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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Ich lege solchen Wert darauf, daß Sie ganz sicher sind.«
    »Ich verstehe nicht ganz.«
    »Sie sollten ganz sicher sein, daß Wang Tschu mein Geliebter ist.«
    »Warum?«
    »Weil ich Informationen habe, die Ihnen nützlich sein können. Sie würden mir niemals glauben, falls Sie nicht gesehen hätten, daß ich mit ihm schlafe.«
    »Was für Informationen?«
    »Ich habe viele Informationen, die Ihnen nützlich sein können, Tai-Pan, denn ich habe viele Liebhaber. Tschen Scheng kommt zuweilen hierher. Viele der Mandarine aus Kanton. Einmal kam auch der alte Jin-kwa.« Ihre Augen wurden kalt und schienen die Farbe zu verändern. »Ihnen bin ich nicht widerlich. Sie mögen die Farbe meiner Haut, und ich gefalle ihnen. Und sie gefallen mir. Ich muß Ihnen das alles erzählen, Tai-Pan. Damit zahle ich nur meine Schuld an Sie ab.«
    »Welche Schuld?«
    »Sie haben dafür gesorgt, daß ich nicht mehr verprügelt wurde. Sie haben zu spät eingegriffen, aber das war nicht Ihre Schuld.« Sie stand vom Bett auf und zog einen dicken Morgenmantel an. »Ich möchte Sie nicht länger reizen. Hören Sie mich bitte bis zu Ende an, und dann können Sie tun, was Sie wollen.«
    »Was wollen Sie mir erzählen?«
    »Der Kaiser hat einen neuen Statthalter für Kanton ernannt. Ling, dieser Statthalter, hat ein kaiserliches Dekret bei sich, durch das dem Opiumschmuggel ein Ende gesetzt werden soll. In zwei Wochen trifft er ein, und nach drei Wochen wird er die Niederlassung in Kanton umzingeln lassen. Kein Europäer darf Kanton mehr verlassen, falls nicht das ganze Opium abgeliefert wird.«
    Struan lachte verächtlich auf. »Das glaube ich nicht.«
    »Wenn das Opium abgeliefert und vernichtet wird, machen alle, die außerhalb von Kanton noch über Opiumvorräte verfügen, ein Vermögen«, sagte Mary.
    »Es wird nicht abgeliefert.«
    »Angenommen, die ganze Niederlassung würde nur gegen Opium als Lösegeld freigelassen. Was würden Sie tun? Es sind keine Kriegsschiffe hier. Sie sind wehrlos. Oder etwa nicht?«
    »Allerdings.«
    »Schicken Sie ein Schiff nach Kalkutta mit dem Auftrag, zwei Monate nach seinem Einlaufen so viel Opium wie nur möglich einzukaufen. Falls sich meine Information als falsch erweist, bleibt Ihnen noch genügend Zeit, den Auftrag zu stornieren.«
    »Hat Wang Ihnen das gesagt?«
    »Nur die Sache mit dem Statthalter. Das andere war meine Idee. Ich wollte doch meine Schuld an Sie zurückzahlen.«
    »Sie schulden mir nichts.«
    »Sie sind niemals geschlagen worden.«
    »Warum haben Sie nicht jemand zu mir geschickt, um mich unter vier Augen davon zu unterrichten? Warum haben Sie mich hierhergeholt? Damit ich Sie so sehe? Warum muß ich etwas … etwas so Entsetzliches erleben?«
    »Ich wollte es Ihnen sagen. Persönlich. Ich wollte auch, daß jemand außer mir weiß, wer ich bin. Sie sind der einzige Mann, dem ich vertraue«, erklärte sie mit unerwarteter kindlicher Harmlosigkeit.
    »Sie sind wahnsinnig. Man sollte Sie einsperren.«
    »Weil es mir Spaß macht, mit Chinesen ins Bett zu gehen?«
    »Großer Gott! Begreifen Sie denn nicht, was Sie sind?«
    »Ja. Eine Schmach für England.« Zorn verzerrte ihr Gesicht, machte es hart, machte es älter. »Die Männer tun immer, was ihnen gefällt, aber wir Frauen dürfen es nicht. Guter Gott, wie kann ich denn mit einem Europäer ins Bett gehen! Er hätte nichts Eiligeres zu tun, es anderen zu erzählen und mich vor euch allen zu erniedrigen. Aber so nimmt niemand Schaden. Vielleicht bis auf mich, aber das liegt schon lange zurück.«
    »Wie ist es dazu gekommen?«
    »Sie sollten sich lieber über einige Tatsachen im Leben klarwerden, Tai-Pan. Eine Frau braucht Männer ebenso dringend wie ein Mann Frauen. Und warum sollten wir uns mit nur einem Mann zufriedengeben? Warum?«
    »Wie lange geht das schon so?«
    »Seit meinem vierzehnten Lebensjahr. Seien Sie nicht so empört! Wie alt war denn May-may, als Sie sie kauften?«
    »Das war etwas ganz anderes.«
    »Für einen Mann ist es stets etwas ganz anderes.« Mary setzte sich an den Tisch vor dem Spiegel und begann ihr Haar zu bürsten. »Übrigens verhandelt Brock insgeheim mit den Spaniern in Manila wegen der Zuckerernte. Er hat Carlos de Silvera zehn Prozent für das Monopol angeboten.«
    Struan fühlte, wie der Zorn in ihm aufwallte. Wenn Brock dieser Schlag mit dem Zucker gelang, konnte er den ganzen Markt auf den Philippinen beherrschen. »Woher wissen Sie das?«
    »Sze-tsin hat es mir erzählt.«
    »Noch einer von Ihren

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