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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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einen Mandarin für Hongkong ernennen kann?«
    »Mein lieber Freund, ich habe es nicht im einzelnen präzisiert. Es ist nicht Teil des Vertrages. Wie ich eben sagte, habe ich mich einverstanden erklärt, denn es schien mir ein sehr guter Gedanke zu sein.«
    »Haben Sie es schriftlich getan?«
    »Ja. Gestern.« Longstaff war von Struans Heftigkeit verblüfft. »Wollen wir denn nicht gerade das schon lange erreichen? Mit den Mandarinen unmittelbar verhandeln und nicht durch die Vermittlung der chinesischen Hong-Händler?«
    »Richtig. Aber nicht auf unserer Insel, weiß Gott nicht!« Struan gelang es, mit ruhiger Stimme zu sprechen, aber er dachte: Du gottverdammte Karikatur eines Führers, du aristokratischer Schwachkopf, du entschlußloser Dreckskerl, der immer nur Fehlentscheidungen trifft. »Wenn wir das zulassen, unterminieren wir Hongkong. Dann verlieren wir alles.«
    Longstaff zupfte an seinem Ohrläppchen und schrumpfte unter Struans Blick sichtlich zusammen.
    »Warum, Vater?« fragte Culum.
    Longstaff fühlte sich erleichtert, als sich die Augen Culum zuwandten, und er dachte: Ja, warum eigentlich? Warum sollen wir alles verlieren? Ich hielt das Ganze für eine wirklich großartige Lösung.
    »Weil sie Chinesen sind.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Das weiß ich, mein Junge.« Um den Kummer über den Verlust seiner Familie, der plötzlich in ihm aufwallte, niederzuringen und um seine Gedanken von der schweren Sorge über den Verlust ihres Vermögens abzulenken, beschloß er – Longstaff wie Culum – die Sache zu erklären. »Zunächst muß man sich folgendes vor Augen halten: Seit fünfzig Jahrhunderten haben die Chinesen China das Reich der Mitte genannt – das Land, das die Götter zwischen dem Himmel darüber und der Erde darunter erschaffen haben. Nach chinesischen Begriffen ist der Chinese ein einzigartiges, höheres Wesen. Alle glauben, daß jeder andere ein Barbar ist, dem keinerlei Bedeutung zukommt. Sie allein hätten das von Gott ihnen als der einzigen zivilisierten Nation übertragene Recht, über die Erde zu herrschen. So wie sie die Dinge betrachten, ist Königin Victoria ein barbarischer Vasall, der Tribut entrichten sollte. China hat keine Flotte und keine Armee, und wir können nach Belieben mit ihm umspringen – aber die Chinesen glauben, daß sie die zivilisierteste, die mächtigste und die reichste Nation der Welt sind – im letzten Punkt mögen sie meiner Ansicht nach im wesentlichen sogar recht haben. Weißt du etwas von den Acht Verordnungen?«
    Culum schüttelte den Kopf.
    »So wurden die Bedingungen genannt, unter denen sich der Kaiser von China vor hundertfünfzig Jahren bereit erklärt hat, mit ›Barbaren‹ Handel zu treiben. Durch die Acht Verordnungen wurde der gesamte Handel der ›Barbaren‹ auf den Hafen Kanton beschränkt. Tee und Seide mußten in Silber bezahlt werden, Kredit war unter gar keinen Umständen erlaubt, Schmuggeln war verboten. Den ›Barbaren‹ wurde gestattet, Lagerhäuser und Faktoreien auf einem Grundstück von einer halben Meile Länge und zweihundert Yards Breite in Kanton zu errichten; die ›Barbaren‹ blieben völlig auf dieses von Mauern eingeschlossene Gebiet – die Niederlassung in Kanton – beschränkt und durften nur während der Schiffahrtssaison im Winter dort bleiben – von September bis März; danach mußten sie abreisen und nach Macao gehen. Unter keinen Umständen durften sich in der Niederlassung die Familien von ›Barbaren‹ aufhalten. Frauen war die Einreise überhaupt verboten. Man durfte in der Niederlassung keinerlei Waffen führen. Die Erlernung des Chinesischen, Bootsfahren zum Vergnügen, der Gebrauch von Sänften und der Verkehr mit Chinesen waren verboten. In die Mündung des Perlflusses zu segeln war Kriegsschiffen der ›Barbaren‹ untersagt. Alle Kauffahrer der ›Barbaren‹ hatten vor Whampoa zu ankern, dreizehn Meilen flußabwärts, wo die Frachten umgeladen und die Ausfuhrzölle in Silber bezahlt werden mußten. Alle Geschäfte der ›Barbaren‹ sollten ausschließlich über eine Monopolgesellschaft abgewickelt werden, eine Gilde von zehn chinesischen Kaufleuten, die wir die Co-hongs nennen. Die Co-hongs waren auch die einzigen, die Lebensmittel beschaffen konnten, und sie waren die einzigen, die Bedienstete, Ruderer und Kommissionäre vermitteln konnten. Und schließlich die eine Verordnung, die uns allen das Wasser abgrub – und die jetzt durch den Vertrag aufgehoben wurde: in ihr wurde bestimmt, daß die

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