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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Bild.
    Judith machte sich umgehend auf den Weg zu Onkel Egon, wie sie den Freund ihres Vaters nannte. Von Weitem sah sie Licht in der Garage, also arbeitete Egon noch. Sie klopfte an die Garagentür.
    „Wer ist da?“, fragte Egon von drinnen.
    „Judith.“
    Das Garagentor wurde geöffnet. „Na, das nennʼ ick auf Bestellung“, sagte Egon, „komm rin, Kleene.“
    Als Judith ihren Vater sah, war ihr klar, dass er irgendetwas angestellt hatte. Sie ging zu ihm und umarmte ihn.
    „Ich habe auf dich in der Datscha gewartet“, sagte sie.
    „Ich wusste ja nicht, dass du kommst“, sagte Wolfgang.
    Egon war weniger zaghaft als Wolfgang. „Das ist übrigens Timo Gazlig“, stellte er den jungen Kunstsachverständigen vor. „Der ist Doktorand bei meinem Schwager, Professor Holtheimer. Dein Vater hat mir das Bild gebracht, das du von dem Sprengler hast und ick habe gesehen, dass sich darunter was befindet, was verdächtig nach einem echten Monet aussieht. Also habe ick das Bild zu dem Professor gebracht, und der hat es seinem Doktoranden gegeben. Und was dabei rausgekommen ist, das kann der Timo bestimmt besser erklären als icke“, sagte Egon.
    Judith war blass geworden. Ihr Vater goss ihr einen Schnaps ein und reichte ihr das Glas. „Den wirste brauchen.“
    Nachdem Timo Gazlig bis in alle Einzelheiten erörtert hatte, was ihm nach dem Abwaschen der Kopie aufgefallen war, meinte Judith, dass sie sich jetzt irgendwohin setzen müsse. „Was sage ich denn jetzt bloß Nils?“ Und dann dachte sie an den Rat, den ihr Hüseyin gegeben hatte: Sie würde Nils gar nichts sagen, sondern Alice informieren. Die sollte entscheiden, was zu tun wäre. Es war bereits nach Mitternacht. Aber sie musste Alice informieren, jetzt, es brannte ihr auf der Seele.
    Also ging Judith mit ihrem Handy vor die Garagentür. Alice war bereits nach dem zweiten Klingeln dran.
    „Was gibt’s denn Wichtiges?“, fragte Alice. Alice war die erste Frau die Judith kennengelernt hatte, die es schaffte, absolut freundlich und unverfänglich zu drohen. Auch in diesem Satz lauerte eine Drohung: Wehe, du störst mich wegen etwas Unwichtigem. Judith räusperte sich. Sie hatte bereits gelernt, dass man sich bei Alice konzentrieren musste, Lady Kaa wollte nur Fakten.
    „In dem Bilderrahmen der Sprenglers, den ich beschädigt habe, befindet sich nach Expertenansicht ein Originalbild von Monet unter der schlechten Kopie. Es handelt sich dabei um das Bild, das Carlotta bei Sotheby’s versteigern lassen will.“
    „Was heißt Expertenansicht?“, fragte Alice.
    „Mein Vater hat das Bild zu dem Kunstsachverständigen Professor Holtheimer gegeben, sein Doktorand hat das Bild untersucht und ist zu diesem Ergebnis gekommen.“
    „Wie heißt der Doktorand, wo und wann kann ich ihn sprechen?“, fragte Alice.
    „Timo Gazlig, ich kann das Telefon an ihn weitergeben“, sagte Judith.
    „Prima gemacht, Mädchen, den Rest lassen Sie meine Sorge sein“, lobte Alice. Judith ging zurück in die Garage und überreichte Gazlig das Handy: „Meine Chefin will Sie sprechen. Alice von Kaldenberg.“
    Judith war erleichtert. Sie hatte das Problem verlagert. Auch, wenn sie inzwischen so ziemlich zwischen allen Stühlen saß. Gazlig wiederholte für Alice wortgetreu alles, was er bereits Judith erzählt hatte.
    „Ja“, sagte er zum Schluss, „das werde ich gern machen.“ Er gab Alice seine Telefonnummer und Adresse, reichte dann das Telefon zurück zu Judith.
    „Was passiert denn jetzt mit dem Bild?“, fragte Judith ins Telefon.
    „Kann es da bleiben, wo es im Moment ist?“, fragte Alice. „Ach, verbinden Sie mich doch einfach mit Ihrem Vater.“ Eigentlich hatte Judith dazu überhaupt keine Lust, aber was blieb ihr übrig. Wolfgang Schilling nahm das Telefon und ging vor die Garagentür. Sie hörte ihn lachen. Als er zurückkam, lächelte er über das ganze Gesicht.
    „Tolle Frau, deine Chefin“, sagte er.

Linda auf der Flucht
    Linda hatte einfach keine Lust, sich mit Sabine zu befassen. Sabine belauerte sie auf Schritt und Tritt. Da half es auch nicht, die Tür zu ihrer eigenen Wohnung in der Remise zu schließen, sie spürte Sabine physisch hinter der Tür. Linda hatte schon überlegt, ob sie sich nicht woanders eine Wohnung anschaffen sollte. Oder vielleicht gleich einen Platz in einem Altersheim buchen, dachte sie verbittert. Sie schmiss ein paar Sachen in eine Reisetasche und setzte sich in ihr Mercedes-Cabriolet.
    Linda hatte am Nachmittag ein Zimmer im

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