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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hatte dies Glessing bis dahin absichtlich verschwiegen. So hatte er noch immer eine Trumpfkarte in der Hand gehabt, wenn es eines Tages notwendig werden sollte, ihn als Verbündeten zu gewinnen. »Natürlich erinnere ich mich nicht an Ihren Vater – ich war damals Pulverträger und vor Angst fast verrückt. Aber der Admiral war an Bord, und ich war auf der Royal Sovereign.«
    »Was Sie nicht sagen«, wiederholte Glessing. Als Junge hatte er einmal auf der Reede von Spithead dieses Linienschiff mit seinen 110 Geschützen liegen sehen. »Eine Besatzung von achthundertsechsunddreißig Mann und darunter der zukünftige Tai-Pan des Noble House. Kein Wunder, daß wir gesiegt haben!«
    »Vielen Dank«, antwortete Struan. »Aber ich hatte mit der eigentlichen Schlacht nur wenig zu tun.«
    »Bei Gott, Tai-Pan – wenn ich Sie so nennen darf –, ich finde, das ist eine herrliche Geschichte. Und ich bin sehr froh. Ja, das bin ich. Mein Wort drauf! Ich habe Sie früher nicht leiden können, das wissen Sie wohl. Hat sich geändert. Allerdings bin ich noch immer der Meinung, daß meine Entscheidung in der Schlacht von Tschuenpi richtig war, aber jetzt ist mir auch klar, daß dieser verdammte, lausige, gemeine Dummkopf Longstaff recht hatte, als er sagte, wäre ich an Ihrer oder wären Sie an meiner Stelle gewesen, so hätten wir die gleiche Ansicht vertreten.«
    »Wo ist Ihnen denn Longstaff schon einmal in die Quere gekommen?«
    Aus Glessings Gesicht wich alle Freundlichkeit. »Dieser verdammte Schwachkopf hat die Unverschämtheit besessen, sich in Marineangelegenheiten einzumischen! Dem Admiral gegenüber hat er ›angeregt‹, ich solle nach England versetzt werden! Gott sei Dank weiß der Admiral, was er der Royal Navy schuldig ist, und Gott sei Dank ist der Bursche seines Postens enthoben! Und da wir gerade von Idioten reden: Ich nehme an, daß Sie die Zeitung von gestern abend gelesen haben. Dieser elende Lump, der Cunnington! Wie kann er es wagen, Hongkong einen gottverlassenen Felsen zu nennen, auf dem kaum ein Haus steht! Wirklich, eine Unverschämtheit! Der beste Hafen der Welt! Wie kann er es wagen zu behaupten, wir verstünden nichts von der See und der Seefahrt?«
    Struan dachte an den ersten Tag zurück – guter Gott, war das erst sechs Monate her? Nun wußte er, daß er recht gehabt hatte. Glessing mochte mit Hongkong zusammen untergehen, aber er würde bis zum letzten Atemzug kämpfen, um Glessing's Point zu verteidigen. »Vielleicht wird Whalen, der neue Mann, der gleichen Meinung wie Cunnington sein.«
    »Nicht, wenn ich etwas damit zu tun habe. Oder der Admiral. Ihn hat fast der Schlag getroffen, als er das gelesen hat. Ist ja auch zu verstehen! Sehen Sie sich einmal die Flotte an. Da liegt sie sicher und geborgen wie im Hafen von Portsmouth. Wo, zum Teufel, wären wir an einem solchen Tag ohne Hongkong? Du lieber Himmel! Ich würde Todesängste ausstehen, wenn ich in Macao ankern müßte. Wir müssen Hongkong einfach haben, darüber kann es gar keine Diskussion geben! Sogar der General, dieser Trottel, hat dieses eine Mal einen lichten Augenblick gehabt und ist unserer Ansicht.« So schimpfte er weiter und verdammte zu Struans Belustigung Cunnington und Longstaff in Grund und Boden.
    Die Tür wurde geöffnet. Ein Windstoß, mit Regen vermischt, schlug herein und fuhr raschelnd durch die Seekarten. Culum und Tess traten ein; trotz des schlechten Wetters waren sie bester Stimmung. »Hallo, Tai-Pan!« rief Culum. »Können wir etwas Tee bekommen, Glessing, alter Junge? Wir haben in Ihrem Namen ein Gebet gesprochen!«
    »Danke.« Glessing deutete auf den eisernen Kessel neben dem Holzkohlenbecken. »Bedienen Sie sich.«
    Tess machte zu Struan gewandt einen Knicks und nahm ihren durchnäßten Umhang ab. »Guten Morgen, Tai-Pan.«
    »Sie sehen reizend aus heute morgen, Mrs. Struan«, sagte er.
    Sie errötete und beeilte sich, den Tee einzuschenken.
    »Ihr beiden macht einen recht glücklichen Eindruck«, fuhr Struan fort.
    »Ja, wir sind auch glücklich«, antwortete Culum. »Wir haben heute Gott gedankt. Auch dafür, daß er uns einen anderen Wind geschickt hat.«
    »Wollt ihr es euch nicht doch noch überlegen, mein Junge, und in die Faktorei umsiedeln?«
    »Nein, danke, hier sind wir doch völlig sicher.«
    Struan bemerkte eine kleine juwelenbesetzte Silberdose, die an Culums Uhrkette hing. »Was ist denn das, Culum?«
    »Ein Andenken. Tess hat es mir geschenkt.« Die kleine Dose enthielt Brocks zwanzig

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