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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Mauss ungeduldig.
    »Das bedeutet wieder Krieg«, erklärte Brock. »Na gut, sage ich.« Er blickte spöttisch zu Struan hinüber. »Hab' ich Ihnen doch gleich gesagt. Das haben Sie nun davon – einen milden Vertrag mit so einem Gesindel abzuschließen.«
    »Das ist nur irgendeine List«, erwiderte Struan ruhig. Aber in seinem Innern war er von dem, was geschah, wie betäubt. »Ti-sen ist der reichste Mann in China. Der Kaiser hat sich nur einen Sündenbock geholt. Und dazu Ti-sens ganzes Vermögen. Hier handelt es sich nur darum, wieder einmal das Gesicht zu wahren, und der Kaiser wahrt hiermit sein Gesicht.«
    »Sie und Ihr Gesicht!« rief Brock, nun keineswegs mehr belustigt. »Rot anlaufen wird Ihr Gesicht! Vertrag zu Ende, kein Handel mehr, kein Hongkong mehr, Sie auch erledigt, und da reden Sie mir noch davon, das Gesicht zu wahren.«
    »Sie sehen das völlig verkehrt, Tyler. Hongkong hat gerade erst angefangen«, entgegnete Struan. »Es gibt sehr viel, was gerade erst angefangen hat.«
    »Richtig. Der Krieg, zum Beispiel.«
    »Und wenn es einen Krieg gibt, wo hat die Flotte ihren Stützpunkt? Macao ist heute ebenso nutzlos wie früher – es gehört zum Festland, und die Chinesen können ganz nach Belieben darüber herfallen. Aber nicht über unsere Insel! Nicht, wenn unsere Flotte sie schützt. Ich gebe zu, daß wir ohne Hongkong erledigt wären. Daß wir ohne die Insel nicht wieder im Norden Krieg führen könnten. Niemals. Und daß wir auch die Festlandhäfen oder die Niederlassungen, die wir später irgendwann mal bauen, nicht beschützen könnten. Hören Sie gut zu, Tyler: Hongkong ist der Schlüssel zu China. Hongkong wird sich über kurz oder lang bezahlt machen.«
    »Weiß ich doch alles, is' immer gut, 'ne Inselfestung zu haben, bei Gott!« brüllte Brock über das Gewirr der Zustimmung hinweg. »Hongkong is' aber nich' der einzige Ort, behaupte ich. Tschuschan wäre besser.«
    »Tschuschan läßt sich nicht so verteidigen wie Hongkong«, entgegnete Struan triumphierend, denn er wußte, daß Brock mit ihm im gleichen Boot saß – wie alle anderen auch. »Dieser ›unfruchtbare, triefende Felsen‹, wie Sie ihn nennen, ist unsere ganze gottverdammte Zukunft.«
    »Vielleicht, vielleicht auch nicht«, erwiderte Brock mürrisch. »Werd'n wir noch sehen. Aber Sie werden auf keinen Fall Ihre Freude an Hongkong haben. Ich bekomme den Hügel, und Sie sind erledigt.«
    »Seien Sie sich dessen nur nicht zu sicher.« Struan beobachtete erneut die Vorgänge auf dem Platz. Noch immer hob und senkte sich die Geißel. Er hatte Mitleid mit Ti-sen, der unverdient in eine Falle geraten war. Er hatte sich ja nicht die Stellung als Chinesischer Bevollmächtigter ausgesucht – er hatte lediglich den Befehl erhalten, diese Aufgabe zu übernehmen. Er war ein Gefangener der Zeit, in der er lebte. Und ebenso wurden Struan, Longstaff, Brock, der Hoppo und sie alle von der Strömung mitgerissen, nachdem sie nun einmal hineingeraten waren. Die Folgen würden genauso unerbittlich sein wie die Geißel. Genau wie beim erstenmal würde man gegen Kanton vorrücken, zunächst die Befestigungen im Vorfeld Kantons einnehmen und dann die Stadt bedrohen. Man brauchte die Stadt nicht einmal einzunehmen, denn Kanton würde schon vorher ein Lösegeld zahlen. Wehten dann im Sommer die günstigen Winde, segelte man erneut nach Norden, zur Mündung des Peiho, und würde dort landen; und wieder einmal würde der Kaiser, auch er ein Gefangener der Umstände, sofort um Frieden bitten. Der Vertrag behielte seine Gültigkeit, weil er allen Seiten gerecht wurde. Im Verlauf der Jahre würden dann die Chinesen nach und nach ihre Häfen freiwillig öffnen – denn sie mußten sehen, daß die Briten viel anzubieten hatten: Gesetz, Gerechtigkeit, Unantastbarkeit des Eigentums und Freiheit. Der gewöhnliche Chinese will doch genau dasselbe, was auch wir wollen, dachte er, und es gibt zwischen uns überhaupt keine Unterschiede. Miteinander können wir zum Wohle aller arbeiten. Vielleicht werden wir den Chinesen helfen, die barbarischen Mandschus hinauszuwerfen. Das alles wird geschehen, wenn wir jetzt einen vernünftigen Vertrag zustande bringen. Wir sind geduldig und spielen das chinesische Spiel nach chinesischen Regeln. Hier wird die Zeit nicht nach Tagen oder Jahren gemessen, sondern nach Generationen. Und alles ist in Ordnung, solange wir Handel treiben können, während wir warten. Ohne den Handel würde die Welt wieder zu dem werden, was sie einst

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