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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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war – eine Hölle, in der nur der stärkste Arm und die schärfste Peitsche das Gesetz diktiert. Die Sanftmütigen werden niemals die Erde besitzen. Aber zumindest können sie durch das Gesetz geschützt werden, damit sie ihr Leben so leben können, wie sie wollen.
    Nachdem Ti-sen hundert Schläge erhalten hatte, hoben die Bannermänner ihn auf. Blut strömte ihm über Gesicht und Nacken, und der Rücken seines Gewandes war zerfetzt und blutig. Die Menge jubelte und johlte. Ein Bannermann schlug auf den Gong, aber die Menge achtete nicht darauf; da prügelten und peitschten die Bannermänner auf die Leute ein. Schreie stiegen aus der Menge auf, sie wich zurück und verfiel von neuem in Schweigen.
    Der Hoppo machte eine gebieterische Handbewegung zum Garten hin. Die Sänfte wurde angehoben; die Bannermänner gingen voraus und bahnten ihr mit den Peitschen einen Weg zu den Chinahändlern.
    »Kommen Sie mit«, sagte Struan zu Mauss und Brock. »Die anderen halten sich für den Fall eines Angriffs bereit.« Er eilte in den Garten hinaus, Brock und Mauss dicht hinter ihm.
    »Haben Sie den Verstand verloren?« rief Brock.
    »Nein.«
    Sie beobachteten gespannt, wie die Menge auseinanderwich und die Bannermänner am Gartentor erschienen. Der Hoppo blieb in seiner Sänfte, rief ihnen aber mit anmaßender Stimme etwas zu.
    »Er befiehlt Ihnen, eine Abschrift des Ediktes entgegenzunehmen, Mr. Struan«, sagte Mauss.
    »Erklären Sie ihm, daß wir keine zeremonielle Kleidung angelegt haben. Eine so bedeutsame Angelegenheit bedarf eines großen Zeremoniells, um ihr die ihr gemäße Würde zu verleihen.«
    Der Hoppo schien verblüfft. Nach einer Weile begann er erneut zu reden. »Er sagt: ›Barbaren kennen kein Zeremoniell und können sich daher auch nicht seiner Mißachtung schuldig machen. Jedoch hat der Sohn des Himmels all denen Gnade zugesichert, die ihn fürchten. Eine Deputation wird am Morgen zur Stunde der Schlange in meinen Palast kommen.‹«
    »Wann, zum Teufel, ist denn das?« fragte Brock.
    »Neun Uhr früh«, antwortete Mauss.
    »Werd'n doch unseren Kopf nich' in so 'ne gottverdammte Schlinge legen. Antworten Sie ihm, er soll verduften.«
    »Sagen Sie ihm«, fuhr Struan fort, »daß es uns nach Acht Verordnungen nicht gestattet ist, uns persönlich dem erhabenen Hoppo zu nähern, sondern daß wir die Dokumente vom Co-hong hier in der Niederlassung entgegennehmen müssen. Die Stunde der Schlange läßt uns auch nicht genügend Zeit.« Er blickte auf; die Dämmerung kroch am Himmel empor. »Wie heißt die elfte Nachtstunde?«
    »Die Stunde der Ratte«, antwortete Mauss.
    »Dann sagen Sie ihm, daß wir das Dokument vom Co-hong hier und mit dem schuldigen Zeremoniell zur Stunde der Ratte entgegennehmen werden. Morgen nacht.«
    »›Schuldiges Zeremoniell‹ is' 'ne feine Sache, Dirk«, sagte Brock. »Gibt uns Zeit genug, ihnen einen blutigen Empfang zu bereiten!«
    Mauss lauschte dem Hoppo. »Er sagt, daß der Co-hong das Edikt zur Stunde der Schlange abgeben wird – das wäre heute neun Uhr früh. Alle britischen Barbaren haben die Niederlassung zur Stunde des Schafes – heute ein Uhr nachmittags – zu verlassen.«
    »Sagen Sie ihm, daß uns bis ein Uhr nachmittags nicht genügend Zeit bleibt. Morgen zur Stunde des Schafes.«
    »Er sagt, wir hätten die Niederlassung heute bis drei Uhr zu räumen – das wäre die Stunde des Affen –, und daß unser Leben bis zu dieser Stunde verschont wird und wir unbehelligt abziehen dürfen.«
    »Sagen Sie ihm: morgen zur Stunde des Affen.«
    Der Hoppo gab Mauss eine Antwort und stieß dann barsch einen Befehl aus. Seine Sänfte wurde angehoben, und der Zug formierte sich von neuem. »Er hat gesagt, wir müßten heute aufbrechen. Zur Stunde des Affen. Heute nachmittag drei Uhr.«
    »Soll ihn der Teufel holen!« rief Struan zornig. Der Zug näherte sich nun der Hog Street. Einer der Bannermänner stieß Ti-sen hinter die Sänfte und peitschte den Taumelnden vorwärts. Andere gingen gegen die Menge vor, die vom Platz strömte. Die Bannermänner blieben in zwei Gruppen aufgestellt. Die eine rückte näher an die Niederlassung heran und schnitt sie von der Hog Street ab; die andere wurde im Westen aufgestellt. Damit war die Niederlassung umzingelt.
    »Warum haben Sie so energisch auf 'nen Aufschub gedrängt?« fragte Brock.
    »Nichts weiter als normale Verhandlungstaktik.«
    »Wissen doch ganz genau, daß ein Aufschub nach dem, was Ti-sen zugestoßen ist, noch mehr kosten würde,

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