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Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition)

Titel: Tages-Deal: Kudamm 216 - Erbsünde (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nika Lubitsch
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Hotel Zur Bleiche in Burg bestellt. Einfach ein paar Tage im Spreewald ausruhen, ohne diese fragenden Blicke, ein paar Massagen, ein bisschen Kosmetik, sich im Hamam verwöhnen lassen und das Leben wäre vielleicht wieder ein bisschen erträglicher. Nils würde nach Nizza fahren und alles regeln. Sie hatte weder Nils noch Sabine gesagt, wohin sie wollte und das Smartphone ausgestellt. Endlich Ruhe. Allein sein. Als sie auf der Autobahn war, fing sie an, sich ein wenig zu entspannen, obwohl es heftigen Verkehr gab. Ihre Gedanken wanderten wieder zurück in ihre Jugend.
    Das Hausmädchen Gerda hatte frei. Die Klinik gehörte den Geschwistern, das ganze große Haus, die Remise, der Dachboden, alles. Sie waren allein, Linda und Siggi. Er wollte mit dem Rad zu Frank, sie wollte mit dem Rad zu Rita. Sie waren sich der Gefahr bewusst, jede Sekunde, sie spürten sie in ihren Knochen, im Magen, in dem Stechmücken Hochzeitstänze aufführten, sie rochen sie, jeder von ihnen wollte weglaufen, zu dem Freund, zu der Freundin, ganz weit weg und doch war es wie eine unsichtbare Hand, die sie zurückhielt, wie ein Magnet, der sie anzog, sie trafen sich in der Tür zum Garten, sie wollten beide gleichzeitig weg, und dann lagen sie sich in den Armen und küssten sich, wie Bruder und Schwester sich niemals küssen sollten. Sie drängten sich aneinander, rieben ihre Körper aneinander, lautlos, atemlos, gewissenlos - bis nichts mehr zwischen ihnen stand.
    Siggi weinte. Sie sanken in das Gras, vollkommen außer Atem. Linda öffnete seine Hose und legte ihren Kopf in seinen feuchten Schoß. „Lindi, hör auf, das darfst du nicht“, sagte er, aber er ließ sie weitermachen.
    Plötzlich hörten sie Gerda. Sie hatte einen leicht schleppenden Schritt, so als ob der eine Absatz ein wenig höher wäre als der andere. Siggi und Linda begaben sich in eine unverfängliche Position und warteten atemlos darauf, dass sie fragen würde: „Was macht ihr denn da im Gras?“ Aber sie fragte nicht, Gerda war einfach nicht neugierig. Sie hatte Kopfschmerzen gekriegt. Kopfschmerzen, wie banal, während Lindas und Siggis Welt gerade explodiert war.
    Wie gut, dass die Schule wieder anfing. Im Haus herrschte eine angespannte Atmosphäre. Ihr Vater war ohne Ergebnis aus Amerika zurückgekommen.
    „ Ich verstehe das nicht“, hatte er gesagt, „die Frau kann doch nicht vom Erdboden verschluckt worden sein. Und außerdem war sie schwanger!“ Er machte sich wirklich Sorgen um Nora Braun, der Tod seines Partners hatte ihn schon schwer mitgenommen.
    Siggi und Linda stürzten sich in ein neues Schuljahr. Sie hatten ihre Welt eingeteilt in vorher und nachher. Natürlich belauerten sie sich weiterhin, während sie nach außen hin so taten, als ob alles normal sei. Aber dieser verregnete Sommer hatte alles verändert, sie verändert und nichts würde wieder so werden wie früher. Normal. Sie waren nicht mehr normal. Sie waren abartig, sie waren pervers, oh ja, sie hatten durchaus Begriffe dafür, obwohl sie sie nicht laut aussprachen. Jeder Mensch hat seine eigenen Mechanismen, um böse Erinnerungen zu verdrängen. Siggi schaffte sich im folgenden Jahr eine kleine Freundin an. Nie, nie hätte Linda ihn betrogen, aber das sagte sie nicht, sondern lächelte die blöde Kuh mit dem dunkelblonden Pferdeschwanz zuckersüß an.

Konny muss helfen
    „Du hast gesagt, dass ich dich anrufen soll, auch wenn ich keine Auskunft von dir will, Nucki“, flötete Alice ins Telefon.
    „Was ist denn mit dir los? Das ist neu. Also keine Auskunft. Was dann?“, fragte Konstantin von Kaldenberg.
    „Häschen, ich dachte, wir könnten vielleicht heute Mittag gegenüber im Reinhard’s gemeinsam einen kleinen Lunch einnehmen? Elke ist bei den Sprenglers, bei uns kocht also niemand.“
    „Alice, du hast es mir versprochen! Du hast versprochen, dass du deine Mitarbeiter da raus hältst.“
    „Und, hast du mir das etwa geglaubt?“, fragte Alice.
    „Nicht eine Sekunde. So gut kenne ich dich inzwischen. Ich könnte es um halb zwei einrichten, oder ist dir das zu spät zum Essen?“, fragte er.
    Alice lächelte. „Perfekt, wir sehen uns also bei Reinhard’s im Kempinski“, sagte sie.
    Sie ging in ihr Schlafzimmer und zog sich langsam und sorgfältig um. Das tat sie immer, wenn sie nachdenken musste. Es gab kaum eine Tätigkeit, bei der sie besser denken konnte, als wenn sie sich zurecht machte. Allerdings hatte sie erhebliche Schwierigkeiten, sich selbst die Haare zu föhnen und auch

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