese Wundertüten, weil ich Überraschungen liebe.“
Bernie hatte
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