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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hat? Natürlich! Die Einladung galt in Wirklichkeit ihr und nicht mir. Ziemlich unverschämt! Eingebildeter Affe! Zu glauben, Mary würde eine solche Verbindung überhaupt ernstlich in Betracht ziehen! Oder daß ich ihr erlauben würde, jetzt schon zu heiraten.
    Eine Muskete schepperte auf die Steine. Sie wandten sich um. Einer der Marinesoldaten war ohnmächtig geworden und lag am Boden.
    »Was, zum Teufel, ist denn mit dem los?« rief Glessing.
    Der Stabswachtmeister drehte den jungen Marinesoldaten um. »Weiß nicht, Sir. Es ist Norden, Sir. Schon seit ein paar Wochen benimmt er sich etwas seltsam. Vielleicht hat er das Fieber.«
    »Lassen Sie ihn liegen. Sammeln Sie die Seeleute ein, die Marinesoldaten zu den Booten! Sobald alles eingebootet ist, kommen Sie zurück und holen ihn.«
    »Jawohl, Sir.« Der Stabswachtmeister hob Nordens Muskete auf, warf sie einem anderen Marinesoldaten zu und ließ die Leute abrücken.
    Als er sich bewegen konnte, ohne daß es auffiel, verkroch sich Norden, der nur so getan hatte, als sei er bewußtlos, in den Schutz einiger Felsen und versteckte sich. Oh, lieber Gott, hilf mir, bis ich zum Tai-Pan gelange, betete er verzweifelt. Niemals wieder bekomme ich eine solche Gelegenheit. Schütze mich, lieber Jesus, und hilf mir, daß ich zu ihm gelange, bevor sie kommen, um mich zu holen.
    Brock stand auf dem Achterdeck seines Schiffes, das Fernrohr auf die Flaggen gerichtet. Schon vor sechs Monaten war es ihm gelungen, Struans Kode zu entschlüsseln, und so verstand er die erste Nachricht. Was aber war mit ›Zenit‹? Was hatte das zu bedeuten? fragte er sich. Und was war an dem Vertrag mit dem Ottomanischen Reich so wichtig, daß Struans Leute es wagten, es zu signalisieren, so ganz offen, wenn auch verschlüsselt, anstatt die Sache geheimzuhalten, bis Struan an Bord kam? Vielleicht wissen sie auch, daß ich den Kode entschlüsselt habe. Vielleicht legen sie es darauf an, daß ich das Zeug verstehe, und ›Zenit‹ bedeutet, daß diese Nachricht falsch ist. Krise und Krieg bedeuten, daß der Preis für Tee und Seide steigen wird. Und für Baumwolle. Er sollte sich lieber ordentlich eindecken. Falls es wahr ist. Und vielleicht stecke ich damit meinen Kopf in Struans Falle. Wo, zum Teufel, bleibt denn die Gray Witch? Blödsinn, sich so schlagen zu lassen. Verdammter Gorth! Er hat mich tausend Guineen gekostet.
    Gorth war sein ältester Sohn und Kapitän auf der Gray Witch – ein Sohn, auf den er stolz sein konnte. So groß wie er, so hart, so kräftig, und einer der besten Seeleute, die jemals die Meere befahren hatten. Ja, ein Sohn, der ein würdiger Nachfolger war und auch würdig, in ein paar Jahren, Tai-Pan zu sein. Brock sprach leise ein Gebet für Gorths Sicherheit und verfluchte ihn dann erneut, weil er erst hinter der Thunder Cloud als zweiter einlaufen würde. Er stellte sein Fernrohr auf das Ufer ein, wo Struan nun mit Robb zusammentraf, und wünschte sich, er könnte hören, was sie einander zu sagen hatten.
    »Entschuldigen Sie mich, Mr. Brock.« Nagrek Thumb war Kapitän auf der White Witch, ein breitschultriger, stämmiger Mann von der Insel Man mit riesigen Händen und einem Gesicht von der Farbe gebeizter Eiche.
    »Was ist, Nagrek?«
    »Es geht ein Gerücht in der Flotte um. Ich halte nicht viel davon, aber man weiß ja nie. Es heißt, daß die Marine Befehl erhält, unseren Opiumschmuggel zu unterbinden. Daß man uns als Piraten aufbringen darf.«
    Brock lachte höhnisch auf. »Das wär' aber 'n Ding!«
    »Zuerst habe ich auch gelacht, Mr. Brock. Dann aber habe ich gehört, daß der Befehl um vier Glasen ausgegeben werden soll. Und ich habe gehört, Struan hätte zu Longstaff gesagt, wir alle sollten eine Frist von sechs Tagen eingeräumt bekommen, um die Vorräte, die wir haben, abzustoßen.«
    »Sind Sie sicher?« Brock hatte kaum Zeit, diese aufregende Nachricht in sich aufzunehmen, als er auch schon von einem Geräusch auf der Gangway abgelenkt wurde. Eliza Brock betrat schwer und gewichtig das Deck. Sie war eine kräftige Frau mit dicken Armen und stark wie ein Mann; ihr eisengraues Haar trug sie in einem lockeren Knoten. Sie war von ihren beiden Töchtern, Elizabeth und Tess, begleitet.
    »Guten Morgen, Mr. Brock«, sagte Liza, trat mit festem Schritt, ihre Arme über ihrem gewaltigen Busen verschränkt, auf ihn zu. »Wird wahrhaftig ein schöner Tag!«
    »Wo bist 'n du gewesen, meine Liebe? Guten Morgen, Tess. Hallo, Lillibet, mein Liebling«, rief Brock, von

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