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Tai-Pan

Tai-Pan

Titel: Tai-Pan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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verschlungenen Wasserstraßen bis zur Südseite der Insel schleichen, wo sie sich treffen würden. Vor der Marmorpagode. Die Pagode war zweihundert Fuß hoch und leicht zu sehen.
    »Aber warum, Tai-Pan?« hatte Mauss gefragt. »Das ist gefährlich. Wozu dieses ganze Risiko?«
    »Hauptsache, Sie sind da, Mauss«, hatte er geantwortet.
    Als der Sampan an die Landestelle gelangte, ergriff Struan ein paar große Körbe, die er sich schon zurechtgestellt hatte, und eilte durch die Menge zum Gartentor. Niemand beachtete ihn. Kaum war er drinnen, warf er die Körbe weg, trat ans Fenster des Speisesaals und spähte vorsichtig durch die Vorhänge hinaus.
    Seine Lorcha hatte sich schon ein gutes Stück entfernt. Brock befand sich im mittleren Wasserarm, nahm Fahrt auf, und seine Segel blähten sich, als die Brise einfiel. Gorth stand auf dem Achterdeck, und Struan konnte seine Schimpfworte noch ganz schwach vernehmen. Brock lehnte auf Backbord am Schandeck und starrte flußab. Vargas hatte soeben überprüft, ob die Kontorangestellten vollzählig waren, und ging nun zum Garten zurück.
    Struan schlich rasch aus dem Speisesaal hinaus und lief leise nach oben. Vom Treppenabsatz aus sah er Vargas die Diele betreten, sich ein letztes Mal umschauen und wieder hinausgehen. Struan hörte, wie der Schlüssel in der Tür herumgedreht wurde. Er atmete erleichtert auf und stieg eine schmale Treppe zum Speicher hinauf. Er drängte sich an alten Kisten vorbei und ging vorsichtig bis zum vorderen Teil des Hauses.
    »Hallo, Tai-Pan!« rief May-may. Wieder trug sie ihre schmutzige Hoklo-Hose und die wattierte Jacke, hatte sich aber diesmal das Gesicht nicht verschmiert. Sie kniete hinter ein paar Kisten auf einem Kissen. Ah Gip erhob sich, verneigte sich und kauerte sich dann ergeben neben dem Bündel mit Kleidern und den Kochgeräten nieder. May-may deutete auf ein anderes Kissen ihr gegenüber und auf das Tricktrackbrett, das bereitstand. »Wir spielen, gleicher Einsatz, heja?«
    »Nur einen Augenblick, Kleines.«
    Der Speicher hatte eine Dachluke und noch ein Fenster in der Giebelwand. Ohne sich zu gefährden, konnte Struan den ganzen Plan überblicken. Die Leute eilten noch immer hin und her, fluchten und nahmen im letzten Augenblick Veränderungen vor. »Hast du mich gesehen?«
    »Oh, ja, sehr sogar«, antwortete sie. »Aber wir haben dich von oben beobachtet. Vielleicht unten niemand hat etwas gesehen. Warum hat Brock seinem Sohn ins Gesicht geschlagen, heja?«
    »Ich weiß gar nicht, daß er es getan hat.«
    »Ja. Zweimal. Und was für Schläge! Wir haben gelacht, bis wir beinahe erstickten. Der Sohn hat fast zurückgeschlagen. Ich hoffe, sie kämpfen – bringen sich gegenseitig um –, dann kein Geld zurückzahlen müssen. Ich finde dich noch immer phantastisch verrückt, nicht einfach einen Piraten zu bezahlen, ihn aufzumorden.« Sie setzte sich aufs Kissen und wechselte dann wieder mit einem Fluch auf die Knie zurück.
    »Was ist los?«
    »Mein Po, sie tut noch immer weh.«
    » Er tut noch immer weh«, verbesserte er.
    »Sie. Ich habe Scherz gemacht. Ajiii jah, diesmal gewinne ich, jage dich zum Teufel und hole alle meine Dolla' zurück.« Sie fügte mit unschuldigem Gesicht hinzu: »Wieviel schulde ich? Vierzehntausend?«
    »Du erinnerst dich sehr gut.«
    Er setzte sich und griff zum Würfelbecher. »Vier Spiele. Dann schlafen. Wir haben eine lange Nacht vor uns.« Er warf die Würfel, und sie fluchte.
    »Was einen Joss du hast! Zweimal sechs, zweimal sechs, die Pest über zweimal sechs!« Sie warf die Würfel, erzielte das gleiche Ergebnis, knallte den Becher hin und jubelte laut auf: »Gute, liebe, süße doppelte Sechs!«
    »Schrei nicht so, oder wir spielen nicht weiter.«
    »Hier sind wir sicher, Tai-Pan. Würfel! Mein Joss ist gut heute!«
    »Hoffen wir, daß er sehr gut ist«, meinte er. »Und morgen auch.«
    »Ajiii jah, morgen, Tai-Pan! Heute. Nur heute zählt.« Wieder würfelte sie. Noch einmal eine doppelte Sechs. »Lieber, süßer Würfel, ich bete dich an.« Dann furchte sie die Stirn. »Was bedeutet eigentlich ›anbeten‹?«
    »So ähnlich wie lieben.«
    »Und ›lieben‹?«
    Struan kniff die Augen zusammen und drohte ihr mit einem Finger. »Darauf, dir das zu erklären, werde ich mich nicht mehr einlassen.« Einmal hatte er versucht, ihr auseinanderzusetzen, was Liebe bedeutete. Aber es gab kein chinesisches Wort für die europäische Auffassung von Liebe.
    Die Großvateruhr begann elf zu schlagen. Struan

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