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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und es ihm erlaubt, Gorth zu demütigen. Durch ein Messer, das er ihm ins Gekröse stieß. Oder durch die Peitsche.
    Da war noch Culum. Was hatte er inzwischen angestellt? Warum hatte er nicht geschrieben? Ach, und auch Robb. Und welchen Unfug hatte sich Longstaff inzwischen erlaubt?
    Das Glockenspiel schlug dreiviertel zwölf. Struan weckte May-may. Sie gähnte und streckte sich gemächlich wie eine Katze. Ah Gip war in dem Augenblick, in dem sich Struan gerührt hatte, aufgestanden und sammelte bereits die Sachen ein.
    »Ist die Lorcha gekommen?« fragte May-may.
    »Nein. Aber wir können hinuntergehen und uns bereithalten.«
    May-may flüsterte Ah Gip etwas zu, die daraufhin die Nadeln aus May-mays Haaren nahm und diese kräftig bürstete. May-may schloß genießerisch die Augen. Dann flocht Ah Gip das Haar so, wie es eine Hoklo trug und band es mit einem roten Band zusammen.
    May-may rieb ihre Hände mit Staub und machte sich das Gesicht schmutzig. »Was ich alles für dich tue, Tai-Pan! Dieser dreckige Schmutz wird die Schönheit meiner Haut zerstören. Ich werde viel Silber brauchen, um das in Ordnung zu bringen. Wieviel, heja?«
    »Mach, daß du weiterkommst!«
    Vorsichtig ging er ihnen voraus die Treppe hinunter in den Speisesaal, machte ihnen ein Zeichen, sich wieder geduldig niederzulassen, und trat ans Fenster. Der Platz war noch immer menschenleer. Auf den zusammengedrängten Sampans der schwimmenden Dörfer brannten hier und dort Öllampen. Von Zeit zu Zeit bellte ein Hund, Feuerwerkskörper krachten, streitende Stimmen erhoben sich und wurden wieder zum Schweigen gebracht. Dazwischen waren auch fröhliche Stimmen zu vernehmen – und das stets gegenwärtige Klack-klack von Mah-Jongg-Steinen, die auf ein Deck oder einen Tisch geknallt wurden, und eintöniges Geschwätz. Rauch stieg von Herdfeuern auf. Dschunken, Lorchas und Sampans schwammen in der Mündung. Alles – die Laute, die Gerüche, das wenige, was die Nacht ihn sehen ließ – erschien Struan normal, ausgenommen vielleicht die Leere auf dem Platz. Er hatte geglaubt, es würde von Menschen wimmeln. Nun aber mußten sie einen freien Raum überqueren, und bei diesem Mondschein waren sie auf Hunderte von Yards zu sehen.
    Die Glocke schlug Mitternacht.
    Er wartete, beobachtete und wartete.
    Die Minuten zogen sich in die Länge, und nach einer Ewigkeit schlug die Uhr Viertel. Dann halb.
    »Vielleicht liegt die Lorcha weiter südlich«, sagte May-may und unterdrückte ein Gähnen.
    »Ja. Wir warten noch eine halbe Stunde, und dann sehen wir uns um.«
    Fast auf den Glockenschlag der vollen Stunde erblickte er die beiden Laternen auf einer Lorcha, die den Fluß herabkam. Das Schiff war zu weit von ihm entfernt, als daß er das rot gemalte Auge hätte erkennen können. Er hielt den Atem an und wartete. Die Lorcha trieb vor dem Wind sanft und träge dahin. Sie lag tief im Wasser. Das war ein gutes Zeichen, denn das Silber mußte viele Tonnen wiegen. Nachdem das Schiff das Nordende der Niederlassung passiert hatte, änderte es die Richtung und schlich an den Kai heran. Zwei Chinesen von der Mannschaft sprangen mit Leinen an Land und machten das Schiff fest. Zu seiner Erleichterung trat ein anderer Chinese an die Laterne am Bug, blies sie aus und zündete sie, wie dies als Signal verabredet war, erneut an.
    Struan spähte in das Halbdunkel hinein, ob nicht irgendwo Gefahren lauerten. Es war nichts zu erkennen. Er überprüfte noch einmal seine Pistolen und steckte sie sich in den Gürtel. »Folgt mir jetzt, schnell!«
    Leise ging er bis zur Eingangstür, schloß sie auf und führte sie vorsichtig durch den Garten. Er öffnete das Tor, und sie eilten über den Platz. Struan hatte das Gefühl, als ob ganz Kanton sie beobachtete. Bei der Lorcha angelangt, erblickte er das rot gemalte Auge und erkannte auf dem Achterdeck den Mann, der ihn zu Jin-kwa geführt hatte. Er half May-may an Bord. Ah Gip sprang ohne Mühe hinüber.
    »Für was zwei Cow Chillo, heja? Nicht können!« sagte der Mann.
    »Dein Name, was können?« fragte Struan.
    »Wung, heja!«
    »Cow Chillo mein. Ablegen, Wung!«
    Wung bemerkte May-mays winzige Füße, und seine Augen verengten sich. May-mays Gesicht vermochte er nicht zu sehen, denn sie hatte sich den Sampanhut tief in die Stirn gedrückt. Struan gefiel es nicht, daß Wung gezögert hatte, auch nicht die Art und Weise, in der er May-may ansah. »Ablegen!« rief er schroff und ballte die Faust. Wung gab einen kurzen Befehl. Die Leinen

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