Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
und wünschte sich nach Macao zurück, wo das Geräusch der Tropfen auf dem Dach so hübsch gewesen war. »Ich diesen Regen nicht mögen«, sagte sie. »Ich hoffe, den Kindern fehlt nichts. Ich vermisse sie sehr.«
    »Ja. Aber jetzt zurück ins Bett, sei brav. Ich gehe eine Weile hinaus.«
    Sie winkte ihm munter zu. »Sei du nun vorsichtig.«
    Struan zog seinen schweren Regenmantel an und ging hinaus.
    Der Regen fiel, vom Wind gepeitscht, sehr schräg, aber er war in der letzten Stunde nicht stärker geworden. Im Gegenteil, dachte er, er scheint nachzulassen. Die Wolken trieben sehr tief. Er betrachtete prüfend den Ankerplatz der China Cloud. Sie liegt sicher, dachte er.
    Er kehrte zurück und warf wieder einen Blick auf das Barometer. Keine Veränderung.
    Er nahm ein kräftiges Frühstück zu sich und wollte erneut weggehen.
    »Hinauf! Hinunter! Warum du so ungeduldig? Wohin du jetzt gehen, heja?« fragte May-may.
    »Ins Haus des Hafenkommandanten. Ich will feststellen, ob bei Culum alles in Ordnung ist. Bleib auf jeden Fall im Haus, öffne auch keine Fenster oder Türen, ob du nun Erste Dame Tai-tai bist oder nicht.«
    »Ja, mein Gemahl.« May-may küßte ihn.
    Die Queen's Road war voller Pfützen und fast menschenleer. Aber Wind und Regen waren erfrischend, und es war besser, als in der Faktorei wie in einem Kasten eingesperrt zu sitzen. Ähnlich wie ein Nordoststurm in England, dachte er; nein, so stark war er dort nicht.
    Er betrat den Dienstraum des Hafenkommandanten und schüttelte den Regen ab.
    Glessing erhob sich hinter seinem Schreibtisch. »Guten Morgen. Seltsamer Sturm, finden Sie nicht? Möchten Sie etwas Tee?« Er deutete auf einen Stuhl. »Wahrscheinlich wollten Sie zu Culum und Mrs. Struan. Sie sind zum Frühgottesdienst gegangen.«
    »Zum Frühgottesdienst?«
    »Sie müssen jeden Augenblick zurückkommen. Es ist Sonntag.«
    »Ach, das hatte ich vergessen.«
    Glessing schenkte Tee aus einer riesigen Kanne ein und stellte sie dann wieder neben dem Holzkohlenbecken ab. Der Raum war groß und hing voller Karten. Zwischen den Deckenbalken führte der Flaggenmast durch. Daneben befand sich eine Luke. Die Signalflaggen waren ordentlich in Fächern verstaut, in Ständern standen Musketen bereit. Der ganze Raum wirkte sauber und aufgeräumt. »Was halten Sie von diesem Unwetter?«
    »Wenn es ein Taifun ist, liegen wir mitten auf seinem Weg. Mehr kann ich dazu nicht sagen. Flaut der Wind nicht ab oder springt um, dann geraten wir genau in den Wirbel.«
    »Steh' Gott uns bei, wenn Sie recht haben.«
    »Das kann man wohl sagen.«
    »Einmal bin ich vor Formosa von einem Taifun erwischt worden. So was möchte ich nicht noch mal mitmachen. Und dabei waren wir von dem eigentlichen Wirbel weit entfernt.« Eine Regenbö prasselte gegen die Fensterläden. Sie warfen einen Blick auf den Windrichtungsanzeiger. Noch immer unverändert aus Norden.
    Glessing stellte seine Tasse ab. »Ich bin sehr in Ihrer Schuld, Mr. Struan. Vorgestern habe ich einen Brief von Mary erhalten. Sie hat mir berichtet, wie nett Sie zu ihr gewesen sind – Sie und Culum. Aber Sie vor allem. Es scheint, daß sie sich schon sehr viel besser fühlt.«
    »Ich habe sie kurz vor meiner Abreise aufgesucht. Da ging es ihr bestimmt zehnmal besser als an dem Tag, an dem ich sie zum ersten Male gesehen habe.«
    »Sie sagt, daß sie in zwei Monaten entlassen wird. Sie hätten auch den Papisten gegenüber die Verantwortung für sie übernommen. Natürlich ist das jetzt meine Aufgabe.«
    »Ganz wie Sie wollen. Es war nur eine Formalität.« Struan fragte sich, was Glessing wohl täte, wenn er die Wahrheit über Mary erführe. Selbstverständlich mußte er noch dahinterkommen; wie konnte May-may glauben, es würde nicht geschehen?
    »Hat der Arzt gesagt, um was für eine Krankheit es sich handelt?«
    »Eine Magensache.«
    »Ja, das hat sie auch geschrieben. Nochmals vielen Dank.« Glessing rückte eine Seekarte auf seinem Schreibtisch zurecht und wischte einen Tropfen Tee vom Teakholz. »Culum hat mir einmal erzählt, Sie seien als Junge bei der Royal Navy gewesen. Vor Trafalgar. Ich hoffe, Sie haben nichts dagegen, wenn ich Sie danach frage, aber mein Vater hatte die Ehre, dort ebenfalls zu dienen. Ich hätte gern gewußt, auf welchem Schiff Sie waren. Er war Flaggleutnant bei Admiral Lord Collingwood, an Bord …«
    »Der Royal Sovereign«, fuhr Struan fort. »Ja. Dort war ich auch.«
    »Was Sie nicht sagen!« Mehr brachte Glessing nicht hervor.
    Struan

Weitere Kostenlose Bücher