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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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sie die neueste Oriental Times und ihren Artikel über die Heilung der Malaria gelesen hatten. Heute war man noch nicht so weit, daß man sich Cinchona beschaffen konnte.
    Alle Schiffe machten ihre Luken dicht, und jeder verfügbare Anker wurde so tief wie möglich versenkt. Man verankerte die Schiffe soweit wie möglich voneinander entfernt, damit genug Platz blieb, wenn der Sturm sie hin und her riß.
    Es gab aber auch Leute, die behaupteten, dieser Wind könne unmöglich einen Taifun ankündigen, weil er so stetig aus Norden blies. Noch niemals habe es einen Taifun gegeben, der nur aus Norden wehte. Beim Taifun legte sich der Wind des öfteren oder sprang um.
    Sogar Struan neigte dazu, diesen Leuten recht zu geben. Niemals zuvor hatte das Barometer so hoch gestanden. Und niemals zuvor war ein Taifun ausgebrochen, ohne daß das Barometer gefallen wäre.
    Bei Anbruch der Nacht setzte aus tiefhängenden Wolken ein Nieselregen ein und brachte Erlösung von der Hitze.
    Struan hatte die Gefahren sorgfältig abgewogen. Hätte er nur für sich allein Sorge zu tragen brauchen, er wäre mit der China Cloud ausgelaufen und nach Süden gesegelt, bis der Wind nachließ oder umsprang. Das wäre der sicherste Weg gewesen zu entkommen. Aber ein ihm selbst unerklärlicher Instinkt sagte ihm, er solle die Gefahren der See nicht auf sich nehmen. Statt dessen ließ er May-may und Yin-hsi, Ah Sam und Lim Din in die große verlassene Faktorei im Happy Valley umziehen, wo er sie in seiner Wohnung im dritten Stock unterbrachte. Er war überzeugt, daß Regen und Wind die nächtlichen Dünste vertreiben würden. May-may war durch Ziegelsteine und Mauerwerk besser geschützt als auf dem Meer oder in einem Loch im Boden, und darauf allein kam es an.
    Culum hatte sich bei Struan für das Angebot einer Unterkunft in der Faktorei bedankt, es aber vorgezogen, Tess in das Gebäude des Hafenkommandanten zu bringen, ein niedriges Haus aus Granit. Glessing hatte Culum und Tess in den Wohnräumen des Gebäudes einquartiert.
    Struan hatte ihnen berichtet, was sich auf der Kuppe zugetragen hatte, und dazu erklärt, es sei eine Art Waffenstillstand geschlossen worden. Den ganzen Tag über, während er Vorbereitungen gegen einen Taifun traf, der möglicherweise niemals ausbrach, grübelte er über die Gewalttätigkeit der Menschen nach.
    »Was ist los, mein Gemahl?« hatte May-may gefragt.
    »Ich weiß nicht. Brock, ich selber, der Taifun – ich weiß es nicht. Vielleicht ist die Wolkendecke zu niedrig.«
    »Ich dir sagen, was verkehrt ist. Du denkst zuviel über das, was geschehen ist – und noch schlimmer, du machst Sorgen über das, was möglich hätte geschehen können! Pah! Idiotie! Sei Chinese! Befehle ich dir! Vergangen ist vergangen. Mit Brock ist Friede geschlossen! Nicht Zeit vergeuden damit, lustlos dasitzen wie Henne mit Verstopfung. Iß etwas und trink Tee und geh Liebe machen mit Yin-hsi.«
    Sie lachte und rief Yin-hsi herbei, die durch das große Schlafzimmer gelaufen kam, sich auf das Bett setzte und ihre Hand ergriff. »Sieh sie dir an, bei Gott! Ich habe bereits mächtig auf sie eingeredet.«
    Er lächelte und fühlte sich ein wenig entspannter.
    »Schon besser«, sagte sie. »Ich an dich ganze Zeit denken, keine Sorge. Yin-hsi ist im Nebenzimmer allein. Sie wartet gehorsam ganze Nacht.«
    »Hör jetzt auf damit, meine Kleine.« Er lachte leise vor sich hin, und May-may redete hastig auf chinesisch auf Yin-hsi ein. Yin-hsi lauschte ihr aufmerksam, klatschte dann in die Hände, sah Struan strahlend an und eilte hinaus.
    »Was hast du zu ihr gesagt, May-may?« fragte er argwöhnisch.
    »Ich ihr sagen, wie du Liebe machen. Und wie dich phantastisch erregt machen. Und nicht Angst haben, wenn du am Ende Schrei ausstößt.«
    »Hol dich der Teufel! Habe ich denn überhaupt kein Privatleben mehr?«
    »Tai-tai weiß, was am besten für ihren unbeherrschten kleinen Jungen. Yin-hsi jetzt auf dich warten.«
    »Bitte?«
    »Yin-hsi – ich habe ihr gesagt, sich bereithalten. Liebe am Abend ist angenehm, keine Sorge. Hast du vergessen?«
    Struan brummte etwas und ging zur Tür. »Ich danke dir von Herzen, aber ich habe zu tun.« Er begab sich nach unten und stellte plötzlich fest, daß er sich sehr viel wohler fühlte. Ja, es war ein Unsinn, sich um das Vergangene zu grämen. Und wieder segnete er seinen Joss, der ihm May-may zugeführt hatte.
    Brock hatte den gebrochenen Fockmast der White Witch aus dem Gewirr der Takelage lösen und aus

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