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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wurden losgeworfen, und die Lorcha löste sich vom Kai. Struan führte May-may und Ah Gip die Treppe hinab auf das untere Deck. Dort wandte er sich nach achtern, wo die große Kajüte liegen mußte, und öffnete die Tür. Drinnen saßen fünf Chinesen. Er machte ihnen ein Zeichen, sie sollten hinausgehen. Widerstrebend erhoben sie sich, traten hinaus und musterten dabei May-may von oben bis unten. Auch sie bemerkten ihre Füße.
    Die Kajüte war klein, hatte vier Kojen und war mit einem plumpen Tisch und einem ebenso plumpen Schemel eingerichtet. Es roch nach Hanf und verfaulendem Fisch. Wung stand an der Kajütentür und betrachtete forschend May-may.
    »Für was Cow Chillo? Nicht können.«
    Struan beachtete ihn nicht. »May-may – du Tür verschließen, heja? Tür nur öffnen mein Klopfen, versteh'?«
    »Versteh', Maste'.«
    Struan trat zur Tür und machte Wung ein Zeichen, ihm zu folgen. Er hörte, wie hinter ihm abgeriegelt wurde, und sagte dann: »Gehen Laderaum!«
    Wung führte ihn in den Laderaum. Die vierzig Kisten standen in zwei ordentlichen Reihen an den Schiffsseiten entlang, so daß ein breiter Gang zwischen ihnen blieb.
    »Was in Kiste, heja?« fragte Struan.
    Wung schien verblüfft. »Für was Sie das sagen, heja? Ganz gleich. Maste' Jin-kwa sagen.«
    »Wieviel Männer wissen?«
    »Nur mich! Wenn alle wissen, ajii jah!« sagte Wung und fuhr sich mit einem Finger über die Kehle.
    Struan brummte. »Bewachen Tür.« Er suchte sich auf gut Glück eine Kiste heraus und öffnete sie mit einem Stemmeisen. Er blickte auf das Silber hinab und hob dann einen der Silberbarren der obersten Schicht heraus. Er spürte Wungs Erregung, und das steigerte seine eigene. Er legte den Barren zurück und setzte den Deckel wieder auf die Kiste.
    »Für was Cow Chillo, heja?« fragte Wung.
    »Cow Chillo mein. Schluß.« Struan überzeugte sich davon, daß der Deckel wieder fest saß.
    Wung steckte die Daumen in den Gürtel seiner zerlumpten Hose. »Essen? Können?«
    Struan stieg an Deck und überprüfte die Takelage und die Segel. Ein Vierpfünder stand auf dem Vorschiff und noch einer am Heck. Er stellte fest, ob die beiden geladen und schußbereit waren, das Pulverfaß voll und das Pulver trocken. Kartätsche und Kugeln lagen griffbereit. Er befahl Wung, die Mannschaft antreten zu lassen, und ergriff einen Belegnagel. Es waren acht Mann an Bord.
    »Du sagen«, befahl er Wung, »alle Messer, alle Bum-bum an Deck, viel schnell-schnell.«
    »Ajii jah, nicht können«, widersprach Wung. »Viel Pirat in Fluß. Menge …«
    Struans Faust traf ihn an der Kehle und warf ihn gegen das Schandeck. Die Männer redeten zornig miteinander und sahen so aus, als wollten sie sich auf Struan stürzen, aber der erhobene Belegnagel entmutigte sie.
    »Alle Messer, alle Bum-bum an Deck, viel schnell«, wiederholte Struan, und seine Stimme war hart.
    Wung richtete sich benommen auf und murmelte etwas auf kantonesisch. Einen Augenblick blieb es unheimlich still. Dann warf er sein Messer aufs Deck, und die anderen folgten mürrisch seinem Beispiel.
    Struan befahl ihm, die Messer einzusammeln und sie in ein Stück Sackleinwand zu wickeln, das an Deck lag. Dann ließ er die Mannschaft sich umdrehen und begann jeden einzelnen von ihnen zu durchsuchen. Beim dritten Mann fand er eine kleine Pistole und schlug ihm das Kolbenende von der Seite her gegen den Kopf. Die anderen Männer ließen noch vier Messer auf das Deck fallen, und Struan bemerkte, wie Wung eine kleine Kriegsaxt über Bord warf.
    Nachdem die Durchsuchung beendet war, befahl er den Männern, an Deck zu bleiben. Er nahm die Waffen mit sich und durchsuchte sorgfältig das ganze übrige Schiff. Unter Deck war niemand verborgen. Aber er fand in einem Versteck vier Musketen, sechs Säbel, vier Bogen mit den dazugehörigen Pfeilen und hinter einigen Kisten drei Kampfeisen, die er alle in die Kajüte trug.
    »Heja, May-may, du hören, was oben geschehen?« flüsterte er.
    »Ja«, sagte sie ebenso leise. »Du sagen, wir können reden Englisch, sicherer vor Ah Gip. Du jetzt nicht wollen?«
    »Ich vergaß es. Gewohnheit. Nein, meine Kleine, alles in Ordnung.«
    »Warum hast du Wung geschlagen? Er ist doch Jin-kwas Vertrauensmann, nein?«
    »Die Ladung ist der Magnetstein auf dieser Reise.«
    »Magnetstein?«
    »Du könntest auch Magnet sagen oder Kompaßnadel oder Anziehungskraft.«
    »Oh, ich verstehe.« May-may setzte sich auf den Rand einer Koje. Ihre Nasenflügel bebten, weil es so stark

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