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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Er ist ein guter Kerl, aber er läuft davon, wenn sich ihm nichts bietet.«
    »Ich werde es mir überlegen.«
    »Ich danke Ihnen, Sir.« Der Bootsmann führte die Hand zur Mütze und eilte davon.
    »Wenn du Tai-Pan wärst, Robb, was würdest du dann tun?«
    »Gepreßte Leute sind immer gefährlich, man kann ihnen niemals trauen«, antwortete Robb ohne Zaudern. »Ich würde ihn also niemals auskaufen. Außerdem behielte ich von nun an McKay im Auge. Vielleicht ist McKay von jetzt ab Brocks Mann und zu allem entschlossen. Ich würde McKay auf die Probe stellen. Ich würde Zwischenträger einschalten – wahrscheinlich McKay, das gehört mit zu der Probe, und außerdem einen Feind McKays. Dann würde ich einiges aus Ramsey herauslocken, aber seinen Informationen trotzdem in keiner Weise trauen.«
    »Du hast mir genau das gesagt, was ich täte«, rief Struan leicht belustigt. »Aber ich habe dich gefragt, was du tun würdest.«
    »Ich bin nicht der Tai-Pan, also ist es nicht meine Angelegenheit. Wäre ich es, würde ich wahrscheinlich ohnehin nicht davon sprechen. Oder ich würde davon sprechen, aber dann das Gegenteil tun. Um dich auf die Probe zu stellen.« Robb war froh, daß er seinen Bruder von Zeit zu Zeit zu hassen vermochte. Dadurch erhielt seine Zuneigung zu ihm einen um so größeren Wert.
    »Warum hast du Angst, Robb?«
    »Das werde ich dir in einem Jahr sagen.« Robb folgte dem Bootsmann.
    Struan grübelte eine Weile über seinen Bruder und die Zukunft von Noble House nach; dann griff er zu einer Flasche Branntwein und schritt die Felsspalte entlang in Richtung auf das Tal.
    Die Reihen der Kaufleute lichteten sich. Einige fuhren bereits in ihren Langbooten ab. Andere waren noch immer mit Essen und Trinken beschäftigt. Irgendwo brachen sie in schallendes Gelächter aus: Man amüsierte sich über ein paar Betrunkene, die schwankend zu acht einen schottischen Volkstanz aufzuführen versuchten.
    »Sir!«
    Struan blieb stehen und starrte den jungen Marinesoldaten an. »Was ist?«
    »Ich brauche Ihre Hilfe, Sir. Ich bin verzweifelt«, stieß Norden hervor. Seine Augen blickten irr, sein Gesicht war grau.
    »Was für Hilfe?« Struan streifte mit einem finsteren Blick das Bajonett des Marinesoldaten.
    »Ich habe die Seuche – die Lustseuche. Sie können mir helfen. Geben Sie mir das Heilmittel, Sir. Ich tue alles, alles für Sie.«
    »Ich bin kein Arzt, mein Junge«, erwiderte Struan, und er hatte ein Gefühl, als sträubten sich die Haare in seinem Nacken. »Solltest du jetzt nicht bei deinem Boot sein?«
    »Sie haben sie auch gehabt, Sir. Aber Sie hatten das Heilmittel. Ich verlange ja nichts weiter als das Heilmittel. Dafür tue ich alles.« Nordens Stimme war nur noch ein Krächzen, und Schaum trat auf seine Lippen.
    »Ich habe sie niemals gehabt, mein Junge.« Struan bemerkte den Stabswachtmeister, der auf sie zukam und etwas rief, wahrscheinlich seinen Namen.
    »Mach lieber, daß du zu deinem Boot kommst, Junge. Man wartet schon auf dich.«
    »Das Heilmittel. Sagen Sie mir, wie. Ich habe Ersparnisse, Sir.« Norden holte ein schmutziges, zusammengeknüpftes Tuch hervor und hielt es ihm stolz hin. Der Schweiß rann ihm über das Gesicht. »Ich bin fleißig, und da sind … da sind fünf ganze Schillinge und vier Pence drin, Sir, und das ist alles, was ich auf der Welt besitze, und dann kommt noch mein Sold hinzu, zwanzig Schilling im Monat, die können Sie auch haben. Sie können alles haben, Sir, das schwöre ich Ihnen bei unserem Herrn Jesus, Sir!«
    »Ich hatte noch niemals die Lustseuche, mein Junge. Niemals«, wiederholte Struan, und sein Herz zog sich in der Erinnerung an seine Kindheit zusammen, als Reichtum aus Pennys, Schillingen und halben Schillingen bestand und nicht aus Silber in Zehntausenden von Taels. Wieder durchlebte er die Schreckenszeit seiner Jugend, die ihm für immer ins Gedächtnis gebrannt war – diese Zeit ohne Hoffnung und ohne Essen, ohne Wärme und ohne Dach über dem Kopf, diese Zeit der halbverhungerten Kinder mit den aufgetriebenen Bäuchen. Du lieber Gott, ich kann wohl meinen eigenen Hunger vergessen, aber niemals die Kinder, niemals ihr Jammern, das ein müder Wind über den Dreckpfuhl einer Elendsstraße trug.
    »Ich tue alles, alles, Sir. Da. Ich kann zahlen. Ich will nich' was für nichts. Nehmen Sie, Sir.«
    Der Stabswachtmeister kam mit raschen Schritten über den Strand heran. »Norden!« brüllte er zornig. »Du bekommst fünfzig Hiebe wegen unerlaubten Wegtretens, bei

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