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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Bewunderung für seine Töchter überwältigt.
    Elizabeth Brock war sechs Jahre alt und braunhaarig. Sie rannte auf Brock zu, machte einen Knicks und fiel dabei fast hin; dann warf sie sich in seine Arme und drückte sich an ihn. Er lachte auf.
    »Wir waren drüben bei Mrs. Blair«, sagte Liza. »Geht ihr ziemlich dreckig.«
    »Wird sie's Baby verlieren?«
    »Nein, so Gott will«, antwortete Liza. »Guten Morgen, Nagrek.«
    »Guten Morgen, Madam«, erwiderte Thumb und wandte seine Augen von Tess ab, die am Schandeck stand und zur Insel hinüberblickte. Tess Brock war sechzehn, groß und üppig und schlank in der Taille, wie es die Mode verlangte. Ihre Gesichtszüge waren zu scharf, um hübsch zu sein. Aber es war ein charaktervolles Gesicht, das durch seine Lebhaftigkeit anziehend wirkte. Und sehr begehrenswert.
    »Ich gehe jetzt was essen.« Liza hatte bemerkt, wie Nagrek Tess angesehen hatte. Höchste Zeit, daß sie heiratete, dachte sie. Aber nicht Nagrek Thumb, bei Gott. »Komm herunter, Tess. Los, Lillibet, rühr dich«, fuhr sie fort, als Elizabeth die Arme nach ihr ausstreckte, um sich von ihr tragen zu lassen.
    »Bitte, bitte, bitte, Mama. Bitte, bitte.«
    »Gebrauch deine eigenen Beine, Mädchen.« Aber dennoch drückte Liza sie an ihren üppigen Busen und trug sie nach unten. Tess folgte, nachdem sie ihren Vater angelächelt und Nagrek selbstbewußt zugenickt hatte.
    »Sind Sie in der Sache Struan und Longstaff so sicher?« fragte Brock.
    »Ja.« Nagrek wandte sich Brock zu und bemühte sich, seine Gedanken von dem Mädchen zu lösen. »Eine goldene Guinee in der Hand eines Mannes macht seine Ohren lang. Ich habe auf dem Flaggschiff einen Lauscher.«
    »Struan wäre mit so was nie einverstanden. Das kann er gar nich'. Es würde ihn ebenso wie uns alle ruinieren.«
    »Trotzdem ist davon gesprochen worden. Heute morgen noch.«
    »Was wurde sonst noch gesagt. Nagrek?«
    »Mehr hat mein Zuträger nicht gehört.«
    »Dann steckt was anderes dahinter – wieder so 'ne ausgekochte Teufelei.«
    »Ja. Aber was?«
    Brock begann die Möglichkeiten abzuwägen. »Geben Sie den Lorchas Bescheid. Jede Kiste Opium die Küste hinauf. Inzwischen schicken Sie unserem Lauscher an Bord der China Cloud eine Börse mit zwanzig Guineen. Sagen Sie ihm, daß er noch zwanzig bekommt, wenn er feststellt, was hinter der ganzen Geschichte steckt. Aber vorsichtig soll er sein. Wir dürfen ihn nich' verlieren.«
    »Wenn Struan ihn einmal erwischt, schickt er uns seine Zunge.«
    »Zusammen mit seinem Kopf. Ich wette fünfzig Guineen, daß Struan bei uns einen Mann an Bord hat.«
    »Und ich hundert, daß Sie unrecht haben«, entgegnete Thumb. »Jeder einzelne Mann an Bord ist zuverlässig!«
    »Ist besser, ich erwisch' ihn nicht lebend vor Ihnen, Nagrek.«
    »Aber warum sollte er ›Zenit‹ gesetzt haben?« fragte Robb. »Wir wären ja ohnehin sofort an Bord gekommen.«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Struan. Zenit bedeutete: ›Eigner an Bord kommen – dringend.‹ Mit gefurchter Stirn betrachtete er die Thunder Cloud. Bootsmann McKay stand außer Hörweite in einiger Entfernung am Strand und wartete geduldig.
    »Geh du an Bord, Robb. Sprich Isaac meine Glückwünsche aus und sag ihm, er soll sofort an Land kommen. Führ ihn ins Tal.«
    »Warum?«
    »Zu viele Ohren an Bord. Es könnte sehr wichtig sein.« Dann rief er: »Bootsmann McKay!«
    »Jawohl, Sir!« McKay eilte zu ihm.
    »Bringen Sie Mr. Struan zur Thunder Cloud hinüber. Dann fahren Sie zu meinem Schiff hinüber. Holen Sie ein Zelt, ein Bett und meine Sachen. Ich bleibe heute nacht an Land.«
    »Jawohl, Sir! Bitte um Verzeihung, Sir«, fuhr Bootsmann McKay verlegen fort, »aber da ist ein junger Mann, Ramsey, an Bord der H . M.S. Mermaid, Glessings Schiff. Die Ramseys sind mit den McKays verwandt. Der Erste Offizier hat was gegen den armen Kerl. Dreißig Hiebe gestern und weitere für morgen. Er ist in Glasgow gepreßt worden.«
    »Na und?« fragte Struan ungeduldig.
    »Ich habe gehört, Sir«, sagte der Bootsmann zögernd, »daß er gern woanders anheuern würde.«
    »Herrgott und Vater, sind Sie schwachsinnig geworden? Wir nehmen keine Deserteure an Bord unserer Schiffe. Wenn wir einen wissentlich nehmen, könnten wir unser Schiff verlieren – und das zu Recht!«
    »Gewiß! Aber ich hatte gedacht, Sie könnten ihn vielleicht auskaufen«, sagte McKay hastig. »Käpt'n Glessing ist doch ein Freund von Ihnen. Ich würde meine Prisengelder mit dazu geben, um zu helfen, Sir.

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