Tai-Pan
hat.«
»Ganz richtig«, räumte Longstaff ein. Er war froh, sich überzeugen lassen zu können. »Sie haben recht, Dirk. Absolut. Wenn wir erst einmal eine Kontrolle zulassen … nein, Sie haben recht. Die Kerle werden zu ihren alten Teufeleien zurückkehren, nicht wahr. Natürlich. Und es ist höchste Zeit, daß die Chinesen sehen, was Gerechtigkeit wirklich ist. Gesetz und Ordnung. Ja. Sie haben recht.«
»Schließen Sie den Brief, so wie's der Kaiser tun würde: ›Fürchte dies und gehorche zitternd‹, und dann unterschreiben Sie mit Ihrem vollen Titel«, sagte Struan und öffnete die Tür der Kajüte.
»Stabswachtmeister!«
»Jawohl, Sir.«
»Mr. Sinclair, der Sekretär Seiner Exzellenz, soll sich umgehend hier einfinden.«
»Jawohl, Sir.«
Longstaff beendete das Schreiben und las es noch einmal durch. »Ist das nicht ein bißchen schroff, Dirk? Ich meine, keiner seiner Titel und dieses Ende, das wie ein Dekret des Kaisers klingt?«
»Darauf kommt es ja gerade an. Sie werden es doch in der Zeitung veröffentlichen wollen.«
»Aber es ist ein geheimes Dokument.«
»Es ist ein historisches Dokument, Will. Eins, auf das Sie stolz sein können. Außerdem eins, das Ihnen die Anerkennung des Admirals einbringen wird. Warum war er übrigens so zornig?«
»Ach, das übliche.« Longstaff ahmte den Admiral nach. »›Hol mich der Teufel, Sir, man hat uns hierher geschickt, damit wir gegen die Heiden kämpfen. Nach zwei Landungen, bei denen wir auf keinen nennenswerten Widerstand gestoßen sind, haben Sie einen schändlichen Vertrag abgeschlossen, durch den wir weit weniger erhalten als das, was Sie im Auftrag des Außenministers hätten verlangen sollen. Wo sind die offenen Häfen, die zu fordern man Ihnen befohlen hatte?‹ Wissen Sie ganz sicher, Dirk, daß es die richtige Methode ist, weniger zu verlangen? Ich weiß, daß Sie schon früher diesen Standpunkt vertreten haben, aber die Händler scheinen der Ansicht zu sein, es sei ein schwerer Fehler. Ich meine, keine offenen Häfen zu haben.«
»Hongkong ist wichtiger, Will.«
»Gut, wenn Sie so sicher sind. Der Admiral ist auch wegen einiger Desertionen verärgert und auch über die Verzögerung bei der Durchführung der Verordnung gegen den Schmuggel. Außerdem haben alle Händler stürmisch protestiert.«
»Unter Brocks Führung?«
»Ja. Ein übler Kerl mit schlechten Manieren.«
Struans Herz zog sich zusammen. »Haben Sie den Händlern etwa gesagt, daß Sie den Befehl zurückziehen werden?«
»Ich habe es nicht so deutlich ausgesprochen, Dirk, aber ich habe durchblicken lassen, er würde widerrufen.«
»Und Sie haben auch dem Admiral gegenüber durchblicken lassen, Sie würden den Befehl widerrufen?«
»Nun, ich habe nur zu verstehen gegeben, es sei nicht ratsam, die Sache durchzuführen. Er war äußerst gereizt und erklärte, er würde seine Ansicht der Admiralität zur Kenntnis bringen.« Longstaff seufzte auf und gähnte. »Wahrhaftig, er hat keine Ahnung von den Problemen. Nicht die geringste. Ich wäre Ihnen äußerst dankbar, Dirk, wenn Sie ihm einmal erklärten, was ›Handel‹ wirklich ist. Ich habe es versucht, aber es ist mir nicht gelungen, seinem Schädel etwas Vernunft einzuhämmern.«
Und mir gelingt es bei dir auch nicht, Willie, dachte Struan. Wenn Robb das Opium gekauft hat, stecken wir noch tiefer im Dreck. Hat er es nicht gekauft, sind wir trotzdem erledigt. Es sei denn, ein gutes Geschäft … ein verfluchter Mandarin gegen eine verfluchte Million.
»Ich wüßte wirklich nicht, was ich ohne den Rat Ihres Vaters anfangen sollte, Culum.« Longstaff nahm sich eine Prise aus einer mit Juwelen besetzten Schnupftabaksdose. Verdammt, dachte er, ich bin ein Diplomat und kein Kriegstreiber. Gouverneur von Hongkong ist nichts weiter als ein Sprungbrett. Bin ich erst einmal Gouverneur von Hongkong, muß etwas des Weges kommen, was sich lohnt. Vielleicht Bengalen, Jamaika … das wäre eine gute Sache. Kanada? Nein, viel zu kalt. Bengalen oder ein anderer der indischen Staaten. »In Asien ist alles sehr kompliziert, Culum. Man hat es mit so vielen verschiedenen Ansichten und Interessen zu tun – mit denen der Krone, der Händler, der Missionare, der Königlichen Marine, der Armee und der Chinesen, und sie alle liegen im Widerstreit miteinander. Und, hol mich der Teufel, die Chinesen sind auch noch in verschiedene feindliche Gruppen aufgesplittert. Die Kaufleute, die Mandarine und die Mandschu-Oberherren.« Er zog in beiden
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