Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Gott!«
    »Heißt du Norden?«
    »Jawohl, Sir. Bert Norden. Bitte. Ich möchte ja nur das Heilmittel. Helfen Sie mir, Sir. Da. Nehmen Sie das Geld. Es gehört alles Ihnen, und es kommt noch mehr. In Christi Namen, helfen Sie mir!«
    »Norden!« Der Stabswachtmeister schrie den Namen mit zorngerötetem Gesicht auf hundert Schritt Entfernung. »Herrgottdonnerwetter noch mal, komm her, du gottverdammter Lump!«
    »Bitte, Sir!« stieß Norden in immer größerer Verzweiflung hervor. »Ich habe erfahren, daß ein Heide Sie kuriert hat. Sie haben das Heilmittel von den Heiden gekauft!«
    »Dann war es eine Lüge, was du gehört hast. Es gibt kein chinesisches Heilmittel, von dem ich wüßte. Es gibt keine Heilung. Keine. Mach lieber, daß du zu deinem Boot kommst.«
    »Natürlich gibt es ein Heilmittel!« kreischte Norden. Er riß sein Bajonett heraus. »Sagen Sie mir, wo ich es bekomme, oder ich schlitze Ihnen Ihren verfluchten Wanst auf!«
    Der Stabswachtmeister begann entsetzt zu rennen. »Norden!«
    Einige der Männer am Strand wandten sich verwundert um: Cooper, Horatio und noch ein anderer. Auch sie begannen zu laufen.
    Dann setzte in Nordens Gehirn etwas aus: stammelnd und schäumend stürzte er sich auf Struan und stieß wie rasend nach ihm. Aber Struan sprang zur Seite und wartete ohne jede Furcht, denn er wußte, er konnte Norden umbringen, wenn er es wollte.
    Norden war es, als sei er von riesigen Teufeln umringt, die alle das gleiche Gesicht hatten, aber es wollte ihm nicht gelingen, einen von ihnen zu fassen zu bekommen. Die Luft entwich pfeifend aus seinen Lungen, der Boden krachte gegen sein Gesicht. Dann schwebte er losgelöst von allem in schmerzloser Agonie. Die Finsternis nahm ihn auf.
    Der Stabswachtmeister wälzte sich von Nordens Rücken herab, schlug aber noch einmal mit der Faust zu. Er packte ihn und schüttelte ihn wie eine Stoffpuppe. Dann warf er ihn wieder zu Boden. »Was, zum Teufel, ist denn in den gefahren?« rief er und erhob sich mit vor Zorn fleckigem Gesicht. »Ist Ihnen nichts passiert, Mr. Struan?«
    »Nein.«
    Cooper und Horatio und einige der Kaufleute kamen herbeigeeilt. »Was ist los?«
    Struan drehte Norden mit dem Fuß vorsichtig um. »Der arme Kerl hat die Lustseuche.«
    »Mein Gott!« stieß der Stabswachtmeister angewidert hervor.
    »Vorsicht, Tai-Pan«, sagte Cooper. »Wenn Sie etwas von seinen Ausscheidungen einatmen, könnten Sie sich anstecken.«
    »Der arme Irre glaubte, ich hätte mal die Seuche gehabt und wäre geheilt worden. Verdammt noch mal, wäre mir das Heilmittel bekannt, ich wäre der reichste Mann der Welt.«
    »Ich lasse den Kerl in Eisen legen, Mr. Struan«, sagte der Stabswachtmeister. »Käpt'n Glessing wird ihm schon einiges beibringen, bis er sich wünscht, er wäre niemals geboren.«
    »Für den brauchen Sie nur noch einen Spaten«, erwiderte Struan. »Er ist tot.«
    Cooper brach das Schweigen. »Blut am ersten Tag. Ein schlechter Joss.«
    »Nicht nach chinesischer Anschauung«, entgegnete Horatio zerstreut und bedrückt. »Sein Geist wird jetzt über diesem Ort wachen.«
    »Gutes oder schlechtes Omen«, meinte Struan, »der arme Kerl ist auf jeden Fall tot.«
    »Warum wirkt ein Leichnam immer so abstoßend?« fragte Horatio.
    Niemand antwortete ihm.
    »Möge der Herr seiner Seele gnädig sein«, sagte Struan. Dann ging er nach Westen, am Ufer entlang, auf den Höhenrücken zu, der sich fast bis zum Meer hinzog. Als er die kräftige, reine Luft und den herben Geruch der See einsog, stiegen düstere Ahnungen in ihm auf. Schlechter Joss, sagte er zu sich selber. Sehr schlechter.
    Dieses unheimliche Gefühl verstärkte sich, als er sich dem Höhenrücken näherte, und als er schließlich auf die Talsohle gelangte, wo nach seinem Willen die Stadt entstehen sollte, fühlte er sich zum drittenmal von grenzenlosem Haß umgeben.
    »Du lieber Gott«, sagte er laut. »Was ist in mich gefahren?« Niemals zuvor hatte ihn so schreckliche Angst befallen. Er versuchte sich darüber hinwegzusetzen und blickte zu dem Hügel empor, auf dem das Große Haus liegen sollte. Plötzlich wurde ihm bewußt, warum sich die Insel ihm gegenüber so feindselig verhielt. Er lachte laut auf.
    »An deiner Stelle, Insel, würde ich mich ebenfalls hassen. Du haßt den ganzen Plan! Aber ich sage dir, diese Idee ist wahrhaftig gut. Gut, hast du mich gehört? China braucht die Welt und die Welt braucht China. Du bist der Schlüssel, mit dem man die Tore Chinas öffnet, und wir beide wissen

Weitere Kostenlose Bücher