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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Sicherheitsgründen längsseits des Schiffes befestigen lassen. Er hatte vorn drei Anker ausgefahren und achtern einen Sturmanker, um das Schiff mit der Nase im Wind zu halten. Den ganzen Tag über hatte er sich benommen gefühlt. Kopf und Brust schmerzten ihn, und er wußte, daß er in dieser Nacht schlecht träumen würde. Gern hätte er sich betrunken, um vergessen zu können. Aber er wußte, daß eine Gefahr im Anzug war. Mit einer Laterne machte er eine letzte Runde auf dem regennassen Deck und ging dann nach unten, um nach Liza und Lillibet zu schauen.
    »Da ist dein Tee, mein Lieber«, sagte Liza. »Solltest jetzt am besten trockene Kleidung anziehen. Liegt schon für dich bereit.« Sie deutete auf die Koje, die Seemannsjacke, die Hose, den Hut und die Stiefel.
    »Danke, Liza.« Er setzte sich an den Tisch und trank Tee.
    »Papa«, begann Lillibet, »wirst du ein Spiel mit mir spielen?« Und als Brock ihr nicht antwortete, weil er ihre Frage gar nicht gehört hatte, zupfte sie an seiner nassen Jacke. »Papa, würdest du bitte ein Spiel mit mir spielen?«
    »Laß deinen Vater in Ruh«, sagte Liza. »Ich werd' schon mit dir spielen.«
    Sie ging mit Lillibet in die angrenzende Kammer, von Herzen froh darüber, daß zwischen ihrem Mann und Struan Frieden herrschte. Brock hatte ihr erzählt, was sich ereignet hatte, und sie dankte Gott, weil er ihre Gebete erhört hatte. Dieser Wind is' das reine Wunder, dachte sie. Nun brauchte er nichts weiter als Geduld. Würde noch dahin kommen, daß er Tess seinen Segen gab. Liza bat Gott, Tess und Culum, das Schiff und sie alle zu beschützen, setzte sich dann hin und begann mit Lillibet ein Kinderspiel.
    Man hatte an diesem Nachmittag Gorths Sarg in ein Beiboot gestellt, und Liza und Brock waren in tiefes Wasser hinausgerudert. Brock hatte die üblichen Worte gesprochen. Als er fertig war, hatte er seinen Sohn verflucht und den Sarg in die Tiefe gestoßen. Sie waren an Bord der White Witch zurückgekehrt, und Brock war in die Kapitänskajüte gegangen, hatte die Tür verriegelt und dort um seinen Sohn und seine Tochter geweint. Es waren die ersten Tränen gewesen, die er als Mann vergossen hatte. Und nun war seine Freude am Leben dahin.
    Während der Nacht waren Wind und Regen allmählich heftiger geworden. Als die Dämmerung kam, regnete es noch immer, aber nicht außergewöhnlich stark, und die See ging zwar hoch, wirkte aber noch nicht gefährlich.
    Brock hatte in den Kleidern geschlafen und kam mit verquollenen Augen an Deck. Er warf einen Blick auf das Barometer. Noch immer beständig. Er schlug mit einem Knöchel gegen die Scheibe, aber die Nadel blieb stehen.
    »Guten Morgen, Sir«, sagte Pennyworth.
    Brock nickte apathisch.
    »Ich denke, es wird nur ein Regenwetter mit Sturm«, meinte Pennyworth, von Brocks schlechtem Aussehen beunruhigt.
    Brock blickte aufs Meer hinaus und sah prüfend den Himmel an. Die Wolkendecke hing tief herunter und verbarg die Berge der Insel, aber auch das war nichts Ungewöhnliches.
    Brock zwang sich, nach vorn zu gehen und die Ankertaue zu überprüfen. Sie waren fest: drei Anker und drei Taue, so dick wie der Arm eines Mannes. Genug, um jeden Sturm durchzustehen, dachte er. Aber auch dies vermochte ihn nicht zu beruhigen. Er empfand überhaupt nichts.
    Rank und schlank, leicht dümpelnd, lag die China Cloud im Hafen. Die Wache duckte sich in den Windschutz des Achterdecks. Auch die anderen Schiffe dümpelten sanft auf und ab. Den ganzen Hafen beherrschend lag das große Flaggschiff da. Ein paar verspätete Sampans und Dschunken suchten noch nach Ankerplätzen neben dem schwimmenden Dorf am Lee-Ufer einer kleinen Bucht in der Nähe von Glessing's Point.
    Brock ging nach unten, und Pennyworth und die übrigen Leute von der Wache waren sehr erleichtert, als er verschwand.
    »Seit gestern ist er auf einmal alt geworden«, sagte Pennyworth. »Sieht aus, als ob er im Stehen stirbt.«
    Im Zwielicht der Dämmerung überprüfte Struan die grob gearbeiteten Läden im ersten Stock. Dann ging er nach unten und sah auch dort nach dem Rechten. Er las das Barometer ab: beständig.
    »Bei allen Göttern!« rief er, und seine Stimme hallte durch das Haus. »Entweder du fällst jetzt, oder du läßt diesen verdammten Regen aufhören, damit wir es hinter uns haben.«
    »Was ist, Tai-Pan?« rief May-may von oben herunter.
    Sie sah sehr zart, sehr reizend aus. »Nichts, meine Kleine. Geh wieder ins Bett«, sagte er.
    May-may lauschte dem Pladdern des Regens

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