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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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lachte auf. »Ich glaube, Mr. Brock hat ein Vertrauensvotum verdient.«
    »Bei Gott, Mr. Brock, Sie sind wirklich gerissen«, rief Masterson. »Ein dreifaches Hoch auf Mr. Brock!« Alle brüllten, und Brock lächelte. »Danke euch herzlich, Männer. Und nun holen wir uns am besten noch 'n bißchen Schlaf. Wird jetzt nicht viel passieren.«
    »Gott im Himmel! Sehen Sie mal!« Mauss deutete zum Fenster hinaus. Er hatte die Augen weit aufgerissen.
    Aus der Hog Street strömte ein Zug von Menschen mit Gongs, Trommeln und Laternen auf den Platz. Bannermänner mit vielschwänzigen Geißeln gingen vor ihm her und bahnten ihm mit wuchtigen Schlägen einen Weg durch die Menge. An der Spitze des Zuges schritt ein Mann von mächtigem Umfang. Er trug zwar kostbare Gewänder, war aber barfuß und ohne Hut und schwankte unter der Last schwerer Ketten.
    »Allmächtiger Gott!« stieß Struan hervor. »Das ist doch Ti-sen!«
    Der Zug wand sich bis zur Mitte des Platzes, wo er anhielt. Mit Ausnahme Jin-kwas nahmen alle Co-hong-Händler an diesem Umzug teil. Keiner von ihnen trug jedoch die Zeremonialknöpfe am Hut, die den Rang anzeigten. Schlotternd standen sie da. Die Menge begann höhnisch zu schreien und zu zischen. Da schlug der Anführer der Bannermänner, ein großer, schwarzbärtiger Krieger, auf einen riesigen Gong, und die Menge schwieg augenblicklich.
    Eine offene Sänfte, vor und hinter ihr Bannermänner zu Pferd, wurde auf den Platz getragen. In ihr saß, in feierlichem Ornat in Grau und Scharlachrot, Hi'pia-kho, der kaiserliche Hoppo. Er war ein vierschrötiger, fetter Mandschu-Mandarin, dem der Kopf unmittelbar auf den Schultern zu sitzen schien. In der Hand trug er als Zeichen seines Amtes den elfenbeinernen, jadebesetzten kaiserlichen Fächer.
    Die Sänfte des Hoppo wurde mitten auf dem Platz abgestellt, und der Anführer der Bannermänner schrie einen Befehl. Alle Leute auf dem Platz machten dreimal Kotau und erhoben sich dann wieder.
    Der Hoppo entrollte ein Papier und begann es im Schein einer Laterne, die ein Bewaffneter hochhielt, mit hoher Stimme zu verlesen.
    »Was sagt er?« fragte Brock zu Mauss gewandt.
    »Seht mal, da ist ja der alte Hau-kwa!« rief Masterson und lachte in sich hinein. »Und wie er zittert, hat sich wahrscheinlich schon …«
    »Ruhe bitte! Kann nichts verstehen!« rief Mauss nervös. Er beugte sich weit zum Fenster hinaus, und alle lauschten.
    »Es ist ein kaiserliches Edikt«, erklärte Mauss hastig. »›Und der Verräter Ti-sen, unser ehemaliger Vetter, ist sofort in Ketten zu legen und als zum Tode Verurteilter in unsere Hauptstadt zu bringen und …‹ – ich kann nichts mehr verstehen. Augenblick mal – ›und der schändliche Vertrag, der als Konvention von Tschuenpi bezeichnet wird und den er ohne unsere Vollmacht unterzeichnet hat, wird hiermit widerrufen. Den Barbaren wird befohlen, unser Reich unter Androhung sofortiger, jedoch langsamer Hinrichtung zu verlassen, was für Kanton ebenso wie für Hongkong gilt, und …‹«
    »Das kann ich nicht glauben!« rief Roach spöttisch.
    »Halt's Maul. Wie soll Mauss denn etwas verstehen?«
    Mauss lauschte angespannt der unheimlichen, hohen Stimme, die sich über das drückende Schweigen erhob. »Wir werden ausgewiesen«, sagte er. »Und wir haben für alle Mißhelligkeiten, die wir verursacht haben, Schadenersatz zu zahlen. Handel nur im Rahmen der Acht Verordnungen. Königin Victoria wird befohlen, sich in Trauerkleidung in Kanton einzustellen – und nun noch etwas … klingt nach Belohnung, die auf unsere Köpfe ausgesetzt ist – ›und zum Zeichen unserer Ungehaltenheit wird Ti-sen, der Verbrecher, öffentlich ausgepeitscht und sein gesamtes Vermögen eingezogen. Fürchtet dies und gehorcht zitternd!‹«
    Der Anführer der Bannermänner näherte sich Ti-sen und deutete mit seiner Geißel auf den Boden. Kreideweiß kniete Ti-sen nieder; der Anführer der Bannermänner hob seine Geißel und ließ sie auf Ti-sens Rücken niedersausen. Immer und immer wieder. Auf dem weiten Platz war nichts weiter mehr zu hören als dieses Niedersausen der Geißel. Ti-sen fiel vornüber aufs Gesicht, und der Bannermann schlug immer weiter zu.
    »Es ist nicht zu glauben«, sagte Masterson.
    »Das ist doch unmöglich!« stieß Mauss hervor.
    »Wenn sie Ti-sen das antun, werden sie uns wahrhaftig alle umbringen.«
    »Unsinn! Wir können ganz China erobern – jederzeit.«
    Brock brach in wieherndes Gelächter aus.
    »Was ist denn da so komisch?« fragte

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